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Sonja und Wulli: Leise Lieder mit Witz und Charme


Autor: Bernhard Panzer

Herzogenaurach, Donnerstag, 16. August 2018

Wulli und Sonja spielten zum Brunch auf der Terrasse des Ratskellers. Bald ist dort Großbaustelle und das Lokal soll mehrere Jahre schließen.
Wenn Wulli und Sonjy spielen, ist immer viel Gefühl dabei.  Fotos: Bernhard Panzer


Sonntagvormittag, die Sonne scheint, es ist warm, aber nicht mehr so heiß wie in der letzten Zeit. Bestes Wetter also für einen ausgedehnten Brunch und ideale Voraussetzungen für ein kleines Livekonzert mit entspannter und entspannender Musik. Und so war die Terrasse des Ratskellers auch derart gut besucht, dass die Tische nicht reichten.

Freilich lag das auch daran, wer an diesem Vormittag musizierte. Denn wenn Wulli und Sonja nach Herzogenaurach kommen, dann ist bester Besuch programmiert. Die Auftritte im August zum Brunch haben da schon Kultcharakter - es gibt sie seit zehn Jahren. Und dennoch war es der (vorerst?) letzte Auftritt des Duos auf der Ratskeller-Terrasse. Denn nach der Saison ist erstmal Schluss, die Bauarbeiten des Rathauses stehen an. Vier Jahre mindestens ist dort dann Baustelle, und das Lokal schließt währenddessen.

Hans Kress, seit vielen Jahren Fan von Sonja und Wulli, bringt es auf den Punkt, was wohl die meisten Zuhörer empfinden. "Man hat nie das Gefühl, dass die Beiden einfach nur ein Programm runterspielen. Sie sind voller Leidenschaft", sagt der Gast auf der Terrasse. Und das ist es auch, worauf Wulli Wullschläger, der Gitarrist und Sänger, Wert legt: "Musik ist Herz und Beruf." Das steht auch auf der gemeinsamen Facebookseite. Die Beiden sind "zwei Stimmen, eine Gitarre, zwei Herzen im gleichen Rhythmus."

Und genau das, was sie versprechen, haben sie beim Brunch auch umgesetzt: "Eine geballte Ladung an Power und Gefühl, die mit ungebremster Leidenschaft und einer gehörigen Portion Witz und Charme ihre Spuren hinterlässt." Witzig ist die Moderation der Sängerin Sonja Tonn, wenn sie beispielsweise erzählt, was herauskommt, wenn sie ihre fränkischen Liedtexte über ein Programm erfassen lässt: "Ärbädden" gleicht da eher irgendwelchen Hieroglyphen. Charmant ist sie, wenn sie von "Prinzessin" spricht, dem Lied, das sie einst für Tochter geschrieben hat. Und Wulli kontert entsprechend. Als er seine 91-jährige Mutter anruft, um ihr Lieblingslied (Sweet Georgia Brown) zu spielen und sie übers Handy mithören soll, vereint er Charme und Witz. Das Publikum nimmt diese Einlagen dankend an.

Aber es ist auch das Programm, das dem Brunch seinen Kultcharakter verleiht. Vor allem bekommt man Balladen zu hören, sagt Brunch-Teilnehmer Hans Kress, und "Lieder, die sie sonst nicht spielen." Das geschieht mit viel Gefühl, beim "Großvater" oder "Bergwerk" beispielsweise, aber auch bei anderen leisen Stücken, etwa von Reinhard Mey. Und als Zugabe gibt's John Denvers wunderbares "Leaving on a Jet Plane."

Vor zehn Jahren hatte Bea Wirth, damals gemeinsam mit Thomas Schönfelder, den Ratskeller übernommen. Seither treten alle Jahre Wulli und Sonja auf. Anfangs gab's ein musikalisches Frühstück, und als Sonja mal bei einer Musikrunde im Tiroler ihren Auftritt zum Ratskeller-Brunch ankündigt, habe man halt umgestellt, erinnert sich Bea. "Ohne die Sonja gäbe es heute immer noch Rührei mit Schinken", fügt sie lachend hinzu.

Einmal noch gibt's auf der Terrasse des Ratskellers Brunch, quasi den letzten vor der Baustelle. Am Sonntag spielt das Herzogenauracher Trio "RCR" und präsentiert ebenfalls Musik zum Zuhören, was die Musiker "Hockrock" nennen. Und dann ist Schluss. Sonja Tonn konnte es kaum glauben, als sie es gestern erfuhr. "Herzogenaurach ist ein Herzensort für uns", sagte sie. Und: "Die Bea macht das ganz großartig."