Wadenbeißer lässt Angreifer verzweifeln
Autor: Johannes Höllein
Herzogenaurach, Samstag, 10. November 2012
Tempo, Dynamik, Einsatz und Aggressivität sind die Tugenden, mit denen Theresa Heinz als Verteidigerin den Shorthorns in der Basketball-Regionalliga wichtige Dienste leistet.
Besser könnte es momentan für die Herzogenauracher Shorthorns in der Basketball-Regionalliga nicht laufen. Sechs Mal gespielt, sechs mal gewonnen lautet die eindrucksvolle Bilanz nach einem Viertel der Saison. Der Erfolg hat viele Gesichter und neben den Spielerinnen, die zielsicher einnetzen, sind oft auch diejenigen besonders wichtig, die nicht in den Statistiken auftauchen, so wie Theresa Heinz.
Die 20-Jährige ist eine Sportlerin, "wie sie sich jeder Trainer nur wünschen kann", betont TSH-Coach Christian Braun. "Theresa ist eine tolle Verteidigerin, ein echter Wadenbeißer, wie früher Berti Vogts. Sie will nichts geschenkt haben, arbeitet für alle mit und kann eigentlich gar nicht anders, als immer Vollgas zu geben." Während andere ab und zu einen sanften Tritt in den Hintern bräuchten, müsse Braun die 1,75 Meter große Spielerin eher bremsen.
Bis einer weint
Eigentlich ist sie als Verteidigerin etwas zu klein geraten, doch was ihr an Größe fehlt, macht sie mit Geschwindigkeit, Dynamik, Einsatz und Aggressivität wett. "Der Gegner weiß schnell: Wenn er sich mit Theresa Heinz anlegt, könnte es weh tun", stellt Braun fest und unterstreicht die Aussage mit einer Anekdote. So sei die Top-Scorerin des TSV Nördlingen in der vergangenen Saison den Tränen nah gewesen, nachdem sie 40 Minuten lang von der Defensivspezialistin quasi komplett aus dem Spiel genommen worden war.
"Entweder ich mach' was gescheit, oder gar nicht", lautet folgerichtig das Credo der 20-Jährigen, die eine Ausbildung zur Elektronikerin für Betriebstechnik bei einem Energieversoger absolviert und sich selbst als ehrgeizig bezeichnet. An Basketball gefällt ihr die Tatsache, das es ein Teamsport ist, und man nur gemeinsam etwas erreichen kann. Der Reiz sei, so oft wie möglich zu gewinnen und deshalb arbeiten wir momentan daran, so lange wie möglich Tabellenführer zu blieben. Mal sehen, wie lange das klappt".
Höhere Ziele steckt sich Theresa Heinz nicht, dazu sei die Regionalliga zu ausgeglichen. "Vor der Saison gab es eine Umfrage unter Trainern, die Jahn München II, Erfurt und uns zu Favoriten erklärte. Aber solche Prognosen sind unsinnig. In der Liga kann jeder jeden schlagen", erläutert die 20-Jährige und stößt damit ins gleiche Horn wie Christian Braun, der von Aufstieg nichts wissen will.
An der Wurfquote arbeiten
"Wir haben uns darauf geeinigt, dem Ganzen heuer mehr Freizeitcharakter zu geben und trainieren nur zwei Mal pro Woche. Und selbst da stehen nicht immer alle zu Verfügung, weil ich einige Spielerinnen mit anspruchsvollen, zeitintensiven Jobs habe", erzählt der Trainer. Und mit nur acht oder neun Akteurinnen pro Einheit könne nicht so intensiv gearbeitet werden, wie er sich das eigentlich vorstellt. Dazu kommen noch einige angeschlagene Shorthorns und so könne es passieren, das auf einen Schlag drei oder vier wichtige Stützen wegbrechen. "Bisher haben wir Defizite mit unserem breiten Kader in der Defensive gut kompensieren können und uns die Siege mit viel Einsatz gesichert. Aber an unserer Wurfquote müssen wir noch arbeiten", weiß Braun.
Dem Zwillingsbruder nachgeeifert
Und dann könnte das Team ja auch mal einen Durchhänger haben, selbst stets engagierte Spielerinnen wie Theresa Heinz ("ich versuche immer, ins Training zu kommen") sind davor nicht gefeit. Zur Zeit ist das aber kein Thema. Die individuell starken Leute spielen ihre Klasse aus, jeder will unbedingt gewinnen und kämpft für jeden. "Wäre das nicht so, hätten wir das Spiel am vergangenen Wochenende nicht gewonnen." Die Vacherin sieht aber an mancher Stelle ebenfalls Verbesserungspotenzial, würde sich unter anderem für sich selbst etwas mehr Übersicht im Spielaufbau wünschen.
Vor allem geht es aber darum, den Spaß am Sport zu behalten. Da muss sich Trainer Braun bei Theresa Heinz keine Sorgen machen. Schon ihre große Schwester war in Vach und später bei der TSH aktiv. Dann fingen einige Jungs aus ihrem Freundeskreis an, Basketball zu spielen, und der Zwillingsbruder der damals Sechsjährigen. "Alles was der gemacht hat, wollte ich auch."
Doch während ihre Kumpels als Teenager wieder ausstiegen, blieb Theresa erfolgreich dabei, schaffte es beim TV Vach sogar in die U14-Bayernauswahl. Dort wurde Flo Ottig auf die Verteidigerin aufmerksam und überredete sie zu einem Wechsel nach Herzogenaurach. Dort ging es nahtlos weiter, auch weil das Ehepaar Heinz seine Tochter immer unterstützte. Theresa durchlief die weiteren Jugendteams und erhielt auch bei den Damen I und II immer wieder Einsatzzeit. "Vor allem der Schritt von der Regionalliga in die 2. Bundesliga war in Sachen Tempo und Körpereinsatz schon sehr groß", erinnert sich die Sportlerin, die sich als Ausgleich zu Beruf und Basketball auch gern in den Sattel schwingt und mit ihrem Pferd Rocky die Umgebung erkundet. Doch sie biss sich durch und ist nach fünf Jahren bei der TSH ein Eckpfeiler im Spiel der Shorthorns.