St. Jakobus Uehlfeld: Eine Pfarrerin mit Radiostimme
Autor: Christian Bauriedel
Uehlfeld, Donnerstag, 24. Oktober 2019
Pfarrerin Ines Weimann gestaltet in Uehlfeld einen freundlichen und angenehm schnörkellosen Gottesdienst. Sie kam kurz ins Schwitzen, weil ihr Organist ausfiel. Doch ökumenische Hilfe kam aus Höchstadt.
Ein klassischer evangelischer Sonntagsgottesdienst: protestantisch schlicht und schnörkellos. Was angenehm ist: Man verzichtet auf zu große emotionale Wallungen. Eine lebensnahe und im Sprachstil exzellente Predigt, die zum Nachdenken anregt aber nicht mit Vorschriften daherkommt. Der rote Faden "Familie der Gläubigen" und Mitmenschlichkeit auch mit Fremden zieht sich gekonnt durch Lesungen, Predigt und Liedauswahl. Im Gebet lässt Pfarrerin Ines Weimann auch kurz politische Töne anklingen, als sie die Seenotrettung von Geflüchteten anspricht. Was auffällt, ist die professionelle aber nicht abgeklärt wirkende Art von Pfarrerin Ines Weimann. Die aus Pappenheim stammende Weimann ist erst seit 2018 in Uehlfeld, scheint aber im Gemeindeleben sehr gut angekommen zu sein. Herausheben muss man auch das exzellente Orgelspiel von Reinhard Döring aus Höchstadt, der spontan der evangelischen Nachbargemeinde ökumenisch-pragmatisch aus der Patsche geholfen hat.
Einstieg
Glockenläuten steht zu Beginn des evangelischen Sonntagsgottesdienstes in der Kirche St. Jakobus in Uehlfeld. Pfarrerin Ines Weimann nennt in ihrer Einleitung gleich das Thema, das sich wie ein roter Faden durch den Gottesdienst ziehen wird: Familie und Verwandtschaft. Sie begrüßt die rund 50 Gläubigen in den Reihen mit einem offenen "Schön, dass Sie da sind." Bewertung: So wie es sein soll. Kein Tam-Tam, aber eine kurze Begrüßung der Gottesdienstbesucher.
Musik
Das Orgelspiel ist nicht nur fehlerfrei, sondern mit seiner routinierten Klasse fast konzertant zu nennen. Die Liedauswahl passt zum Thema "Familie", das den Gottesdienst durchzieht. Es ist auch der Klassiker "Ins Wasser fällt ein Stein" dabei, das vom Organisten aber nicht - wie manchmal zu hören - sehr getragen und weinerlich, sondern eher flott und mit einem beschwingten Vorspiel gespielt wird. Die Uehlfelder Gemeinde ist nicht nur textsicher, sondern auch deutlich wahrnehmbar. Ausnahmslos alle singen mit und es entsteht eine schöne "Chor"-Stimmung. Zum Ende bekennt Pfarrerin Weimann, sie habe "einen großen Adrenalinschub" bekommen. Der Grund: Der Uehlfelder Organist hatte frei, seine Vertretung war ausgefallen. Weimann fragte in Höchstadt an und bekam ökumenische Unterstützung. Reinhard Döring sprang spontan ein. Weimann dankte ihm, die Gläubigen applaudierten.
Bewertung: Der Gottesdienst bot keine instrumentalen Überraschungen oder Experimente. Aber die Qualität des Organisten war hervorragend. Das stimmliche Engagement der Uehlfelder ebenfalls.
Lesung
Eine Lektorin trägt die Lesungen vor. Die Passagen von Johannes und Markus sind passend zum Thema des Gottesdienstes gewählt. Der Vortrag ist flüssig, weder zu schnell noch zu leise.
Bewertung: Die ausgewählten Passagen passen sehr gut zum roten Faden des Gottesdienstes.
Predigt
Die Predigt ist klar strukturiert, mit Bibelbezug, dabei aber erfreulicherweise ohne zu viel Nebensächlichem aus der ausgewählten Geschichte (Jesu in Kapernaum, Markus 3). Die Botschaft: Im Glauben werden alle Gläubigen zu Brüdern und Schwestern. Auch mit demjenigen, mit dem man Streit hat, sollte man umgehen wie mit seinem eigenen Verwandten, also nachsichtig und mit Liebe. Weimann hat einen Vortragsstil, der fast "radiotauglich" zu nennen ist. Sie spricht deutlich, setzt die Pausen an den richtigen Stellen und in der passenden Länge, so dass das Gesagte nachwirkt. Sie verwendet eine ungekünstelte Sprache und spickt ihre Predigt mit Alltagssprache. Damit wirkt ihre Botschaft nicht abgehoben, sondern praxisnah. Sie spricht die Gläubigen und die Konfirmanden direkt an. Und sie verwendet ein Element, das in der Rhetorik "Call to action" heißt, also den Aufruf zur Handlung. Sie fordert die Gläubigen auf, sich in den Reihen umzusehen und sich ganz praktisch vorzustellen, es handle sich bei den eigentlich Fremden um eigene Brüder und Schwestern. Das belebt die Rede.