Mehr als nur ein Betriebsunfall
Autor: Johannes Höllein
Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 16. Oktober 2015
Wie schon in Pfaffenhofen offenbart der Höchstadter EC auch gegen Geretsried unerklärliche Schwächen und schenkt dem Aufsteiger den ersten Saisonsieg.
Alles andere als einen Kantersieg gegen den Aufsteiger aus Geretsried, der aufgrund seines offenen Stadions aktuell noch nicht einmal auf eigenem Eis trainieren kann, konnte sich der Höchstadter EC, immerhin amtierender Vizemeister der Eishockey-Bayernliga, wohl nicht vorstellen. "Das wird heute ein 21:7", hatte ein Fan seinem Filius auf dem Weg in die Eishalle noch prognostiziert. Aber er, wie auch alle anderen, fand sich in einem falschen Film wieder. Ungläubiges Staunen war das vorherrschende Element auf der Tribüne. Der ESC Geretsried pfiff auf die Rollenverteilung, spielte befreit und frech auf und wusste die vielen Fahrlässigkeiten der Höchstadter eiskalt zu nutzen.
Höchstadter EC - ESC Geretsried 4:8
Was war das für ein in erstes Drittel: Einen solch schwachen Auftritt ihrer Mannschaft hatten die Fans der Höchstadt Alligators schon seit Jahren nicht gesehen. Körperlos, ideenlos und das Spiel in Gedanken wohl schon unter "Sieg" zu den Akten gelegt. Dazu ein Martin Fous, der das nach überstandener Verletzung in ihn gesetzte Vertrauen nicht rechtfertigen konnte. Vier Gegentore in den ersten 15 Minuten - bei jedem einzelnen machte der Goalie keine besonders glückliche Figur - sprechen Bände. Dementsprechend war Fous' Arbeitstag schnell wieder beendet. Ob der eingewechselte Carsten Metz den Alligators die bis dato fehlende Sicherheit gegen den frechen Aufsteiger zurückbrachte, ist nicht zu belegen. Fakt ist jedoch, dass der HEC erst in der 16. Minute so etwas wie einen Spielzug zeigte, Thomas Urban scheiterte. Im anschließenden Powerplay wurden die Bemühungen dann intensiver: Marco Pronath scheiterte erst an Geretsrieds Schlussmann Albanese, dann am Pfosten, Markus Babinsky zielte zu hoch. Dann aber wich das betretene Schweigen auf den Rängen endlich dem erhofften Jubel: Daniel Jun zog ab, und Richard Stütz stocherte den Abpraller über die Linie (19.). Jetzt war Höchstadt wach. Keine zehn Sekunden später war Thilo Grau zur Stelle und platzierte den Puck zum 2:4 direkt unter die Latte (20.). Fast hätte es vor der Pause sogar noch zum Anschlusstreffer gereicht, doch Daniel Sikorski scheiterte aus aussichtsreicher Position.
Fehler im Aufbauspiel
"Jetzt kommt die Wende", waren sich die Höchstadter Fans sicher. Pustekuchen. Im Powerplay verlor Jun die Scheibe - Konter - Tor. Hüsken umkurvte Metz und schob lässig ein (23.). Die Alligators brauchten aber nicht lange, um sich zu sammeln, und nutzten gleich das nächste Überzahlspiel. Nach einem hohen Pass direkt vors Tor stocherte Babinsky erfolgreich und verkürzte (28.). Abermals keimte beim Anhang die Hoffnung, der amtierende Vizemeister könnte nun seiner Favoritenrolle gerecht werden. Und zunächst sah es auch ganz gut aus, der HEC machte viel Druck. Doch ein erneuter Fehler im Aufbau brachte den nächsten Dämpfer. Hüsken wandelte den Puckgewinn in das 3:6 um (30.). Und der nächste Schock ließ nicht lang auf sich warten. Bei angezeigtem Abseits schnappte sich Köhler die Scheibe, blieb cool und traf aus der Distanz durch die konfuse HEC-Abwehr hindurch zum 3:7 (33.).
Zum Unvermögen gesellte sich Pech
Das war die Entscheidung, obwohl Höchstadt im Schlussdrittel zumindest versuchte, eine Aufholjagd zu starten. Im Powerplay gab es gute Chancen durch Urban, Pronath und Ales Kreuzer. Bezeichnend, das Letzterer das leere Tor verfehlte und an der Latte scheiterte. In der 57. Minute schaffte er bei doppelter Überzahl zwar den vierten Treffer, hatte wenig aber später kein Glück - der Pfosten stand im Weg. Zum Unvermögen kam nun also auch Pech dazu, Chancen auf den Ausgleich gab es genug. Verdient wäre der aber nicht gewesen. Stattdessen setzten die Gäste noch einen erfolgreichen Konter. Ott wurde nicht angegriffen und vollstreckte 30 Sekunden vor Schluss zum 4:8 (60.).
Die Statistik zum Spiel
Höchstadter EC - ESC Geretsried 4:8 (2:4, 1:3, 1:1)Höchstadter EC: Tor: Fous (15. Metz); Verteidigung: Vojcak/Sikorski, Stütz/Babinski, Schorr/A. Lenk;
Angriff: Jun/Grau/Kreuzer, Hiendlmeyer/Urban/Pronath, Gäbelein/Dzemla/L. Lenk
ESC Geretsried: Tor: Albanese, Olivo; Verteidigung: Fuchs, Wiedenbauer, Köhler, Dornbach;
Angriff: Berger, Helfrich, Lauer, Hüsken, Bursch, Lechner, Horvath, Ritschel, Ott, Köhler, Wischnewsky
SR: Roland Wittmann, Petr cerny, Oliver Mackert
Zuschauer: 500
Tore: 0:1 Horvath (1.), 0:2 Hüsken (9.), 0:3 Horvath (12.), 0:4 Horvath (15.), 1:4 Stütz (19.), 2:4 Grau (20.), 2:5 Hüsken (23.), 3:5 Babinsky (27.), 3:6 Hüsken (30.), 3;7 Köhler (33.), 4:7 Kreuzer (57.), 4:8 Ott (60.)
Strafzeiten: 10 / 18