Das Ei ist in Franken eine goldene Ananas
Autor: Daniel Ruppert
Hemhofen, Montag, 03. August 2020
Kontakte sind wieder erlaubt, die fränkischen Teams trotzen der Corona-Krise - allerdings nur im Training, denn die Saison der bayerischen Amateure wurde abgesagt.
Die Corona-Krise traf und trifft die Sportvereine der Region hart. Wettkämpfe und Veranstaltungen wurden abgesagt. Einnahmen durch Eintrittsgelder, Feste und Spenden sind geringer oder fallen ganz aus. Hinzu kommen die Einschränkungen im Trainingsbetrieb und Herausforderungen in der Umsetzung detaillierter Hygienekonzepte. Eine Boom-Sportart der vergangenen Jahre sah sich noch größeren Problemen ausgesetzt als andere Disziplinen: American Football.
Zum Einen sind die Teams aufgrund der vielen spezialisierten Positionen deutlich größer als in anderen Mannschaftssportarten. Zum Anderen sind intensiver Körperkontakt und harte Tacklings ein Grundelement des Spiels. Alles in allem also schwierige Umstände in einer Viruspandemie. Der American-Football-Verband Bayern (AF VBy) hat die Spielzeit 2020 bereits im April für die Regionalliga abwärts ausgesetzt. Auch die 1. Liga fällt heuer aus. In der viergleisigen 2. Liga ist noch keine Entscheidung gefallen. Angesichts der Lockerungen schauen die fränkischen Teams trotzdem optimistisch in die Zukunft.
Mehr Zeit für Anfänger
"Eigentlich ist es aktuell sogar die beste Zeit für Rookies, um mit dem Sport anzufangen", sagt Niklas Benz, Abteilungsleiter bei den Herzogenaurach Rhinos aus der Landesliga Nordwest. Man habe jetzt viel mehr Zeit, den Anfängern grundlegende Dinge zu vermitteln. Das Interesse am Sport sei weiter groß. Seitdem es ab Mai immer mehr Lockerungen gab, wurden in Herzogenaurach auch wieder Neulinge beim Rookie-Monday begrüßt. Erst nur via Online-Training, seit Anfang Juni in Kleingruppen auf dem Sportplatz des ASV.
Der Fokus lag zunächst auf einfachen Fitness-Übungen und Taktik, später im Bereich Schnelligkeit und Beweglichkeit. Seitdem mit den Regelungen vom 7. Juli auch Mannschaftstraining mit Kontakt wieder erlaubt ist, taste man sich an ein "normales" Training heran. Benz betont, dass die Rhinos die gesetzlichen Vorgaben und das Hygiene-Konzept des Vereins sehr ernst nähmen: "Wir verfolgen da eine Null-Toleranz-Politik." Nur Spieler, die an einer verpflichtenden Online-Schulung zu den Corona-Regeln teilgenommen haben, dürfen am Trainingsbetrieb teilnehmen.
Bei der Gestaltung dieses Trainings setzen die Rhinos auf viele neue Reize. Football-Veteran Joachim Gerlach hatte bereits im Winter sein Traineramt aus Zeitgründen aufgegeben. Als neuer Headcoach fungiert seit Jahresbeginn Harald Fürst, der bisher bereits für die Defensive verantwortlich war. In den vergangenen Wochen zog der Klub mit José Ricco (Offensive Coordinator) und Richard Dilukila (Athletik) zudem zwei hochkarätige Verstärkungen mit Erfahrung aus der höchsten deutschen Liga an Land.
Stolz auf Trainer-Angebote
Nach Verstärkungen auf der Trainerposition sucht der letztjährige Derbygegner aus Hemhofen noch. Das erfahrene Duo Thomas Sinner und Jens Gödel hat aus privaten Gründen aufgehört. Angebote gebe es aber genügend, erzählt Gechers-Vorsitzender Theofanis Triantafillos. "Das sind teilweise Leute von viel größeren Teams. Da ist man schon stolz und merkt, dass man Einiges richtig gemacht hat."
Nach Hemhofen passe kein Disziplin-Fanatiker, so Triantafillos. Die Gechers wollen ihrem Credo als das etwas andere Team vom Dorf treu bleiben und setzen auf eine familiäre Atmosphäre. Einer, bei dem es wohl gepasst hat mit dieser Philosophie, ist Stefan Behrens, der von den Eckental Black Lions kommt. Der Football-Veteran (Nürnberg Rams, Fürth Buffalos) kümmert sich seit gut sechs Wochen um die Defensive. Besonders wichtig derzeit? Die Jungs motivieren und bei Laune halten. "Mit meinem beruflichen Background als Ausbilder habe ich da sicherlich ein paar Vorteile", erklärt Behrens.