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Dürre belastet die Vereinskasse


Autor: Johannes Höllein

Lonnerstadt, Mittwoch, 15. August 2018

Statt Grün nur noch vertrockneter Rasen: Vereine, die noch wässern (können), müssen zum Teil tief in die Tasche greifen, um die Plätze in Schuss zu halten.
Kein Grün mehr zu sehen: Viele Fußballplätze der Region sind regelrecht ausgemergelt und staubtrocken.Günther Czepera


Knüppelhart, knochentrocken, staubig: Das ist der Zustand vieler Sportplätze dieser Tage in Franken. Den Rasen, aber auch die Vereine selbst dürstet es nach Regen: Die wegen der anhaltenden Dürre ständig nötige künstliche Bewässerung wird für viele Klubs zum Kraftakt. Die Plätze, die nicht schon vertrocknet sind, müssen mit viel Aufwand feucht gehalten werden.
Hart traf es zum Beispiel die Spvg Eicha im Landkreis Coburg. Deren Brunnenwasser reicht nicht mehr aus. Deshalb muss seit einer Woche das kostenpflichtige Gemeinde-Wasser (2,37 Euro pro Kubikmeter) genutzt werden, um den Rasen in gutem Zustand zu halten. Aufgrund dessen war der Hauptplatz auch bis zum ersten Punktspiel gesperrt worden. Für den geschäftsführenden Vorsitzenden Heinrich Fischer kam es jedoch nicht infrage, die beiden Plätze trotz der finanziellen Mehrbelastung nicht weiter zu bewässern.
"Schließlich haben wir erst kürzlich eine 4000 Euro teure Generalsanierung durchführen lassen. Dabei wurde unter anderem nachgesät und eine Tiefenlockerung vorgenommen." Das ist eine Gefahr, die jedem Verein droht: vierstellige Summen im Frühjahr für die Qualität des Platzes ausgeben, die letztendlich buchstäblich im Boden versinken, da Hitze und Trockenheit alles ruinieren.


Doppelt so viel Wasser wie sonst

Ein einziger Sportplatz benötigt für gewöhnlich zwischen 1200 und 2700 Kubikmeter Wasser im Jahr, den Hauptteil davon im Sommer, rechnet Rüdiger Frank vor. Für dieses Jahr geht der Diplom-Ingenieur für Landespflege vom Garten- und Friedhofsamt Bamberg von grob 3500 Kubikmetern aus, auf die sich viele Vereine einstellen müssen. Klubs wie die DJK Don Bosco, die auf Kunstrasenplätze setzen, sind dagegen Wassersparer. Ein solches Spielfeld benötigt gerade einmal 200 bis 500 Kubikmeter Wasser im Jahr.
Die genaue Menge pro Platz - egal ob Kunst- oder Echt-Rasen - variiert abhängig vom Verhältnis zwischen Temperatur und Niederschlag. Das fällt laut Frank heuer miserabel aus. Die andauernde Hitze mit Durchschnittstemperaturen über 30 Grad Celsius in Paarung mit extrem wenig Regen führe allerorten zum Ausdörren der Anlagen. Im Stadtgebiet Bamberg sind 30 Rasenplätze betroffen. Die Kosten in einem Jahr mit viel Regen belaufen sich nach Schätzungen des Experten jährlich jeweils auf 2000 bis 4000 Euro - in einem trockenen Jahr seien bis zu 7000 Euro fällig. Aktuell habe sich jedoch ein Extremfall eingestellt, die Kosten könnten sich durch den grob prognostizierten Wasserverbrauch von 3500 Kubikmetern pro Platz sogar auf bis zu 10 000 Euro belaufen.


Außerplanmäßige Kosten

Eine sehr hohe Summe, die ein Verein eigenständig tragen muss, solange kein Umgebungswasser oder ein Brunnen zur Verfügung steht oder vergünstigt auf kommunales Wasser zurückgegriffen werden kann. Und selbst wenn ein Brunnen vorhanden ist, können Probleme auftreten, wie das Beispiel des Spvg Eicha zeigt. Versiegt die Quelle, kommen außerplanmäßige Kosten auf den Verein zu, die er eigenständig stemmen muss.
Die Stadt Bamberg sieht sich in ihrem Einflussbereich dafür nicht in der Verantwortung. Frank empfiehlt aber "grundsätzlich immer weiter zu gießen, auch wenn der Platz bereits in schlechtem Zustand ist". Das Garten- und Friedhofsamt sei nur für die Wartung, Pflege und Verwaltung der Sportplätze zuständig. Das umfasse neben dem regelmäßigen Mäharbeiten die turnusgemäße Regeneration und Düngung der Rasenspielfelder. Dadurch werde eine funktional einwandfreie Rasenstruktur gewährleistet, solang der Regen regelmäßig einsetzt. Kosten, die jedem Bamberger Verein erspart bleiben. Nicht jedoch den meisten Vereinen im Umkreis, die bei einer Dürre wie jetzt doppelt gestraft sind.


