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Fußball ist nicht so brav wie Ballett


Autor: Johannes Höllein

Herzogenaurach, Samstag, 18. Mai 2013

Drei Aspekte sind Fabienne Schaal beim Fußballspielen am wichtigsten. Und natürlich die Tatsache, dass es nicht so brav zugeht, wie beim Ballett. Die 21-Jährige ist mit zwei Treffern erfolgreichste und einzige Torschützin der SG Herzogenaurach/Münchaurach.
Fabienne Schaal (links) feilt im Training an ihrem Ballgefühl. Fotos: herzopress


Der moderne defensive Mittelfeldspieler ist heutzutage weit verbreitet. Hauptaufgaben des so genannten Sechsers sind das Ordnen der Mitspieler sowie die Einhaltung der passenden Abstände zwischen Abwehr, Mittelfeld und Sturm. Außerdem ist er häufig für die Kommandos zum Vorschieben und Pressen verantwortlich. In der Offensive übernimmt der Sechser eine wichtige Rolle im Spielaufbau. Er muss den Ball aus der Abwehr abholen und nach vorne spielen. Genau das macht Fabienne Schaal bei der SG Herzogenaurach/Münchaurach. "Ich liebe es es, viel zu laufen und möchte am liebsten überall mitmischen", sagt die 21-Jährige lachend und betont, dass sie sich auf dieser Position sehr gut aufgehoben fühlt.

Überhaupt sieht sich die Bankkauffrau durch und durch als Fußballerin.

"Ich hab‘ schon viel ausprobiert: Ballett, Leichtathletik, Geräteturnen, Tanzen, Wasserwacht, Tennis, Badminton - aber das hab‘ ich nie besonders lang ausgehalten. Aber am Fußball bin ich hängen geblieben." Als Kind schaute Fabienne ihrem großen Bruder zu, bolzte selbst nur so zum Zeitvertreib. Erst als sie mit ihrer Familie von Herzogenaurach nach Großenseebach zog, fand sie Gelegenheit, selbst ins Trikot zu schlüpfen. "Es gab eine Ausschreibung, dass Fußballerinnen gesucht werden, also bin ich zum Probetraining gegangen."

Dort lernte die damals Zwölfjährige zunächst den richtigen Umgang mit dem Ball, aber schon bald standen erste Punktspiele auf dem Programm. Über die D- und C-Jugend ging es zu den B-Juniorinnen, mit denen Fabienne sogar in der Bezirksoberliga kickte. Nach der A-Jugend, wo sich die Mädchen noch auf dem Kleinfeld austobten, schaffte die lauffreudige Blondine den Sprung ins Damenteam. "Damals wurde ich vor allem in der Verteidigung eingesetzt, da hatte ich nicht so oft die Möglichkeit, mich nach vorn einzuschalten." Gleichzeitig kümmerte sie sich um die Ausbildung des weiblichen Nachwuchses, erst als Co-, dann als hauptverantwortliche Trainerin.

Vorübergehendes Aus

Doch mit der beginnenden Ausbildung zur Bankkauffrau verschoben sich die Prioritäten. "Es war schwer, neben dem Beruf genug Zeit zu finden, selbst regelmäßig zu trainieren und mich um das ganze Organisatorische rund um die Jugendmannschaft zu kümmern, vor allem, weil ich ja noch keinen Führerschein hatte", erinnert sich die 21-Jährige. Und so fasste sie 2010 schweren Herzens den Entschluss, den Fußball ruhen zu lassen. "Aber es war klar, dass ich wieder anfangen würde, nur wo, das wusste ich nicht. Ich musste ja was finden, bei dem ich flexibel sein kann und wo es nicht schlimm ist, dass ich nicht regelmäßig trainieren kann."

In Großenseebach wäre das schwierig geworden, glaubt Fabienne Schaal, weil dort viele junge Frauen aktiv sind, die fleißig trainieren, und sie wahrscheinlich nur die Bank gedrückt hätte. "Und wenn ich doch gespielt hätte, wäre es unfair gegenüber denjenigen gewesen, die unter der Woche für einen Einsatz schuften."

Das passte sofort

Und so dauerte es bis zum Sommer 2012, ehe sich eine Möglichkeit auftat. Fabienne, inzwischen wieder in Herzogenaurach ansässig, wurde auf der Sommerkirchweih von Mareike Martin und anderen FC-Mädels angesprochen, die auf der Suche nach neuen Fußballerinnen waren. Schon nach dem ersten Probetraining war klar: "Da pass‘ ich gut hin. Hier geht es locker zu, was mir entgegen kommt, weil ich ja nicht immer trainieren kann. Die Mädels sind toll, wir haben einen riesigen Zusammenhalt, machen auch neben dem Platz viel gemeinsam. Nach hohen Niederlagen gibt's keinen Zoff. Wir richten uns gegenseitig wieder auf und stacheln uns an, besser zu werden", schwärmt die junge Frau.

Trainer Michael Paulus ist es mit viel Engagement gelungen, ein Team zu formen, das top motiviert ist. "Wir haben einige Spielerinnen, die noch nicht viel Erfahrung haben und sich an anderen orientieren müssen. Aber nach und nach spielen wir uns immer besser ein. Dazu haben wir Neuzugänge bekommen, der uns noch ein Stück nach vorn gebracht haben", erzählt Fabienne stolz. Michael Paulus hat viel richtig gemacht, in der Winterpause vor allem in Sachen Ballgefühl mit seinen Spielerinnen gearbeitet und l erkannt, dass die 21-Jährige im Mittelfeld besser ausgehoben ist.

Auf den ersten Sieg gehofft

Die Maßnahmen haben gefruchtet und es gibt kleine Erfolge zu verbuchen. Die Niederlagen fallen nicht mehr so deutlich aus wie in der Hinrunde und das Spiel nach vorn klappt besser. Der Tabellenletzte der Kreisklasse 1 hat inzwischen sogar zweimal selbst getroffen - Torschützin: Fabienne Schaal. "Das war toll. Das erste war ein direkter Freistoß gegen den TV 48 Erlangen, das zweite war toll herausgespielt. Da hab ich einen Querpass volley über die Torhüterin im Netz versenkt. Dadurch haben wir unentschieden gegen den ASV Möhrendorf gespielt und unseren ersten Punkt geholt. Das war klasse und wir haben groß gefeiert", berichtet die junge Frau mit leuchtenden Augen.

Trainer Paulus war begeistert von seinem Team und sicher, dass mit einer ähnlichen Leistung in dieser Saison sogar noch ein Sieg drin sein könnte - gegen den Tabellennachbarn aus Baiersdorf. Doch stattdessen gab es am vergangenen Samstag einen Rückschlag - die Partie gegen den BSV ging mit 0:7 verloren. Doch auch das ist kein Problem. "Wir rappeln uns wieder auf und machen weiter. Fußball macht einfach viel zu viel Spaß, um sich von so was unterkriegen zu lassen. Ich bin in Bewegung, kann kämpfen, laufen, mich auspowern. Und es geht nicht so brav zu, wie zum Beispiel beim Ballett", sagt Fabienne, die kicken will, so lang die Puste reicht, sich aber nur kleine Ziele steckt. "Es wäre schön, wenn mir mal nicht Letzter oder Vorletzter werden und eventuell sogar mal ein Spiel gewinnen."