Sparkasse Erlangen: Streit um neuen Vorstandsvorsitzenden
Autor: Michael Busch
Erlangen, Donnerstag, 06. August 2015
Johannes von Hebel heißt der neue Vorstandsvorsitzende der Stadt- und Kreissparkasse Erlangen. Bei der Vorstellung des Kandidaten durch Verwaltungsratschef und Oberbürgermeister Florian Janik ging es aber nicht harmonisch zu.
Schweigen im Bänker-Wald - niemand will etwas offiziell sagen. Man hält sich bedeckt. Dabei sollte es ein so schöner Termin werden. Endlich, nach einem Jahr wollte Erlangens Oberbürgermeister und Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse Erlangen, Florian Janik (SPD), den neuen Mann an der Spitze der sechstgrößten Sparkasse Bayerns (laut einer internen Sparkassenrangliste) präsentieren. Ein Jahr, nachdem der bis dahin dem Vorstand vorsitzende Peter Buchmann unerwartet gestorben ist.
Schwierige Eignungsfrage
Johannes von Hebel soll nun das Vorstandsteam mit den beiden bisherigen Mitgliedern Walter Paulus-Rohmer und Heinz Gebhardt anführen, um die nach eigenen Aussagen erfolgreiche Geschäftspolitik fortzuführen. Doch der Fragenkatalog der Pressekonferenz widmete sich erst einmal ganz anderen Themen, den dem neuen Mann an der Spitze des Finanzunternehmens.
So ging es um die Eignung des Erwählten. Hatte es in der internen und externen Ausschreibung noch geheißen: "Ihre unternehmerischen Fähigkeiten sowie Ihre strategische Kompetenz haben Sie bereits im Vorstand eines regionalen Kreditinstitutes vergleichbarer Größenordnung bzw. als Vorstandsvorsitzender eines kleineren Hauses unter Beweis gestellt." Frei nach dem Motto "was interessieren mich meine Kriterien", spielte dieser Punkt bei der letztlichen Auswahl offensichtlich keine Rolle mehr.
Zwar war der 49-jährige geborene Papenburger (Ostfriesland) seit 2001 Vorstandsmitglied der baden-württembergischen Sparkasse Hohenlohekreis mit Sitz in Künzelsau und Öhringen, was aber letztlich der Vorgabe der Ausschreibung nicht entspricht. Als Vorstandsvorsitzender hätte er damit punkten können, nicht aber als einfaches Vorstandsmitglied.
Oberbürgermeister Florian Janik erklärte, dass diese Vorgaben natürlich veränderbar seien, um den optimalen Kandidaten zu finden. "Das Kriterium, das für uns gilt, ist, ob wir und der Verwaltungsrat davon überzeugt sind, dass der Bewerber die Aufgaben der Sparkasse Erlangen bewältigen kann", erklärte Janik. Ein schlechter Geschmack bleibt trotzdem.
Auch wenn Janik ebenso wenig wie der CSU-Landrat Alexander Tritthart auf die eigentlichen Auswahlkriterien näher eingehen wollten.
"Wir haben bewusst darauf geschaut, dass wir einen Bewerber von außen finden", erklärte Janik. "Von der externen Sicht auf das Unternehmen könne man nur profitieren." Auf den Hinweis, dass es doch mehrere Bewerber aus der Bank gegeben habe und die andere Vorteile aus regionaler Sicht hätten bieten können, wurde ebenfalls mit dem Hinweis reagiert, dass man aus den Bewerbungsgesprächen und den Entscheidungsprozessen dieses nicht-öffentlichen Verfahrens nicht berichten könne.
Entscheidung ohne Experten
Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass das Vorstandsmitglied Walter Paulus-Rohmer ebenfalls seinen Hut in den Ring geworfen haben soll. Bereits zum zweiten Mal. Und zum zweiten Mal ging der Sparkassenkelch an ihm vorüber. Einst war es Peter Buchmann, der in Folge von Reiner Reinhardt an Paulus_Rohmer vorbeizog, nun ist es der Papenburger. Buchmann war allerdings auch eine "Pflanze aus dem eigenen Haus", in diesem Falle wurde ein Externer vorgezogen.
Es habe eine weitere Bewerbung aus der Sparkasse gegeben, wurde aus Kreisen des Sparkassenverbandes bekannt. Der Name ist der Redaktion bekannt, der Betroffene möchte sich aber nicht äußern, da er völlig loyal zu seinem Unternehmen und dem Entscheidungsgremium steht.
Hinweise aus dem Sparkassenverband lassen aber auch dort den Rückschluss zu, dass ein weiterer Bewerber, der allen Anforderungen gerecht geworden wäre, im Auswahlverfahren plötzlich nicht mehr berücksichtigt wurde. Die Entscheidung, dass keiner der Erlanger Kandidaten für das Amt berücksichtigt wurde, führt bei Erlanger Unternehmern zu einer gewissen Verständnislosigkeit.
Es wird kritisiert, dass in Erlangen entschieden worden sei, ohne sich vorher Meinungen von Experten eingeholt zu haben. Das, was andere Banken mit Unternehmensberatern zum Beispiel machen.
Es ist kein optimaler Anfang für den vierfachen Familienvater, der nun Schritt für Schritt seiner Mannschaft vorgestellt wird und ab dem 1. März 2016 endgültig in die Fußstapfen Buchmanns tritt. "Ich werde mich jetzt erst einmal einleben. Über die Sparkasse habe ich mich natürlich informiert, aber ich habe noch keinen Plan, was geändert werden muss." Die Zusammenarbeit mit Tritthart und Janik sehe er als unproblematisch an, "Parteizugehörigkeit hat in der Bank nichts zu suchen". Wenn von Hebel aber zugeben musste, dass er einst als Bezirksvorsitzender der Jungen Union in Osnabrück tätig war und auch Verbindungen zum ehemaligen Bundespräsidenten Wulff pflegte.