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Der HEC im Visier der Steuerfahndung


Autor: Johannes Höllein

Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 27. Januar 2015

Sportlich läuft es absolut rund bei den Alligators, doch abseits der Eisfläche plagen den Verein ganz andere, existenzielle Sorgen. Ausgerechnet jetzt steht eine außerordentliche Mitgliederversammlung an, bei der ein neuer Präsident gewählt werden soll.
Die rund einjährige Rückkehr auf den Chefsessel des Höchstadter EC soll für Interimspräsident Axel Rogner am Samstag zu Ende gehen - zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Foto: Archiv


Um den Verein, den er 1993 selbst mit ins Leben gerufen und bis 2011 geführt hatte, wieder auf sichere Pfade zu lenken, hatte Axel Rogner im Januar 2014 beim Höchstadter EC die Arbeit als Interimspräsident aufgenommen. Schnell wurden wichtige Entscheidungen getroffen und Gegenmaßnahmen eingeleitet, um das etwas orientierungslose und finanziell schwankende Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Alles schien den erhofften Gang zu nehmen, "wir sahen uns auf einem guten Weg", sagt Rogner.

Doch seit letzter Woche steht beim HEC kein Stein mehr auf dem anderen. Die Steuerfahndung rückte mit 20 Mann an, nahm aus der Geschäftsstelle und dem Büro im Stadion alles mit, was nicht niet- und nagelfest war: Unterlagen aller Art, Aktenordner, Computer, digitale Speichermedien. In erster Linie geht es wohl um die Jahre 2010, 2011 und 2012, für die der Verein keine Steuererklärung abgegeben hatte.

Diese Tatsache ist allerdings ein alter Hut. Schon vor einem Jahr, als Rogners Vorgänger und Schatzmeister Herbert Dresel sowie den Mitarbeitern in der Geschäftsstelle die vielschichtige Vereinsarbeit über den Kopf gewachsen war, finanzielle Löcher klafften, die Buchhaltung hinterherhinkte und die Notbremse gezogen werden musste, war den Verantwortlichen bewusst, dass eine offene, umfassende Zusammenarbeit mit den Steuerbehörden nötig werden würde. Genau das hat der HEC laut Rogner getan, auch wenn das Thema bisher nicht zum Abschluss gebracht werden konnte.

Beim Umzug verschüttgegangen

"Es wurde eine Betriebsprüfung eingeleitet, und wir haben alle Daten zur Verfügung gestellt, die wir hatten", erzählt Rogner. Allerdings lagen einige Unterlagen für den betreffenden Zeitraum nicht vor und sind bis heute nicht aufgetaucht, einige Summen auf Einnahmen- und Ausgabenseite mussten nachträglich geschätzt werden.
Darüber, wie die Aufzeichnungen abhanden gekommen sind, kann der Vereinsboss nur mutmaßen, Vorsatz oder Verschleierungstaktik schließt er kategorisch aus. Womöglich seien Ordner verloren gegangen, als die Geschäftsstelle des HEC umzog - und das war in jüngerer Vergangenheit dreimal der Fall. "Beim letzten Umzug mussten wir die Räume innerhalb von zwei Tagen ausräumen und streichen. Da wurden alle Unterlagen wäschekörbeweise in den Laster gepackt und das, was wir nicht mehr brauchen, aussortiert. In der Eile sind da wohl auch wichtige Dokumente abhanden gekommen", glaubt Rogner. Er selbst ist sich keiner Schuld bewusst, denn "ich habe mich zum Ende meiner Präsidentschaft nicht mehr um finanzielle Dinge gekümmert, das lag in Händen der Geschäftsstelle". Gleichwohl ärgert er sich aber darüber, dass auch unter seiner Verantwortung so etwas hat passieren können - er also haftbar gemacht werden könnte.

Unabhängig davon ist der Zeitpunkt dieser Verstrickungen denkbar ungünstig. Am kommenden Samstag soll bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ein Nachfolger für Rogner gefunden werden, der schon bei Amtsantritt verkündet hatte, den Posten nicht auf Dauer ausfüllen zu können. Zuletzt hatte er vor allem aus beruflichen Gründen nicht mehr die Möglichkeit gesehen, der ehrenamtlichen Tätigkeit im erforderlichen Maß nachgehen zu können.

Transparenz für die Mitglieder

"Eigentlich wollte ich das Amt schon zum 30. November wieder abgeben, habe aber noch zwei Montag angehängt, um das Thema Finanzen zu einem guten Abschluss zu bringen", berichtet der 48-Jährige, der beruflich und als Stadtrat stark eingespannt ist. Eigentlich habe der Verein mit den Steuerprüfern gute Gespräche geführt und das weitere Vorgehen abgesprochen. Dass nun die Fahnder mit Gerichtsbeschluss vor der Tür standen, sei eine böse Überraschung gewesen.

Genauer äußern möchte sich Rogner im Moment nach Rücksprache mit seinem Anwalt und aufgrund des laufenden Verfahrens nicht. Allerdings setzt er auf Transparenz - nicht nur gegenüber den Steuerfahndern. "Bei der Hauptversammlung werden wir unsere Mitglieder über alle Vorgänge informieren und eine Stellungnahme zu dem Thema abgeben", erklärt der HEC-Gründervater, der nach vereinsinternen Querelen im Mai 2011 vom Chefposten zurückgetreten war, um Platz für einen Neuanfang zu machen.

Aber Rogner blieb stets nah dran am Verein, und als Ende 2013 kurzzeitig sogar die Insolvenz drohte, sprang der Idealist wieder ein. Dass er seine schon seit längerem gereifte Entscheidung, die Präsidentschaft erneut abzugeben, noch einmal überdenkt, scheint trotz oder gerade wegen der jüngsten Entwicklung ausgeschlossen.
Rogners Nachfolger - sofern sich einer findet - wird ein schweres Erbe antreten müssen. Vor allem wird es darum gehen, sich mit den verbliebenen Funktionären so aufzustellen, dass der HEC handlungsfähig bleibt.