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Pech pfeift auf Fußball-Verband


Autor: Sebastian Baumann

Erlangen, Donnerstag, 08. März 2018

Frustriert zieht sich Gerhard Pech als Schiedsrichter-Chef im Bezirk Mittelfranken zurück - und lässt kein gutes Haar an der Verbandsspitze.
Gerhard Pech ist Schiedsrichter seit 42 Jahren und führte den mittelfränkischen Bezirk neun Jahre als Obmann. Nun gibt er sein Amt ab.


Gerhard Pech ist kürzlich von seinen Schiedsrichterkollegen nach langer Amtszeit als Bezirksschiedsrichterobmann (BSO) verabschiedet worden, mit Siegmar Seiferlein (Nürnberg) wurde augleich der Nachfolger gekürt. Allerdings sorgte das Fehlen eines Verbandsfunktionärs bei der Verabschiedung für deutlichen Unmut bei den Referees.
Bereits vor der Wahl hatte Seiferlein im Prinzip schon als neuer BSO festgestanden, die Delegierten aus den zwölf Schiedsrichtergruppen folgten dann dem Wahlvorschlag und stimmten einstimmig für den neuen Vorsitzenden der Schiedsrichter in Mittelfranken. Seit 1976 pfeift der Referee, der just an seinem 61. Geburtstag in das Amt gewählt wurde, und ist seit 2009 Mitglied im Bezirksschiedsrichterauschuss (BSA).
Neu im BSA ist nach dem Ausscheiden Pechs der 34-jährige Landesliga-Schiedsrichter Holger Hofmann aus Langenfeld. Weitere BSA-Mitglieder sind weiterhin Thomas Schrimpff (47, Roth) und Christiane Röhlin (34) aus Neuendettelsau als Frauenbeauftragte.


Kritik am Verband

Pech hatte jüngst noch einmal seinen Unmut über den Verband Luft gemacht und sich massiv beschwert. "Man darf nicht mehr kritisch sein, dass ist nicht gewünscht und für mich schon frustrierend, wenn einem intern jegliche Motivation genommen wird. Ich fühle mich demontiert. 40 von 42 Jahren waren in Ordnung, aber zuletzt wurden mir intern neue Brocken vor die Füße geworfen", sagte der 68-Jährige und dürfte sich nach seiner Verabschiedung bestätigt gesehen haben: Weder vom Bezirk noch vom Verband war ein Vertreter anwesend und verabschiedete den Langzeitfunktionär gebührend. "Das war nicht in Ordnung. Ich denke, wenn jemand 42 Jahre für den Verband geopfert hat, dann kann man diesen Menschen auch gebührend verabschieden. Das hat auch etwas mit Respekt zu tun", sagte Stefan Stadelmann, der Gruppenschiedsrichterobmann (GSO) aus dem Spielkreis Erlangen-Pegnitzgrund: "Egal, wie kritisch Gerhard Pech in den letzten Jahren gegenüber dem Verband war, aber das gehört sich einfach, dass jemand kommt und ihn verabschiedet." Dass der ehemalige Funktionär hingegen hohes Ansehen bei seinen Schirikollegen genießt, zeigt nicht nur die Ernennung zum "Ehren-BSO", sondern auch die Worte von Stadelmann: "Gerhard hat sich als Obmann immer für uns und unsere Belange eingesetzt. Er war immer für uns da."


Das eigene Mottovergessen

Eigentlich hätte der Bezirksvorsitzende Dieter Habermann die Verabschiedung vornehmen sollen, konnte aber aufgrund eines schweren Krankheitsfalls in der Familie kurzfristig doch nicht kommen. Und Bezirksspielleiter Ludwig Beer war zeitgleich mit Türkspor Nürnberg bei der süddeutschen Futsalmeisterschaft in Regensburg. Dennoch muss sich der Verband schon die Frage gefallen lassen, ob es die richtige Vorgehensweise ist, einen verdienten Funktionär ohne richtige Verabschiedung oder zumindest einer offiziellen Nachricht gehen zu lassen. Schließlich widerspricht dieses Verhalten den Worten des Verbandspräsidenten Rainer Koch am Kreistag in Röthenbach, Worte, die zwar an die Vereine gerichtet waren, aber auch auf das Schiedsrichterwesen umzumünzen sind. "Wenn im Verein ein Klima herrscht, in dem sich alle wohlfühlen, wenn Menschen für ihre Arbeit gelobt werden, wenn das Motto 'Fußball füreinander miteinander' aktiv gelebt wird - dann entstehen auch persönliche Beziehungen. Und dann tut man sich auch leichter, Personen für ein Ehrenamt zu begeistern. Man muss sie dann nur fragen", sagte Koch dort. Da wäre eine angemessene Verabschiedung und ein Lob von höchster Stelle für die Amtszeit von Pech wohl genau das richtige Verhalten gewesen. Dass Pech dem Bezirkstag wohl fernbleiben wird, dürfte da kaum überraschen.