Sport und Spiel zugleich beim Schachclub Höchstadt
Autor: Tina Meier
Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 25. August 2015
Seit über 50 Jahren versammeln sich die Schachfreunde der Umgebung um die karierten Bretter des Schachclubs Höchstadt. Besonders stolz kann der Verein auf seine zahlreichen und auch erfolgreichen jugendlichen Mitglieder sein.
Der Schachclub Höchstadt ist der drittgrößte Schachverein in Oberfranken. Moment - in Oberfranken? Ist Höchstadt nicht eine mittelfränkische Stadt? "1972 gab es eine große Gebietsreform", erklärt Reiner Schulz, der Vorsitzende des Schachclubs, "dadurch wurden ursprünglich oberfränkische Gebiete dem neuen Landkreis Erlangen-Höchstadt im Regierungsbezirk Mittelfranken zugeordnet. Unser Schachclub wurde 1962 gegründet und wir spielen deshalb noch in der Oberfranken-Liga."
Seine Entstehungsgeschichte begann 1960, als Hermann Bauer von Reutlingen nach Höchstadt zog. Da in seiner neuen Heimat kein fester Schachverein vorhanden war, entschloss er sich dazu, einen auf die Beine zu stellen. "Unterstützt haben mich der damalige Bürgermeister Anton Schell und der Fränkische Tag", erinnert er sich. Aus einem losen Treff entstand zwei Jahre später der Schachclub. "Bei unserer ersten Teilnahme an den Bamberger Mannschaftskreismeisterschaften sind wir dann auf Anhieb Meister geworden", erzählt Bauer stolz. Mit 84 Jahren ist er das einzige noch aktive Gründungsmitglied.
In seiner weiteren Geschichte spielt der Verein bis heute sehr erfolgreich und durfte sich bereits zweimal Oberfränkischer Pokalsieger und 17-mal Oberfränkischer Jugend-Mannschaftsmeister nennen. Erst diese Saison ist der Schachclub Bayerischer Mannschaftsmeister U 25 geworden.
In dieser Mannschaft spielt auch der 18-jährige Lukas Schulz. Er ist bereits seit sieben Jahren im Verein aktiv. Ihn begeistern am Schach "die vielen verschiedenen Varianten und das logische Denken." Einer seiner großen Erfolge ist der Titel Bayerischer Meister U16 im Blitzschach.
30 Kinder und Jugendliche
"Fünf bis sechs Stunden kann ein normales Schachspiel dauern", berichtet Schulz. Wesentlich schneller gehen die Partien im Schnellschach, die höchstens 30 Minuten lang sind, und noch rasanter geht mit zehn Minuten ein Spiel im Blitzschach vonstatten. Während ein Spieler am Zug ist, zählt seine digitale Schachuhr gnadenlos die verbleibenden Sekunden. Ist die festgelegte Zeit vor der seines Konkurrenten abgelaufen, verliert er. Das Spiel wird also entweder über ein Matt entschieden oder über die Zeit."Am besten ist es dann natürlich, wenn man schnell und gut spielt", lacht Schulz. Es koste aber viel Zeit und Übung, um auf einem hohen Niveau zu spielen. "Wie bei jeder Sportart muss man jahrelang trainieren und konsequent dabei bleiben."
Besonders stolz ist der Verein auf die rund 80 Mitglieder, von denen 30 noch unter 18 Jahre alt sind. Auch Reiner Schulz entdeckte bereits in jungen Jahren das Schachspielen für sich. "Ein Mathelehrer in meinem Gymnasium hat uns öfter vor die Wahl gestellt: Entweder, ihr löst Übungsaufgaben, oder ich hole ein paar Schachbretter", erinnert er sich.
Ihm liegt vor allem das Organisatorische am Herzen und so ist er schon seit 30 Jahren der Vorsitzende des Höchstadter Schachclubs. "Meine Aufgaben sind eigentlich alles", lacht er. Turniere und Meisterschaften organisieren, Mitglieder gewinnen, Satzungen anpassen und den Verein nach außen vertreten sind nur einige davon.
Dieses Jahr richtet der Schachclub zum Beispiel gemeinsam mit den Vereinen aus Bamberg und Hallstadt zum 24. Mal ein großes Jugendturnier aus, an dem zwischen 100 und 200 Schüler teilnehmen werden. Ein weiteres Projekt ist die Vereinszeitung. Seit 1995 erscheint sie circa viermal im Jahr und berichtet über alle Geschehnisse rund um den Verein und die Welt des Schachs. Im Juni erschien die 101. Ausgabe. Nachzulesen sind hier auch die Deutschen Wertungszahlen, kurz DWZ, der Mitglieder. Sie dienen dazu, die Spielstärke untereinander zu vergleichen. "Die Punktzahl richtet sich danach, gegen wen man spielt und wie man spielt", erklärt Schulz.
Trotzdem kann jedes Spiel unterschiedlich ausgehen. Diese Abwechslung und die Freude beim Gewinn begeistern den 82-jährigen Robert Röder immer noch. Er spielte bereits gegen den Weltmeister und konnte sich über ein Remis gegen den Deutschen Meister freuen.
"Ein Verein, der keine Jugendförderung macht, hat einfach keine Chance!"
Josef Maier ist ehemaliger Gymnasiallehrer und betreute viele Jahre lang Schachkurse an Höchstadter Schulen. Er sagt: "Ein Verein, der keine Nachwuchsförderung macht, hat einfach keine Chance."
"Die starken Spieler, die den Verein jetzt hauptsächlich tragen, sind durch Gymnasialmeisterschaften zum Schachclub gestoßen", erklärt er. Er hat die Erfahrung gemacht, dass das Spiel bei den Schülern gut ankommt, aber dass wenige konsequent dabei bleiben. "Sie haben einfach viele weitere Interessen und müssen sich nunmal spezialisieren." Hin und wieder seien es auch die Eltern, die ihren Kindern ein weiteres Hobby verwehren. "Erfahrungsgemäß bleiben die Kinder beim Verein, deren Eltern hinter ihnen stehen, sie zum Training und den Spielen bringen, trösten und motivieren. Häufig sind Papa oder Opa auch Mitglied", erklärt Maier. Das Schachspielen fördere das abstrakte Denken und auch das Gedächtnis der Kinder, da sie lernen, Erfahrungen zu speichern und passend abzurufen.
"Schach ist förderlich für die gesamte schulische Leistung", erklärt Horthense Kittel. Die Kinder lernen nicht nur, sich besser zu konzentrieren, sondern auch die Fähigkeit, Niederlagen besser einzustecken, Fairness und Toleranz. Als ehemalige Lehrerin besuchte Kittel Fortbildungen der Deutschen Schachjugend und spielte mit ihren Schülern viel Schach.