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Frank Bergemanns Rückkehr auf die große Bühne


Autor: Johannes Höllein

Erlangen, Mittwoch, 03. Februar 2016

Nach langer Handball-Pause ist Trainer Frank Bergemann zurück in der stärksten Liga der Welt. Zuvor machte der Erlanger einen Abstecher zur EM.
Begnadeter Anheizer: Frank Bergemann, einstiger Trainer des HC Erlangen, coacht künftig den HBW Balingen-Weilstetten in der Bundesliga - und bleibt auch Gymnasial-Sportlehrer in Erlangen. Foto: Archiv


Er war der Erfolgstrainer des HC Erlangen. Frank Bergemann führte die Mittelfranken von der zweigleisigen zweiten Liga bis in die Bundesliga und machte sie zur besten Handballmannschaft Bayerns. Im vergangenen Frühjahr ging die Ära aufgrund des drohenden Abstiegs zu Ende. Ein emotionaler Abschied, nach dem der 59-Jährige etwas Abstand brauchte. Doch nun ist der Sportlehrer bereit für eine neue Herausforderung.

Wie war's in Polen? Wie haben Sie die deutsche Nationalmannschaft erlebt?
Frank Bergemann: Überragend. In erster Linie war ich ja dort, um meine Trainer-Lizenz zu verlängern. Das Programm war straff, das Anforderungsprofil vielfältig. Der Meinungsaustausch mit den Kollegen war toll, genau wie der Umstand, einmal wieder so intensiv ins Thema Handball einzutauchen. Ein Teil der Lehrgänge beinhaltete auch die Analyse von Spielen und Spielern.

Und dafür haben wir nicht nur vor dem Fernseher gesessen, sondern auch viel Zeit in der Halle verbracht.

Unabhängig vom sensationellen Abschneiden des deutschen Teams muss ich sagen, dass viele Partien auf einem sehr hohen Niveau und absolut sehenswert waren. Dass dann eine unerfahrene Mannschaft wie die unsere, die keiner auf dem Zettel hatte, und trotz des Ausfalls einiger Leistungsträger eine solche Begeisterung entfacht, unglaubliche Leidenschaft auf das Parkett bringt und Europameister wird, ist eine einmalige Erfolgsgeschichte.

Im Frühjahr vergangenen Jahres ging Ihre Erfolgsgeschichte mit dem HC Erlangen durch den drohenden Abstieg aus der Bundesliga zu Ende. Was haben Sie in der handballfreien Zeit gemacht, wie haben Sie den HCE als Außenstehender wahrgenommen?
Es war natürlich eine große Umstellung nach so vielen erfolgreichen Jahren, in denen man sich von der zweigleisigen zweiten Liga über die eingleisige bis in die Bundesliga hochgearbeitet hat - und sich dann plötzlich auf der anderen Straßenseite wiederfindet. Ich habe schon etwas länger gebraucht, um emotional mit diesem Kapitel abzuschließen. Aber ich spüre keine Verbitterung, es war eine tolle Zeit. Im Spitzensport müssen solche Entscheidungen getroffen werden.

Auf der anderen Seite hatte ich so endlich wieder einmal Luft, um mich um Dinge zu kümmern, die jahrelang liegen geblieben waren. Aber ich habe den HC Erlangen natürlich weiter beobachtet. Der Verein an sich ist ein Riesenprojekt, das sich super entwickelt hat. Nachdem der Sport lange Zeit vorausmarschiert war, hat jetzt auch das Umfeld ein professionelles Niveau erreicht. Das waren Herausforderungen, die mit Bravour gelöst wurden.

Dazu hat man das Team trotz des Abstiegs zusammenhalten können und es hatte im Gegensatz zur Vorsaison Zeit, sich einzuspielen. Hier wird hervorragende Arbeit geleistet und ich glaube nicht, dass sich die Mannschaft noch von ihrem Weg abbringen lässt, in die Bundesliga zurückzukehren.

Auch Sie betreten in einigen Tagen wieder die große Bühne des deutschen Handballs. Wie kam der neue Job auf der schwäbischen Alb beim Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten zustande?
Die Balinger haben sich vor Weihnachten von Markus Gaugisch getrennt und brauchten einen Trainer für die Rückrunde. Der Verein hat mich angesprochen und überzeugt, den Posten zu übernehmen. Ich war bereit für etwas Neues. In der stärksten Liga der Welt zu arbeiten, ist eine tolle Herausforderung, für die man gerne Opfer bringt.

Der Klassenerhalt wird schwer, aber der Verein ist sehr gut strukturiert, wir gehen sehr optimistisch an die Sache heran. Trotz der Entfernung bleibe ich Sportlehrer am Erlanger Albert-Schweizer-Gymnasium. Alles ist so organisiert, dass ich beides unter einen Hut bringe. Außerdem fallen in den Zeitraum bis Saisonende noch fünf Wochen Ferien.