Ein Bündnis für das Projekt BBL
Autor: Johannes Höllein
Herzogenaurach, Mittwoch, 28. Januar 2015
Der Nürnberger BC strebt eine Rückkehr in die Bundesliga an und braucht dafür einen starken Unterbau, der auch am Standort Herzogenaurach ausgebildet werden soll. Doch die TSH sieht ebenso Vorteile für ihr Herrenteam.
Bereits vor Weihnachten hatte Abteilungsleiter Olaf Kaddatz-Daßler angekündigt, dass die Basketballer der Turnerschaft Herzogenaurach eine Kooperation mit dem Nürnberger BC anstreben. Diese Zusammenarbeit nimmt nun konkrete Formen an. Am Standort Herzogenaurach sollen Talente gefördert werden und über das Regionalliga-Team der Longhorns möglichst auf höhere Aufgaben vorbereitet werden. Denn die Basketballer aus der Noris machen keinen Hehl daraus, ihr ProA-Team, rent4office Nürnberg, mittelfristig in die Beko-BBL (Bundesliga) führen zu wollen.
Für dieses Großprojekt haben sie im Sommer Ralph Junge als Cheftrainer und Sportdirektor in Personalunion verpflichtet. "Ich bin in Nürnberg auch damit betraut worden, die Nachwuchsabteilung aufzubauen. Dafür ist es wichtig, gute Standorte und Partner zu finden, denn es macht keinen Sinn, Talente aus ganz Mittelfranken nach Nürnberg zu karren", sagte der ehemalige Nationalspieler bei der Verkündung der Kooperation im Novina Hotel Herzogenaurach.
Longhorns in die ProB?
Die benachbarte TSH biete sich als Partner ideal an, weil "hier gute Strukturen vorhanden sind, die uns helfen, Nachwuchs zu fördern. Wir können jugendlichen Talenten hier ein ehrliches Angebot machen", betonte Junge. Der 45-Jährige weiß, wovon er spricht: 1998 rief er die Ur-spring Basketball Akademie ins Leben, die sich als echte Talentschmiede längst etabliert hat. Junge gilt als Kenner des deutschen Basketballs mit einem exzellenten Ruf. Er hält es sogar für möglich, dass die Longhorns den Sprung in die ProB schaffen können, wenn die Kooperation greift.
Im Moment spielt das Nürnberger Perspektiv-Team als siegloser Tabellenletzter keine Rolle in der Nachwuchs-Bundesliga NBBL. Das soll sich ändern. "Wir wollen es schaffen, dass drei bis vier Jungs nächstes Saison NBBL und gleichzeitig bei den Regionalliga-Herren in Herzogenaurach spielen", betonte Junge. Das hört Olaf Kaddatz-Daßler gern, der sich freute, "einen so renommierten Trainer so eng an unserer Seite zu wissen". Denn was sich derzeit bei den Longhorns abspielt, treibt dem Abteilungsleiter die Sorgenfalten auf die Stirn.
Von den 14 Spielern, mit denen die TSH in die Saison startete, sind nur sechs übrig. "Acht Mann sind verletzt, für die meisten ist die Saison gelaufen. Wir haben als Maßnahme darauf zwar Leon Ort von der zweiten Mannschaft nach oben gemeldet, ansonsten fehlt uns aber der Nachwuchs, um die Lücken zu schließen. Da bräuchten wir noch drei Jahre Geduld", berichtete Kaddatz-Daßler. Mit den wenigen Verbliebenen die Klasse zu halten, werde schwer, obwohl drei weitere Siege eigentlich reichen müssten.
Team muss sich verjüngen
Einen Grund für die ellenlange Ausfallliste sieht der Abteilungsleiter im hohen Altersdurchschnitt des Teams, der langwierige Verletzungen begünstige. Deshalb müsse sich die TSH verjüngen, um das sportliche Niveau auf Dauer zu halten. Und das gehe nur mit einem Partner wie dem Nürnberger BC, der viele Talente hat, aber selbst kaum Möglichkeiten, diese an die ProA heranzuführen. Und da kommen die Herzogenauracher ins Spiel. "Die Spieler können davon nur profitieren, durch die Kooperation entsteht etwas Gutes und Sinnvolles", sagte Kaddatz-Daßler.
Aber man stehe noch ganz am Anfang. "Die letzten Monate waren dafür da, sich kennen zu lernen und in die Planung zu gehen. Jetzt gilt es, erste Maßnahmen zu ergreifen. Das muss alles Stück für Stück wachsen", erklärte Ralph Junge, der auch keine falschen Hoffnungen aufkeimen lassen will. "Nur ganz wenige Talente schaffen den Weg ins Profigeschäft. Deshalb werden wir auch niemandem nahe legen, die Schule zu vernachlässigen, um sich voll auf den Sport konzentrieren zu können." Wenn ein junger Spieler es schaffe, sein Studium mit Basketball zu finanzieren, wäre dies ein schöner Erfolg.
Keine Superstars produzieren
Um so etwas zu ermöglichen, gelte es, die Standorte Nürnberg und Herzogenaurach in gleichem Maße zu stärken, die vorhandenen Ressourcen zu nutzen und auszubauen."Es ist doch perfekt, mit Leuten wie Angelos Plantzas oder Benedikt Aumeier zusammenarbeiten zu können, die Erfahrung, Können und Wissen weitergeben", sagte Junge, der im kommenden Sommer Angebote für Spieler und Trainer erstellen will, zum Beispiel eine zusätzliche Einheit pro Woche. Daneben soll ein hauptamtlicher Jugendtrainer angestellt werden, der sich vor allem um die individuelle Talentförderung kümmern wird.
"Wir haben aktuell 25 Kinder, die in unserer U10 spielen und trainieren. Denen können wir mit der Kooperation eine Perspektive aufzeigen", erklärte Kaddatz-Daßler. Man wolle keine Superstars produzieren, sondern sehe sich vielmehr als Zwischenstation für Talente, die es nach oben schaffen können. "Unser oberstes Ziel ist es jedoch, am Samstagabend viele Zuschauer in die Gaymnasiumhalle zu locken und zu zeigen, dass Basketball in Herzogenaurach richtig gute Laune macht."