Störche füttern oder nicht?
Autor: Karina Brock
, Mittwoch, 23. Januar 2019
Eigentlich sind Störche Zugvögel. Aber der Klimawandel veranlasst immer mehr, sich nicht mehr auf die beschwerliche Reise in den Süden zu machen.
Wenn wie bei den derzeitigen Temperaturen Böden, Aischüberläufe und Seen gefrieren, wird es schwierig für die Winterstörche. So nennt man die Tiere, die in unseren Gefielden überwintern, und es werden immer mehr. "Letztes Jahr waren es um die 35 im Aischgrund. Heuer konnte ich beim Abfischen im November schon um die 50 Tiere an den Weihern zählen", berichtet der Höchstadter Storchenvater Edmund Lenz. Die Vögel nähmen den Klimawandel wahr und immer mehr sparen sich deshalb die strapaziöse Reise in den Süden. "Es bleiben sogar immer mehr Jungstörche hier. Die sind eigentlich immer gezogen", so Lenz.
Wenn die Nahrung knapp wird
Nur bedeutet der Klimawandel nicht, dass es gar keinen Frost oder Schnee mehr gibt - wie derzeit bei uns und erst Recht in Südbayern zu spüren ist. Sinkt die Temperatur über längere Zeit unter den Gefrierpunkt oder deckt eine Schneeschicht Wiesen und Weiherufer zu, wird die Nahrung für die Störche knapp. "Ich fange dann an zuzufüttern, wie auch derzeit wieder", berichtet Lenz. Er sieht es auch keineswegs kritisch, wenn Privatleute den Vögeln helfen. "Störche sind Allesfresser, ich seh' da kein Problem. Man stellt ja auch Futterhäuschen für Kleinvögel auf."
Grundsätzlich ist es auch nicht verboten, Störche zu füttern, sagt Hannah Reuter-Özer, Pressesprecherin des Landratsamtes. "Das Veterinäramt weist nur daraufhin, dass man keinesfalls Fischabfälle füttern darf." Damit soll der Verbreitung von Tierseuchen vorgebeugt werden. "Allerdings sehen eine Winterfütterung auch Experten wie der Landesbund für Vogelschutz (LBV) nicht unkritisch", so Reuter-Özer.
Gewöhnung könnte Problem sein
"Im Schnee stehende Störche irritieren immer wieder verdutzte Anwohner", sagt Oda Wieding, LBV-Weißstorchexpertin. "Kälte und Schnee machen den Großvögeln aber kaum etwas aus, da sie die Wärme viel besser speichern können als zum Beispiel kleine Singvögel wie Meisen." LBV-Storchenschützer behalten die überwinternden Vögel im Auge, jedoch sei die Einrichtung einer Futterstelle eher hinderlich, weil sich so die Störche an diese gewöhnen und damit auch von einer Fütterung abhängig gemacht werden.
Erst bei wochenlanger starker Kälte oder dicker Schneedecke würde das Futter knapp werden,
wenn kein Mäuseloch mehr zu finden ist und auch alle kleinen Fließgewässer zufrieren. "Aber Störche kommen auch mal über eine Woche ganz ohne Nahrung aus", so die Expertin. Und sie kennen ihre Umgebung im Umkreis von bis zu 30 Kilometern ganz genau und streifen in der kinderlosen Zeit einfach weit umher. Auch Kompostanlagen mit entsprechendem Mäuseangebot werden gerne aufgesucht.
Finden die Störche gar keine Nahrung mehr, weichen sie in einer Winterflucht unterschiedlich weit Richtung Süden aus, zum Beispiel an den Bodensee oder durch Frankreich bis ans Mittelmeer.