Storchen-Spähprogramm Höchstadt startet wieder
Autor: Christian Bauriedel
Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 27. Februar 2014
Seit Donnerstag können die Höchstadter in der Sparkasse und im Netz wieder die Störche auf dem Alten Rathaus beobachten. "Storchenvater" Edmund Lenz hat schon einen Namen für den ersten Baby-Storch ausgesucht.
Mit der Privatsphäre ist es für Anna von Steinfeld und Gerome de Vias dahin. Die Höchstadter haben seit gestern beim Geldabheben in der Sparkasse wieder Gelegenheit, die Weißstorchdame und ihren aus Frankreich stammenden Gatten zu beaobachten. Die Storchenkamera liefert pünktlich zur neuen Saison wieder intime Live-Bilder aus dem Nest auf dem Alten Rathaus. Im Netzund auf dem Monitor im Bankfoyer. Spähprogramm im Storchennest, sozusagen.
Dass die Vögel hautnah bei Balz, Brut und Aufzucht beobachtet werden können ist das Verdienst von Edmund Lenz, dem Höchstadter "Storchenvater". Im Jahr 2001 hat er die Kamera im Horst installiert.Finanzielle Unterstützung bekommt Lenz von der Kreissparkasse Höchstadt. Vorstandsvorsitzender Herbert Fiederling ist ein wahrer Storchenfreund. "Wir werden sehr oft angesprochen: Ihr seid doch die Sparkasse mit dem Storchenfernseher im Foyer." Zusätzlich zur Tierliebe wirken die Störche anscheinend auch als guter Werbeträger.
Starkregen setzte Jungtieren zu
"Im letzten Jahr hatten wir in Höchstadt vier bebrütete Horste", sagt Lenz. Drei Jungstörche hätten es geschafft und sind ausgeflogen. Viele der Jungstörche hätten allerdings nicht überlebt. Auf dem Alten Rathaus gab es gleich fünf geschlüpfte Weißstorch-Babys. Drei von Ihnen sind gestorben. Schuld war der starke Regen: "Bei der Rettung zählt jede Stunde. Das Problem ist, dass wir die Feuerwehrdrehleiter brauchen, um ans Nest ranzukommen", sagt Lenz. Allerdings hatte die Feuerwehr selbst schon mit dem Unwetter alle Hände voll zu tun.
Ein noch tragischeres Schicksal erlitten die Jungstörche auf dem Gebäude neben der Alten Mälzerei. Ein Sturm wehte das komplette Nest mit den Eiern hinunter. Von den fünf Jungtieren auf dem Alten Rathaus konnte der "Storchenvater" zumindest zwei mit Fön und Wärmflasche vor der Unterkühlung retten.
Für die anstehende Saison ist wieder mit mindestens vier Brutplätzen in Höchstadt zu rechnen. Im letzten Jahr wurden die ersten Eier am 25. März gesichtet. "Wenn der Winter weiterhin so mild bleibt könnte es heuer noch eine Woche früher sein", sagt der "Storchenvater".
Für Herbert Fiederling von der Sparkasse hat er eine Überraschung: Als Dank für die jahrelange Unterstützung und als Geschenk für den anstehenden Ruhestand soll der erste geschlüpfte Storch in Höchstadt heuer "Herbert" heißen. Fiederling war die Freude anzusehen, dass bald ein gefiederter Namensvetter an der Aisch stolzieren wird.
Nicht jeder freut sich über die Störche
Aber nicht jeder kann sich so für die Störche begeistern. Der Brutplatz auf der Stadtpfarrkirche St. Georg zog im letzten Frühjahr den Unmut von Dekan Kilian Kemmer auf sich. Eigentlich weniger die Störche, als vielmehr deren Hinterlassenschaft an der renovierten Kirchenfassade. Auch bei Kirchgängern soll es damals zu etlichen "Streifschüssen" gekommen sein. Der Bezirk Mittelfranken hatte daraufhin die ganze Saison den Vorplatz mit Zelten überdacht. Für eine Verlegung des Nests war es aus Naturschutzgründen schon zu spät.
"Ich habe ja nichts gegen ein Nest auf der Kirche. Der Standort war nur mehr als unangemessen", sagt Dekan Kemmer. Frei nach dem Motto "Der frühe Vogel fängt den Wurm" wird von der Kirchenverwaltung nun gehandelt, bevor sich die Störche wieder niederlassen. Am Donnerstag werde ein Ersatznistplatz auf einem blinden Schlot des Pfarrheims angebracht, kündigt Georg Walcher, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats an. Der Ersatzhorst wurde im Auftrag der Pfarrei vom Vogelschutzbund angefertigt. Die Untere Naturschutzbehörde zahlt einen Grundzuschuß. "Den Großteil finanziert aber die Pfarrei", sagt Walcher. Kirchenasyl für Störche quasi.
Die Störche haben ihr Interesse an der Kirche schon bekundet. Das hat Lenz festgestellt. Am Donnerstag hat er ein Paar an einem Krähennest im Baum neben der Kirche beobachtet. "Der Ast würde ein Nest nicht tragen", sagt er. Es sei nicht auszuschließen, dass sie wieder ein Auge auf das Kirchendach geworfen haben. Aber wer weiß, vielleicht schlüpft ja Storchenbaby "Herbert" dann schon am neuen Brutplatz auf dem Pfarrheim.