St. Magdalena wird zum Konzertsaal
Autor: Richard Sänger
Herzogenaurach, Montag, 03. Dezember 2018
Im Cantorium "Adveniamus" beleuchten zwei Chöre aus Erlangen und Uttenreuth sowie ein Orchester aus Herzogenaurach die Randaspekte der Weihnachtsgeschichte.
Einmal mehr erwies sich die Kirche St. Magdalena beim Weihnachts-Cantorium "Adveniamus" für Chor und Orchester als ideale Konzerthalle. Bereits die Ouvertüre bildete einen spannenden Einstieg mit tiefem Blech sowie Schlagzeug, und Maria wurde mit einer zarten Melodie beschrieben. Bei "Am Anfang war die Finsternis und Gott schuf die Welt" gaben die Mitwirkenden schon einen Eindruck von der Harmonie des großen Klangkörpers, der aus dem Chor "Cantamus" aus Uttenreuth und dem Walter-Rein-Chor aus Erlangen sowie der Bläserphilharmonie der Stadtjugendkapelle Herzogenaurach bestand.
Geistliche Musik und Gesang können berühren und begeistern, wenn sie gekonnt aufgeführt werden. Dies ist den beiden Chören und dem Orchester am Sonntag hervorragend gelungen. Schon bei der Uraufführung vor drei Jahren sorgte das fulminante Werk bei den Besuchern für Begeisterung. Für die jetzigen drei Aufführungen bildeten die Bläserphilharmonie und die beiden Chöre eine Kooperation, um die etwas andere Weihnachtsgeschichte aus der Feder von Norbert Engelmann und Pfarrer Helmut Hetzel mit über 140 Mitwirkenden noch einmal aufzuführen.
Bibelstellen neu interpretiert
Die Chormitglieder gefielen mit deutlicher Aussprache und das Orchester mit feiner Dynamik. Beide folgten genau dem sorgfältigen Dirigat von Andrea Kaschel. Bei gemeinsamen Probentagen hat die Chorleiterin die Chöre und das Orchester darauf eingestimmt, die Zweifel und Verzweiflung, aber auch die Zuversicht und das Gottvertrauen der Weihnachtsgeschichte zu empfinden und auszudrücken.
Denn Adveniamus ist nicht die übliche Weihnachtsgeschichte, sondern die Urheber des Werks nahmen einzelne Bibelstellen der Weihnachtsgeschichte und interpretierten diese neu.
Wie im Original beginnt die Weihnachtsgeschichte vor über 2000 Jahren, endet aber nicht mit der Geburt Jesu, sondern in der heutigen Zeit. So entstand eine Erzählung mit Hintergründen und Emotionen, die üblicherweise eher am Rand wahrgenommen werden. Die beiden Urheber betrachteten die Dinge aus der Sicht von Maria und Josef, gewannen dadurch neue Erkenntnisse und es gelang ihnen, diese mit Chor und Orchester umzusetzen.
Wie der Pfarrer erklärte, gerieten bei der Weihnachtsgeschichte die unmittelbar betroffenen Menschen ins Hintertreffen, Maria und Josef nahmen nur eine Nebenrolle ein. So wurden die Herbergsbesitzer, die Wirte und die Sterndeuter herausgefordert, aber auch Herodes und sein Hofstaat. Sie alle erfuhren die Menschwerdung Gottes und entschieden sich dafür, waren offen für das Großartige und erfuhren Leben, oder sie entschieden sich dagegen, erfuhren Enge, unfreies Leben oder selbst den Tod. Das Geschehen um die unbefleckte Empfängnis, die anfänglichen Zweifel und die spätere Zuversicht bei Maria und Josef, harsche Abweisung bei der Herbergssuche, Verkündigung an die Hirten, die Brutalität des Herodes und die Klage und Verzweiflung der Eltern werden mit Musik und Text dramatisch dargestellt.
Die Lichter ausmachen
"Wir Zuhörer sind eingeladen, uns selbst herausfordern zu lassen. Uns ansprechen zu lassen durch die biblischen Personen, durch die gesungenen Worte und durch die Musik. Sie alle nehmen uns mit hinein ins Geschehen. Denn die Menschwerdung Gottes ist nicht eine Geschichte zum Erzählen, sondern eine immer wiederkehrende Erfahrung von Leben. Die Menschwerdung Gottes beginnt nicht erst mit der Geburt Jesu in Bethlehem, sie beginnt mit der Schöpfung. Wir alle sind Teil dieser göttlichen Schöpfung", erklärte Pfarrer Hetzel zu Beginn des Konzertes.