Rundgang im Greuther-Garten
Autor: Martin Kreklau
Vestenbergsgreuth, Mittwoch, 14. Sept. 2016
Das Stadion am Schwalbenberg gleicht einer Oase inmitten dichter Wälder. Doch nicht nur die Lage ist einmalig, auch der Duft, der hier in der Luft liegt.
Ein sommerlicher Abendspaziergang im Stadion am Schwalbenberg in Vestenbergsgreuth hat etwas elementar Entspannendes: Es duftet nach frisch gemähtem Gras und nach den unzähligen Teesorten aus der nahen Fabrik - Kamille, Früchte, Minze, der Geruch wechselt mit jeder Windböe. Die Vögel zwitschern, die Grillen zirpen und ansonsten hört man nur das sanfte, monotone Geräusch des Rasensprengers. Dieses Fleckchen lädt eher zum Beinehochlegen als zum Fußballspielen ein.
Keine Profi-Ambitionen
Auch die Verantwortlichen des TSV Vestenbergsgreuth um den Vorsitzenden Robert Hermann wirken tiefenentspannt - was allerdings nicht ausschließlich an der Umgebung liegen dürfte. Vielmehr ist es das Bewusstsein, ein Amateurklub in der Kreisklasse zu sein, für Spieler aus der Umgebung. Nicht mehr und nicht weniger.
Denn die Träume vom großen Fußball haben sich seit der Fusion mit der SpVgg Fürth 1996 längst erfüllt.
Doch die rund zehn Jahre ohne erste und zweite Mannschaft in Vestenbergsgreuth weckten Sehnsüchte - und so beschlossen 2007/2008 einige Einheimische, wieder ein Team auf die Beine zu stellen. "Wir wollten hier keinen Profifußball mehr anbieten. Es war schön, dass endlich wieder einheimische Spieler die Chance bekommen haben, am Spielbetrieb teilzunehmen", sagt Hermann.
Die Heimstatt des TSV hat schon länger keine großen Namen mehr gesehen. Früher empfingen die "Greuther" hier vor mehreren tausend Zuschauern Waldhof Mannheim oder den TSV 1860 München in der Regionalliga. Heute gastieren hier der ASV Möhrendorf und der Hammerbacher SV vor im Schnitt 50 Stadion-Besuchern. Enttäuschend ist das für Spieler, Fans und Verantwortliche keineswegs: "Wir spielen ohne Druck, aber mit Leidenschaft. Stolz sind wir natürlich auf unsere Historie, aber wir müssen auch die Gegenwart sehen, und da spielen wir eben Kreisklasse", erklärt Hermann. Wenn jemand beim TSV Vestenbergsgreuth von der Historie spricht, dann ist zumeist der legendäre 1:0-Sieg im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München gemeint. Es ist der "Vereins-Mythos", da sind sich hier alle einig, schließlich kommen noch heute Anfragen unzähliger Medien. Ob es manchmal nervt, auf dieses eine Spiel und dieses eine Tor reduziert zu werden? "Natürlich hat unser Verein noch mehr zu bieten als dieses eine Spiel", sagt Hermann. "Aber es nervt nicht, schließlich sind wir sehr stolz darauf - sogar die Spieler, die damals noch Kinder waren."
Anfragen zum aktuellen Geschehen sind hingegen selten geworden, schließlich lässt man es bei den Greuthern inzwischen ruhiger angehen. "Wir haben keinen Druck, aufsteigen zu müssen. Es ist zwar schön, wenn wir oben anklopfen, aber nicht notwendig", sagt Hermann, die Hände in die Hüften gestemmt, mit einem zufriedenen Blick auf seinen "Garten".