Auf dem Sonnenhügel soll ein zweiter Brunnen die Misere beheben

Im Aischgrund hat die Dürre bisher wenig Auswirkungen. Aufgrund des reichlich vorhandenen Grundwassers können die Vereine ihre Rasenplätze ausreichend mit Wasser versorgen. Und auch am Golfplatz in Burgstall reichen die Brunnen aus, um zumindest die Abschläge und Greens saftig grün zu halten. In Höchstadt gibt es eine Abmachung zwischen den Vereinen und der Stadt, doch in höheren Lagen bereitet der ausbleibende Regen Kopfzerbrechen.

Sebastian Kammerer,Vorsitzender des TSV Neuhaus: "Wir haben hier gutes Grundwasser und hatten schon schlimmere Jahre. Unser Brunnen funktioniert, doch wegen der großen Wassermengen, die wir aktuell brauchen, läuft die Pumpe ununterbrochen. Die Stromkosten schnellen also nach oben, wobei das sicher das kleinere Übel ist, als kommunales Wasser zukaufen zu müssen. In den Abendstunden wässern wir unseren A-Platz, über Nacht ist der B-Platz dran. Da muss man auch mal den Hut ziehen vor den Ehrenamtlichen, die auch spät abends noch kommen, die schweren Schläuche über den Platz ziehen und die Bewässerungsanlage ausrichten. Vor zwei Wochen ist uns die Pumpe ausgefallen, da haben wir aber Hilfe von der Feuerwehr bekommen, um wässern zu können."

Edgar Litz,Vorsitzender der SpVgg Etzelskirchen: "Zum Glück dürfen wir das Wasser der Stadt Höchstadt nutzen, sonst wären unsere Plätze schon lang nicht mehr grün. Unser Sportplatz liegt 40 Meter über Grundwasser. Vor Jahren wollten wir einen Brunnen bohren, doch dabei ist der Bohrkopf abgebrochen. Also wurde das nichts. Unsere Bewässerungsanlage ist auch in die Jahre gekommen: Wenn die mal spinnt, kriegen wir hier und da braune Stellen im Rasen. Im Großen und Ganzen liegen unsere Plätze aber gut da. Wir sind froh, dass die Zusammenarbeit mit der Stadt dahingehend reibungslos funktioniert. Wir haben heuer bislang nicht viel mehr Wasser verbraucht als in der Vergangenheit. Wir müssen jedes Jahr mit Beginn der Vegetationszeit bis Oktober wässern, den etablierten Rhythmus behalten wir bei.

Frank Iftner,Vorsitzender des TSV Lonnerstadt: Uns treffen Hitze uns Dürre besonders hart. In der Sommerpause haben wir unsere Plätze regeneriert, aber durch den ausbleibenden Regen laufen wir Gefahr, dass die Maßnahmen umsonst waren. Unser Brunnen hat sowieso schon zu wenig Kapazität, aber bei normalen Niederschlagsmengen hat es immer gerade so gereicht, um unsere Plätze zu bewässern. Jetzt braucht das Gras aber mehr Wasser und gleichzeitig bringt der Brunnen noch weniger als sonst. Deshalb zapfen wir seit ein paar Tagen das kommunale Netz an, müssen aber auch den gleichen Wasserpreis wie normale Haushalte zahlen. Das kann also nur eine kurzfristige Maßnahme sein. Wir wollten schon länger einen zweiten Brunnen bohren, haben das aber vor uns hergeschoben, weil es ja immer gerade noch gereicht hat. Doch mit Blick auf die klimatische Zukunft werden wir uns wohl darauf einstellen müssen, öfter mit solchen Situationen konfrontiert zu werden, weshalb wir die Sache im Herbst angehen wollen. Klar, dafür müssen wir viel Geld in die Hand nehmen, langfristig ist ein zweiter Brunnen aber wohl die günstigere Lösung. Weil das dann aber kein gewöhnlicher Hausbrunnen wird, braucht es ein Genehmigungsverfahren, das hoffentlich durchgeht.

Matthias Mönius,Spielleiter beim SC Adelsdorf: Unsere beiden Rasenplätze sind dank des Brunnens noch gut in Schuss, drum herum ist jedoch alles verbrannt. Aber die Erfahrung hat gezeigt, dass sich auch diese Flächen mit ein bisschen Regen schnell wieder erholen.