Soll Adelsdorf Wohncontainer für Obdachlose kaufen?
Autor: Christian Bauriedel
Adelsdorf, Montag, 12. Sept. 2016
Mit provisorischen Unterkünften kommt Adelsdorf der Pflichtaufgabe nach, sich um Obdachlose zu kümmern. Soll die Kommune die Container kaufen?
Die Container im Gewerbegebiet sind sicher nicht die beste Wohnlage, die Adelsdorf zu bieten hat. Doch wenn man ohne Dach über dem Kopf dasteht, ist die Nachbarschaft sicher nicht das Vorrangige.
Die Container auf dem Geländes des Wertstoffhofs, die in Adelsdorf seit 2011 als Unterkunft für Obdachlose dienen, werden am Mittwoch im Bauausschuss Thema sein. Zunächst, so Bürgermeister Karsten Fischkal (FW), gehe es um einen rückwirkenden Bauantrag. Eine Formalie.
Von größerer Bedeutung ist für die Gemeinde jedoch eine andere Frage, die sich mit den provisorischen Unterkünften verbindet: Soll die Gemeinde die Container kaufen?
Der Kommune gehört zwar das Grundstück. Die Container allerdings nicht. Diese mietet die Gemeinde an. Eigentümer der Container ist Altmetallhändler Maurizio Cavalera. Er habe sie damals extra für diesen Zweck angeschafft.
Momentan leben zwei wohnungslose Personen in den Containern. Cavaleras Frau Daniela kümmert sich um die Obdachlosen, die zumeist nur vorübergehend bleiben.
Die alte Regelung war teurer
Für die Gemeinde Adelsdorf sei es nun eine Abwägungssache, sagt Fischkal: Weiter mieten oder kaufen. Zurück zur alten Regelung, das sei jedoch nicht erstrebenswert. "Früher hat die Gemeinde die Obdachlosen noch in Pensionen oder Hotels untergebracht", sagt Fischkal. Dies sei über die Zeit gesehen aufwändig und vor allem kostenintensiv gewesen. Die Container am Wertstoffhof zusammen mit Daniela Cavalera, die ein Auge auf die Lage hat, das sei die richtige Lösung gewesen.
Keine dauerhaften Apartments
Fakt ist, dass Adelsdorf Wohnraum für Obdachlose vorhalten muss. Kommunen sind dazu gesetzlich verpflichtet. In einer "Empfehlung für das Obdachlosenwesen" des Bayerischen Sozialministeriums von 1997 werden die Bedingungen genannt. Die beiden Schlüsselwörter hierbei sind "vorübergehend" und "Mindestanforderungen einer menschenwürdigen Unterbringung". Denn weder muss Adelsdorf dauerhaft einer Person eine Wohnung garantieren, noch muss es sich um Apartments mit gehobenem Standard handeln.In Hemhofen etwa greift man neuerdings ebenfalls auf Wohncontainer zurück. Früher habe man eine Wohnung mit mehreren Zimmern angemietet, sagt Bürgermeister Ludwig Nagel (CSU). Diese stehe nun nicht mehr zur Verfügung.
30 000 Euro für neue Container
Deshalb hat Hemhofen zwei fabrikneue Wohncontainer erworben, die am Bauhof aufgestellt wurden und künftig als Herberge für Wohnungslose dienen sollen. In zwei Wochen sollen sie bezugsfertig sein. Rund 30 000 Euro habe Hemhofen dafür bezahlt, so Nagel. Im Adelsdorfer Fall ist die Höhe der Miete beziehungsweise ein möglicher Kaufpreis nicht bekannt. Wie es in Adelsdorf weiter geht, das wird im Bauauschuss am Mittwoch allerdings nicht beraten. Hier gehe es nur um den Bauantrag. Über einen Kauf müsse man im Finanzausschuss entscheiden, sagt Fischkal. "Letztlich ist es eine Frage des Geldes." Momentan seien es zwar nur relativ wenige Personen, die auf das Angebot angewiesen sind. Es sei aber auch schon mehr los gewesen, sagt Fischkal. "In Stoßzeiten hatten wir Anfragen von zwölf Menschen."