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American Football in Hemhofen: Die Hähne rupfen ihre Gegner


Autor: Thomas Schöbel

Hemhofen, Donnerstag, 27. Dezember 2018

Nach der Gründung des Vereins und dem zweiten Platz in der Aufbauliga Bayern Nord wollen die Gechers ihren Sport in Hemhofen etablieren.
Mit Rauchwolken und Gecher-Maskottchen: Footballstimmung in Hemhofen Foto: privat


"Eigentlich war das Ganze eine Schnaps-Idee" sagt Theofanis Triantafillos, wenn man ihn zu den Anfängen der Hemhofen Gechers befragt. Rein aus Spaß hatten Triantafillos und seine Freunde im Frühjahr 2017 angefangen, American Football zu spielen. Ein paar Bälle werfen, sich gegenseitig tacklen und blocken. Sportliche Ambitionen oder gar Gedanken an die Gründung eines richtigen Teams gab es nicht. Und dann kam Thomas Sinner.

Ans Herz gewachsen

Der ehemalige Spieler und Gründer der Erlangen Sharks wollte nach einer längeren Auszeit noch einmal aktiv spielen und war über die sozialen Medien auf die Jungs aus Hemhofen aufmerksam geworden. Nach jedem Touchdown wurde erst einmal eine Raucherpause gemacht oder Bier getrunken, erinnert er sich an die erste Begegnung. "Ich dachte, das hat mit Training nicht viel zu tun", sagt Sinner. Doch die wilde Truppe wuchs ihm schnell ans Herz. Nach ein paar Einheiten fragte er provokant, ob man denn richtig Football spielen wolle, er habe die Erfahrung, es den Neulingen beizubringen. Die Hemhofener wollten.

Dabei ging es im Training anfangs um ganz banale Dinge wie die Grundregeln oder die richtige Körperhaltung. Doch Triantafillos und Co. lernten schnell und so beschlossen die Gechers, in der Aufbauliga, einer Spielrunde für Anfängerteams, an den Start zu gehen. Das sei schon eine sehr schwierige Entscheidung gewesen, gleich im ersten Jahr dort anzutreten. Aber nur mit Training die Spannung aufrechtzuerhalten ist relativ schwierig, begründet Sinner den Sprung ins kalte Wasser. Der Mut der wilden Hähne wurde belohnt. Gleich das erste Spiel brachte einen Last-Minute-Sieg gegen Schweinfurt und entfachte eine kleine Football-Euphorie in Hemhofen. "Da war das ganze Dorf auf den Beinen", erinnert sich Sinner. Im Ort sei der neue Sport sehr gut aufgenommen worden. Am Ende der Saison hatten die Gechers eine ausgeglichene Bilanz von vier Siegen und vier Niederlagen: Platz 2.

Ein Schlüssel für den Erfolg ist die akribische Arbeit von Sinner und seinem Freund Jens Gödel. Während der spielende Head-Coach auf dem Feld die Kommandos erteilt, gibt der etwas ältere Gödel als Taktik-Experte von außen die Spielzüge vor. Diese sind bewusst einfach gehalten, denn viele Systeme variabel zu spielen ist auf dem Niveau der Aufbauliga nur schwer umsetzbar. "Unsere Taktik ist schon sehr oldschool und stammt streng genommen aus den 1920er Jahren", erklärt Sinner mit einem Augenzwinkern. Nicht alles bei den Gechers ist aber so antiquiert. In der Spielvorbereitung setzen die beiden Coaches auch auf Video-Analysen und holen sich via Youtube Anregungen für die Trainingsgestaltung.

Teamgeist spricht für sich

Den anderen Grund für die starke Premieren-Saison sieht Thomas Sinner im hervorragenden Teamgeist seiner "Dorftruppe", die sich in der Rolle des Underdogs vom Land gefällt. Bewusst setzen die Hemhofener auf flache Hierarchien und Spieler, die sich in den Dienst der Mannschaft stellen. Selbst in der Aufbauliga würden sich manche Teams schon US-Amerikaner einkaufen. "Ich möchte aber grundsätzlich deutschen Spielern den Vorrang geben vor irgendwelchen Imports, die oft Unruhe hereinbringen", erklärt Sinner seine Philosophie. Die gute Atmosphäre soll auch ein Faustpfand sein, um für die zweite Saison erfahrenere Spieler aus der Region anzulocken. Denn nur mit Jungs aus Hemhofen sei ein Aufstieg wohl nicht zu realisieren.

Aufstieg ist das Ziel

Und dieser ist in absehbarer Zeit das erklärte Ziel, wie Triantafillos und Sinner unisono bestätigen. Noch wichtiger als der schnelle Erfolg wäre es, den Sport in Hemhofen langfristig zu etablieren. "Die ersten zwei bis drei Jahre sind immer schwierig, aber wenn wir den Ball flach halten, uns langsam entwickeln und nicht vorschnell schießen, kann das ein guter Weg werden." Sinner habe schon einige Teams in der Region gesehen, die zu schnell zu viel wollten und dann kläglich gescheitert sind. Auch Taktik-Fuchs Gödel gibt zu bedenken, dass es nicht einfach werden wird, die Leistung aus dem Vorjahr zu bestätigen. Spielerisch wollen sich die Gechers natürlich weiterentwickeln und auch häufiger auf etwas kompliziertere Spielzüge setzen. Die Gegner ab Juni werden wie im vergangenen Jahr Schweinfurt, Nürnberg und Coburg heißen. Neu hinzu kommen wohl die Herzogenaurach Rhinos und auf dieses Derby freut man sich schon ganz besonders.