Erlangen plant einen Handball-Tempel
Autor: Johannes Höllein
Erlangen, Donnerstag, 12. Dezember 2013
Sportlich ist es noch nicht so weit, doch der Traum des HC Erlangen, in einer bundesligatauglichen Halle zu spielen, scheint nun Wirklichkeit zu werden. Vorausgesetzt, die Haushaltsberatungen der Stadt Erlangen verlaufen positiv.
Wenn der zweite Anzug des MT Melsungen im DHB-Pokal-Achtelfinale auf dem Feld stand, hielt der HC Erlangen am Mittwochabend schon ganz gut mit. Ob es aber mittelfristig für den Sprung ins deutsche Handball-Oberhaus reicht, muss der Zweitligist erst noch beweisen. Dagegen könnte in Sachen Rahmenbedingungen für die Handball-Bundesliga (HBL) schon bald ein entscheidender Schritt nach vorn gemacht werden.
Wie HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann bei einer Pressekonferenz unmittelbar vor dem Pokalfight betonte, könne die Karl-Heinz-Hiersemann-Halle die geforderten Voraussetzungen für Spitzenhandball nicht erfüllen. Vor allem bei der Kapazität oder beim Zuschauerkomfort sieht Bohmann große Defizite, weshalb er auch eine Ausnahmegenehmigung für die Hiersemann-Halle für undenkbar hält.
Alleinstellungsmerkmal
Und genau das scheint nun konkrete Züge anzunehmen. Der HCE-Aufsichtsratvorsitzende Carsten Bissel hatte schon im Frühjahr angemahnt, dass eine bundesligataugliche Halle her müsse: "Die Grenze ist erreicht, bis 2015 brauchen wir eine neue Spielstätte." Auf einem großen Grundstück der Friedrich-Alexander-Universität in der Hartmannstraße soll diese nun errichtet werden, vorausgesetzt, die Haushaltsberatungen der Stadt Erlangen am 9. Januar 2014 bringen einen positiven Bescheid.
Oberbürgermeister Siegfried Balleis (CSU) sieht in der neuen Halle eine Chance, ein Alleinstellungsmerkmal für den Handball in Bayern zu erreichen und sprach die Hoffnung aus, dass die "elektrisierende Atmosphäre", die regelmäßig in der Hiersemann-Halle herrscht, auch in die neue Spielstätte Einzug hält. Er betonte andererseits auch, dass der Neubau nicht ausschließlich auf die Bedürfnisse des HCE zugeschnitten sein dürfe. "Die ständig steigende Zahl der Studierenden macht weitere Schritte nötig." Deshalb ist die Universität mit an Bord, und auch die internationale Schule (FIS) sowie der Deutsche Alpenverein wollen sich aktiv an der Umsetzung beteiligen.
Trotzdem wird ein großer Brocken der Kosten an der Stadt hängen bleiben. "Eine genaue Kalkulation liegt noch nicht vor, aber in Göttingen steht eine Halle, die uns als Referenz dienen kann, und da würden wir noch im einstelligen Millionenbereich liegen", erklärte Balleis, der zuversichtlich ist, nachdem er zusammen mit Vertretern der Universität ein Gespräch in München mit Bayerns Innen-, Bau- und Sportminister Joachim Hermann geführt hat. "Ich glaube, dass wir das Projekt zusammen mit dem Freistaat realisieren können, vor allem, weil auch ein Zentrum für Prävention und Gesundheit an die Halle angegliedert werden soll. Wenn wir grünes Licht bekommen, können wir sofort loslegen", erklärte Balleis, der eine Eröffnung im Jahr 2015 aber für schwierig hält.
Nur eine Übergangslösung
Das sieht Carsten Bissel anders: "Wenn wir unbedingt wollen, können wir es bis dahin schaffen." Sollte der HC Erlangen aufsteigen, bevor die Halle steht, kann der Verein in die Frankenhalle nach Nürnberg-Langwasser ausweichen. Die Verhandlungen zwischen den beiden Städten zu diesem Thema stehen kurz vor dem Abschluss. "Doch das darf nur eine Übergangslösung sein, denn wir wollen weiter der HC Erlangen bleiben und nicht zum HC Mittelfranken werden", betonte der Aufsichtsratsvorsitzende.