Stadtchef spielt den Delfin
Autor: red
Herzogenaurach, Sonntag, 20. Januar 2013
Der KCH bot wieder einmal ein mehrstündiges Programm im Vereinshaus. Neben den vielen Garden und Büttenrednern war auch Bürgermeister German Hacker in einer ungewohnten Rolle zu sehen.
"Dässt neer scho doo bist!" Gerd Bitter, der allmächtige Herr für das Kartenkontingent und beim Einlass im Vereinshaus begrüßt in seiner fränkisch-freundlichen Art den Stargast des Abends: Michl Müller, den "Dreggsagg" aus der Nähe von Bad Kissingen.
Die Zeiger der Uhr rücken gegen halb zwölf, auf hochdeutsch 23.30 Uhr vor. Müller müsste laut Zeitplan bereits auf der Bühne stehen, der aber hat sich um gut 30 Minuten verschoben und so kann der Mann aus der Vor-Rhön ohne Hektik noch "sei Beruhigungszigareddli" und ein Pils genießen, bevor er den Vereinshaussaal zum Beben bringt.
Aus Röthenbach an der Pegnitz kommt er gerade, der smarte Unterfranke, keinerlei Starallüren, einer zum Anfassen im (bewusst) bekleckerten Arbeitsanzug und dem Werkzeugkoffer von "Elektro Müller". Zwei Auftritte am Abend in der Faschingszeit, mehr Engagements nimmt er nicht mehr an. Und das ist auch verständlich, denn Müller verausgabt sich bei seinem kabarettistischen Feuerwerk total. Vom Desaster beim Berliner Flughafenbau ("Die sollten sich ein Beispiel am Münchner FJS-Flughafen nehmen: in einer Nacht geplant, genehmigt, gebaut und am nächsten Morgen in Betrieb genommen"), über Seehofer und Stamm oder Christian Ude bis hin zur Männer-Einkaufstour ohne Navi bei LIDL spannt er seinen zeitkritischen Bogen - und der Saal bebt! Von der "Geißen-Kuh" über das Dschungelcamp oder die TV-Sex-Sendungen früh um 3 Uhr, Müller ist bestens informiert.
Ohne Zugaben geht es bei Michl Müller nicht. Und da packt er dann aus: des Herings-Dösle mit Hering in Tomatensoße, stürmisch fordert das Publikum das Lied von der "Fleischerei Fachverkäuferin" und der Dreggsagg gibt noch eins, zwei drauf: "Sex ist nicht alles - aber schön" und den "Vollwärmeschutz der Liebe". Als drinnen im Saal die große Abschlussgala läuft, steht Michl Müller mit einem Freund, der ihn chauffiert, vor dem Foyer, raucht noch "a Genuss-Zigareddli", trinkt "a Bier" und "enn Herzochenauracher Schnabbs will er aa noch!" Michl Müller, einer wie du und ich, vor allem volksnah und leutselig, ohne Starallüren, aber immer gut!
Doch der Unterfranke aus Garitz bei Bad Kissingen ist nicht alles bei der Prunksitzung des KCH; aber andere Büttenredner haben es schwer, neben dem großen Entertainer zu punkten. Günther Stock, "Weinbäuerle" aus Würzburg berichtete vom Leben aus dem "Wingert" (dem Weinberg) und drum herum. Wenn es nach ihm ginge, dann dürfte an Politiker kein Frankenwein mehr ausgeschenkt werden, denn "es ist sinnlos, Wein von einer Flasche in die andere zu schütten".
Höhepunkte sind noch immer die Garden
Aus Coburg war Bauchredner Marcelini mit seinem Hund Oskar angereist. Bei den Dialogen zwischen Herrn und Hund hat man ihn schon spritziger erlebt und mit weniger abgedroschenen Kalauern. Einmal mehr musste Bürgermeister German Hacker (SPD) am Ende von Marcelinis Bühnenschau herhalten und als Flipper im engen Kostüm auf der Bühne Delfinsprünge vorführen. Zum Glück musste er nicht als Bär Balou auftreten.
Tobias Klaus von den "Steiner Schlossgeistern" berichtete von seinem Schiausflug nach Ischgl in Tirol, vom Versuch mit Schiern als Handgepäck nach Austria zu fliegen und spannenden Begegnungen mit Schihäschen. Dazu passend dann auch seine Lieder "Ich hab´ nen Heli-Heli-Copter " und "ich hab´ ´ne Zwiebel aufn Kopf - ich bin ein Döner - denn Döner macht schöner!"
Höhepunkte bei allen Prunksitzungen des KCH sind noch immer die Garden. Wunderschön gewandet, die Bambinis als Piraten, die Jugendgarde als Würfel und Spielfiguren glänzten mit ihrer Show "Spielen wir jetzt richtig - oder Wii?", dazu die Junioren- und die Elferratsgarde mit ihren Schautänzen und die grazilen Tanzmariechen Laura Zöllner, Melissa Schöpp sowie Theresa Schaufler sind immer wieder eine Augenweide. Und dass die Männergarde so wie der Tanz von der "Creme de la Creme", bestehend aus Betreuerinnen und Näherinnen, Beifallsstürme hervorruft, versteht sich von selbst. Letztere hatten sich ein dickes Lob verdient, so wie alle Trainerinnen.
Ach ja, Orden gab es natürlich auch jede Menge. Geschmückt mit dem diesjährigen "Turmbau zu Babel-Orden" (Evangelische Kirche mit Turm) aus Herzi-Aura wurden unter anderem Bürgermeister Hacker und sein Vorgänger Hans Lang, Elferratsmitglied und Stadtpfarrer Helmut Hetzel und zahlreiche honorige Persönlichkeiten aus der Stadt und dem Landkreis.. Sitzungspräsidentin Margit Bräunlein und der 2. Vorsitzende Stefan Herbig kamen mit dem Verteilen von Orden und Küsschen kaum nach.
Fazit, Der KCH hat einmal mehr versucht, fünf Stunden Unterhaltung und Kurzweil zu bieten. Weitgehend ist das auch gelungen. Manchen, den das Sitzfleisch plagte, zog es zwischenzeitlich hoch zur Bar - aber die blieb bis kurz vor Schluss um 00.45 Uhr leider verschlossen, doch das ist Sache des Vereins!