HEC-Coach Sekera: "Wichtig, dass jeder zufrieden ist"
Autor: Jann Weckel
Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 17. April 2019
Die vergangene Oberliga-Saison des Höchstadter EC begann vielversprechend und endete ernüchternd. Für Trainer Martin Ekrt war schon während der Saison Schluss. Sein Nachfolger ist Martin Sekera.
Eishockey ist kein Sport für Selbstdarsteller. Schwarze Basecap, Jeansjacke, weißes T-Shirt: Martin Sekera mag es unauffällig. Der neue Trainer der Höchstadt Alligators sitzt auf einem Hocker und beantwortet geduldig die Fragen der Presse. Mit verschränkten Armen zwar, aber ausführlich und humorvoll.
Der 47-jährige gebürtige Tscheche steht in Höchstadt vor seiner erst zweiten Station als Trainer im Herrenbereich. Sein Debüt beim ERC Sonthofen i der abgelaufenen Saison verlief schwierig: Nur zehn mal in 50 Spielen ging seine Mannschaft als Sieger vom Eis. Mitten in der Planung für die Saison hatte Sonthofens Coach Heiko Vogler hingeschmissen, Sekera übernahm. An der Zusammenstellung des Teams war er quasi nicht beteiligt.
Das ist in Höchstadt nun anders. Doch Realismus ist angebracht: "Alle wollen am besten 28-jährige Topleute. Die kriegt man aber in der Oberliga nicht, weil die in der zweiten Liga oder der DEL spielen." Eine Mischung aus Routiniers und Nachwuchs sei der Weg. "Jede Mannschaft braucht ein paar erfahrene Leute. Aber man braucht auch junge Spieler, die sich zeigen wollen. Es ist ganz wichtig, dass jeder Spieler seine Rolle findet und damit zufrieden ist", sagt Sekera.
Wer steht im Tor?
Eine Baustelle im Kader ist beispielsweise die Position des Torhüters: Philipp Schnierstein und Carsten Metz sind weg, der Vertrag mit Nico Henseleit ist noch nicht verlängert. Die Suche nach dem richtigen Personal gestaltet sich in dieser Saison besonders schwierig: Anstehende Nachzahlungen an das Finanzamt belasten den Verein, das Budget muss kleiner ausfallen.
Auch aus diesem Grund suchen die Verantwortlichen des Vereins nach Möglichkeiten, junge Förderlizenzspieler aus den höheren Ligen in den Kader einzubinden. Das verschafft dem Nachwuchs Spielzeit, die in DEL oder DEL2 wohl Mangelware wäre, und kostet die Alligators gleichzeitig weniger Gehalt. Eine Spur führt zu den Ice Tigers Nürnberg, eine andere nach Ingolstadt. Fix ist aber noch nichts. "Ich kenne die Situation ja aus Sonthofen, da war auch ein Geld da", sagt Sekera und lacht. In der vergangenen Saison hatte er dort junge Spieler des Zweitligisten ESV Kaufbeuren zur Verfügung: "Es ist doch besser, wenn ein Junge in der Oberliga spielt, als in der zweiten Liga hockt." Nachwuchs-Trainer in Kaufbeuren ist der Ex-Höchstadter Daniel Jun, der auch den Kontakt zwischen Verein und Neu-Coach Sekera herstellte.
Der möchte gerne länger in Höchstadt bleiben. "Ich war auch als Spieler niemand, der jedes Jahr eine andere Mannschaft hatte." Dass es im Trainergeschäft schnell gehen kann, ist ihm bewusst. Sein Vorgänger Martin Ekrt ist gleichzeitig sein Nachfolger als Trainer in Sonthofen: "Komischerweise haben wir jetzt die Positionen getauscht. So ist das Leben." Sein Vertrag beim HEC läuft vorerst für ein Jahr. "Aber nach einem Jahr ist es bei einem Coach schwierig zu sagen: War das gut oder schlecht?" Ein Trainer brauche Zeit, um seine Vision umzusetzen. Auch eine gewisse Konstanz im Kader sei wichtig: "Wenn du jedes Jahr nur zwei, drei Spieler auswechseln musst, dann ist das viel einfacher, als wenn jedes Jahr die halbe Mannschaft wechselt." Ein konkretes Ziel für die kommende Spielzeit zu nennen, vermeidet er.
Jetzt geht es für Sekera erst einmal darum, in Höchstadt anzukommen. Im Juli startet das Sommertraining, aufs Eis geht es wohl erstmals im September. Allerdings nicht in Höchstadt. Die Alligators werden wieder nach Haßfurt oder Bad Kissingen ausweichen müssen, je nach Verfügbarkeit. Die Wohnungssuche für sich und seine Familie (zwei Kinder) läuft aber bereits auf Hochtouren: "Ich gehe heute noch schauen", sagt er und lacht.