Druckartikel: Stadtbaumeister wollte Gerhard Merkel nie sein

Stadtbaumeister wollte Gerhard Merkel nie sein


Autor: Bernhard Panzer

Herzogenaurach, Freitag, 17. August 2018

Der Leiter des Bauamts, Gerhard Merkel, absolvierte nach fast 31 Jahren in Diensten der Stadt am Montag seine wohl letzte Sitzung.
Gerhard Merkel: Immer vor Ort, wenn sein Rat gefragt war. Unser Foto zeigt den Bauamtsleiter (links) im Oktober 2017 auf einer Brückenbaustelle im Lohhof, als er der Zweiten Bürgermeisterin Renate Schroff den Baufortschritt erläuterte.  Fotos: Bernhard Panzer


Still war sie, seine letzte öffentliche Sitzung. Nebenbei und ohne großes Aufsehen, so wie es seine Art ist, verkündete Gerhard Merkel im Ferienausschuss der Stadt am Montagabend, dass vor seinem Abschied in die Altersteilzeit wohl keine derartigen Aufgaben mehr anstehen. Merkel, seit 30 Jahren in Diensten der Stadt, verabschiedet sich Mitte September.

Drei Bürgermeister hatte Merkel als Chefs: Hans Ort, Hans Lang (beide CSU) und jetzt German Hacker (SPD). Letzterer kündigte zu Beginn der Sitzung an, dass der erste Tagesordnungspunkt auch Merkels letzter sein werde. Der sprach dann wiederum auch ein paar Worte, weil es "der Chef schon vorweggenommen" hatte.

Merkel erinnerte an eine so lange Zeit in den städtischen Gremien, auf die sonst nur noch Peter Prokop von der SPD zurückblicken könne. Der Austausch sei immer angenehm gewesen. "Und wenn ich mal rhetorisch jemandem auf die Füße getreten bin, so bitte ich das zu entschuldigen." Meistens aber seien die Auseinandersetzungen "mit einem gewissen Schmunzeln" begleitet gewesen.

Als der Bauingenieur Gerhard Merkel im Alter von 31 Jahren in die Dienste der Stadt eintrat, waren Hans Ort Bürgermeister und Herbert Schöttner Stadtbaumeister. Merkel wurde damals Sachgebietsleiter Tiefbau. "Ich wechselte die Seiten", sagt der heute 62-Jährige. Als Angestellter der Erlanger Baufirma Wohlrab betreute er schon viele Aufträge in Herzogenaurach.

Dass aber auch der damalige Hochbauleiter Ludwig Fröhlich die Stadt verließ, um Stadtbaumeister und später Bürgermeister in Königsbrunn zu werden, bescherte dem jungen Neuling einen extra Job. Er bekam das Projekt Atlantis. "Traust du dir das zu?", habe ihn Hans Ort gefragt, wie sich Merkel erinnert. Geantwortet habe er mit einem klaren "Freilich". Auch als für Fröhlich eine Nachfolgerin gefunden war, war zwar der Hochbau wieder besetzt. Das Atlantis aber blieb ihm.

Den Titel des Stadtbaumeisters wollte Merkel aber nicht haben. Der wurde im Grunde zwar frei, als Schöttner 1996 die Stadt verließ. Aber mit ihm verschwand dann trotzdem die Bezeichnung Stadtbaumeister. Das habe auch daran gelegen, dass es von da an dann keinen Oberherren über die Bereiche Bauen und Planen mehr gab. Das Planungsamt wurde selbstständig. Dessen Leiter war Erich Fuchs, Gerhard Merkel war Bauamtschef und die Bauverwaltung (Sachgebiet Gebäudewirtschaft) leitete Wenzel Goblirsch.

In den drei Jahrzehnten sind zahlreiche Großprojekte zusammengekommen, die Merkel als Tiefbauchef begleitete und betreute. Das Atlantis stand zu Beginn, sogleich folgte der in mehrere Bauabschnitte aufgeteilte Bau der neuen Kläranlage. Die Nordumgehung wurde ausgebaut, der Postkreisel entstand, das Wohngebiet auf der Herzo Base musste erschlossen werden.

Eine große Herausforderung sei der Anschluss der südlichen Ortsteile an die Kläranlage gewesen, erinnert sich Merkel. Und in der Innenstadt standen auch große Vorhaben an, immer verknüpft mit Kanalarbeiten. So wurde die Hauptstraße erneuert, vom Bayerischen Hof im Osten bis zum anderen Ende in der Würzburger Straße. Merkels letztes Großprojekt war der Ausbau der Schütt.

Sein letzter Vortrag in einer Sitzung war die Vergabe einer Kanalauswechslung. Damit gelang ihm eine Punktlandung, wie Bürgermeister Hacker lobte. Denn zwischen Kostenschätzung und Angebot lagen gerade mal 46 Euro und 39 Cent. Und das bei einer Summe von 510 000 Euro.