Die Kleinste trumpft groß auf
Autor: Max Kaltenhäuser
Herzogenaurach, Donnerstag, 27. November 2014
Lange brauchte Saskia Probst nicht, um sich bei den Bayernliga-Damen der TS Herzogenaurach durchzusetzen. Die 16-Jährige gehört bereits jetzt zu den wichtigsten Spielerinnen. Diese Entwicklung blieb auch dem DHB nicht verborgen.
Auf der Suche nach Spitznamen beweisen Sportler selten große Kreativität, doch lange dürfte es nicht gedauert haben, bis Saskia Probst von ihren Mitspielerinnen liebevoll "Küken" oder "Krümel" gerufen wurde. Mit einer überschaubaren Körpergröße von 1,66 Metern zählt die 16-Jährige zu den kleineren Vertreterinnen ihrer Zunft. Was für sie jedoch kein Grund ist, nicht etwas Großes zu leisten. Denn schon jetzt gehört das Talent zu den besten Handballerinnen, die jemals im Trikot der Turnerschaft Herzogenaurach (TSH) aufliefen. Wie die Spitznamen schon verraten, verkörpert sie genau das Gegenteil von dem, was von einer gestandenen Handballerin erwarten wird. Umso erstaunlicher ist es jedoch, wie die Linkshänderin sich inzwischen bei den "Großen" durchgesetzt hat.
Angefangen hat alles mit etwa vier Jahren.
Absolute Leistungsträgerin
Daher kann es durchaus vorkommen, dass sie tagsüber von einer Sporthalle zur nächsten quer durch Bayern hetzen muss. "Die körperliche Belastung hält sich dabei eigentlich in Grenzen", sagt Probst, "doch der hohe Zeitaufwand durch die weiten Fahrten ist schon anstrengend." Diese wären ohne die Hilfe ihrer Eltern wohl kaum zu stemmen. Besonders ihr Vater verfolgt den sportlichen Werdegang seiner Tochter mit Argusaugen. Denn schließlich liegt die Priorität trotz all des sportlichen Ehrgeizes auf einem guten Schulabschluss.
Dass TSH-Trainer Udo Hermannstädter mit dem Neuzugang ein Glücksgriff gelungen ist, war den Verantwortlichen der Turnerschaft schon früh klar. Mittlerweile hat sich "Krümel" nicht nur als zuverlässige Außenspielerin, sondern auch als absolute Leistungsträgerin etabliert und zählt zu den erfolgreichsten Torschützinnen der Mannschaft. Inzwischen übernimmt sie sogar bei Strafwürfen die Verantwortung. Aber auch charakterlich kommt das TSH-"Küken" sehr gut bei ihren Mitspielerinnen an. Mannschaftsführerin Katrin Kräck ist voll des Lobes für ihre Teamkollegin: "Es ist bemerkenswert, dass sie sich trotz ihrer 16 Jahre dagegen wehrt, als Nesthäkchen der Mannschaft diverse Sonderrechte zu bekommen. Sie übernimmt auf dem Spielfeld viel Verantwortung und kann einen Gegner sehr gut lesen. Außerdem hat sie auch immer mal einen lockeren Spruch parat und trägt somit zu einer guten Stimmung innerhalb der Mannschaft bei."
Einladung vom DHB
Im vergangenem Jahr hatte Probst im Landesligateam des HC Cadolzburg noch kaum eine Rolle gespielt. Mittlerweile zählt die 16-Jährige allerdings zu den besten Rechtsaußen der Bayernliga. Diese Entwicklung blieb dem Deutschen Handballbund (DHB) nicht verborgen. Dieser nominierte das konterstarke Talent bereits mehrmals zu diversen Lehrgängen und Freundschaftsspielen. Eine Erfahrung, die Probst nicht missen möchte. "Es wäre schön, wenn ich mich auch beim DHB etablieren könnte. Deswegen konzentriere ich mich auf die Spiele meiner beiden Vereine und möchte einfach nur durch starke Leistungen und eine positive Entwicklung auf mich aufmerksam machen", erklärt der TSH-Neuzugang.
In etwa zwei Jahren wird Probst ihre Schullaufbahn voraussichtlich mit dem Abitur abschließen. Bis dahin gilt es für die 16-Jährige, weiterhin hart an sich und ihren Leistungen auf dem Handballfeld zu arbeiten. Denn nur so kann aus "Krümel" eines Tages eine ganz Große werden.