Strukturreform: aus 70 mach 16
Autor: Johannes Höllein
, Dienstag, 22. August 2017
Die sieben Spielbezirke Bayerns mit ihren 63 Kreisen gehören bald der Vergangenheit an. Peter Berger erwartet einen geräuschlosen Übergang.
In rund drei Wochen startet der Tischtennis-Bezirk Mittelfranken in die Spielzeit 2017/2018 - die letzte in der bislang bekannten Struktur. Der bayerische Tischtennis-Verband (BTTV) mit seinen 1541 Vereinen hat nämlich eine Reform eingeleitet, die ab der darauf folgenden Saison greifen und die bisher sieben Spielbezirke im Freistaat mit ihren 63 Kreisen in 16 neue Bezirke überführen wird.
Dafür wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die einen Vorschlag zur Umstrukturierung vorgelegt hat. Diesem stimmten mehr als 90 Prozent der Delegierten auf einem außerordentlichen Verbandstag in Amberg zu. "Ich bin sehr froh, dass die überwältigende Mehrheit unserer Delegierten dem Antrag gefolgt ist. Die Strukturreform ist ein wichtiger Schritt, um unsere Sportart in eine gute Zukunft zu führen", sagte BTTV-Präsident Konrad Grillmeyer. Der Verband hatte tätig werden müssen, weil es immer schwieriger wird, alle Ligen zu besetzten.
Skepsis abgelegt
"Es gibt immer weniger Vereine und immer weniger Mannschaften, vor allem bei den Damen und Mädchen, aber auch beim männlichen Nachwuchs tun sich Lücken auf", erklärt Peter Berger, Vorsitzender des Tischtennis-Kreises Erlangen. In seinem Verantwortungsbereich habe zwar kein Handlungsbedarf bestanden, weshalb er der Reform zunächst skeptisch gegenüber stand. "Mit dem Blick auf ganz Bayern bin ich aber zu der Überzeugung gelangt, dass es keine Alternative gibt", sagt Berger. Ausschlaggebend dafür, dass der Vorschlag mit überwältigender Mehrheit angenommen wurde, sei seiner Meinung nach gewesen, dass die Arbeitsgruppe vor allem aus Leuten von der Basis bestanden habe und so nicht der Eindruck entstand, dass der Verband etwas durchdrücken will. "Das haben wir vor ein paar Jahren gesehen. Der damalige Vorschlag ging mit Pauken und Trompeten unter."
Ein genauer Blick zeigt, woran der bayerische Tischtennis zu knabbern hat. Selbst im sehr gut aufgestellten Kreis Erlangen verfügt nur ein Drittel der Vereine über Jugendarbeit, in dünner besiedelten Gebieten sei die Situation aber gravierender. "Geburtenschwache Jahrgänge und immer mehr Freizeitangebote, die um die wenigen jungen Leute werben. Dazu wollen sich die Leute immer seltener in Strukturen wie feste Spielpläne pressen lassen, und es wird auch immer schwerer, jemanden zu finden, der sich ehrenamtlich engagiert", beschreibt Berger die Probleme. So habe der Kreis Erlangen für die anstehende Saison je zwei Damen-Teams aus Fürth und Nürnberg aufgenommen, da dort keine Kreisliga zustande kommt.
Neuer Perspektiven
Widerstand gegen die Reform habe es kaum gegeben, nur Ängste, die sich - so Bergers Hoffnung - verflüchtigen werden. "Es gibt immer Menschen, die sich mit Veränderungen schwertun. Aber Veränderungen gab es im Tischtennis schon oft und sie bringen immer neue Perspektiven mit sich." Berger bedauert zwar, dass etwas so gut Funktionierendes wie der Kreis Erlangen bald der Vergangenheit angehören wird. "Aber wir werden den Übergang gut meistern, und auch künftig wird bei uns jeder die Möglichkeit haben, sich einzubringen." Die Strukturreform, die ab 1. Mai 2018 in Kraft tritt, wirkt sich in Mittelfranken wie folgt aus: Die Kreise Roth, Weißenburg, Ansbach, Fürth und Neustadt/Aisch bilden mit 112 Klubs den neuen Bezirk Mittelfranken-Süd. Die Kreise Erlangen, Nürnberg und Hersbruck gehen in den Bezirk Mittelfranken-Nord über, der um 22 Vertreter aus dem Kreis Forchheim ergänzt wird, die sich bisher nach Oberfranken orientieren.
Bedenkzeit für Grenz-Klubs
Die vier Kreisvorsitzenden sind gewillt, den neuen Bezirk mit Leben zu füllen und haben sich laut Berger mit Christoph Schmidt (Hersbruck) auf einen Kandidaten für den Bezirksvorsitz geeinigt, der im Juni 2018 aber erst gewählt werden muss. Aktuell haben Vereine aus den Grenzgebieten noch die Möglichkeit, sich Gedanken um ihre künftige Zugehörigkeit zu machen. Der vorliegende Plan sieht zum Beispiel vor, dass die Teams aus Scheinfeld und Uffenheim (bislang Kreis Neustadt/Aisch) künftig im Bezirk Unterfranken-Süd spielen. Genau wie der SpVgg Uehlfeld und dem TTC Mailach, die auf der künftigen Bezirksgrenze zwischen Mittelfranken-Süd und -Nord liegen, soll diesen Klubs keine Steine in den Weg gelegt werden, wenn sie wieder umgruppiert werden wollen."Im Moment lässt sich noch nicht abschätzen, ob sich die Strukturreform auszahlt. Das wird sich wohl erst hinterher zeigen. Aber wir sind zuversichtlich und hoffen, das sie sich als richtiger Schritt erweist. Ein Vorteil lässt sich schon jetzt erkennen. Dadurch dass viele Gegner dann aus dem Raum Forchheim kommen, werden die Fahrten kürzer und wir lernen neue interessante Mannschaften kennen", erklärt Norbert Geier, Abteilungsleiter beim SC Adelsdorf.
Die Strukturreform wirkt sich auch auf die Bezeichnung der einzelnen Spielklassen aus:
Verbandsebene: zwei Staffeln Verbandsoberliga (derzeit Bayernliga), vier Staffeln Verbandsliga (derzeit Landesliga), acht Staffeln Landesliga (derzeit 1. Bezirksliga)
Bezirksebene: 16 Staffeln Bezirksoberliga (derzeit 2. Bezirksliga), Bezirksliga (derzeit 3. Bezirksliga), Bezirksklassen A bis D (derzeit 1. bis 4. Kreisliga)