So klappt's mit dem gesunden Pausenbrot
Autor: Pauline Lindner
Niederndorf, Mittwoch, 11. Sept. 2013
Die Ernährungsberaterin Andrea Schober geht das Thema Pausenbrot pragmatisch an. Schnelle Zubereitung und gesunde Inhaltsstoffe lassen sich gut miteinander vereinbaren. Für Kinder wie für Erwachsene.
Schulbeginn. Das heißt für Hannah und Schober und ihren Bruder Moritz auch schauen, ob die Brotzeitbox und die Saftflasche parat sind. Die beiden Siebenjährigen haben auch verraten, was ihr Lieblingspausenbrot ist. Ob Brezen, Brötchen oder Brot, alles drei mag Moritz. Als Belag ist ihm Frühstückswurst am liebsten und dazu Äpfel und Banane. Für die krumme gelbe Frucht hat er eine genau passende Box. Die muss dabei sein.
Hannahs Liste ist länger. Hier tauchen auch Wiener und Gelbwurst auf. Und Tomate-Mozzarella. So nennt Hannah die kleinen Spießchen, die sie sich selber aus Cocktailtomaten und Mini-Käsekugeln steckt.
"Solange Hannah nicht Brot oder Brötchen vergessen hat, ist das vollkommen in Ordnung", sagt ihre Mutter Andrea. Sie ist Diätassistentin und als Ernährungsberaterin zertifiziert. Und hat eine pragmatische Art, das Thema Pausenbrot anzugehen.
Obst zur Breze
Schober ist auch durchaus damit einverstanden, was ihr Neffe David Spörlein auflistet. Der Elfjährige aus Sambach kauft sich gerne mal eine Salz- oder eine Laugenbreze in der Schule. "Ich nehme aber immer Obst oder Gemüse mit in die Schule", hat er dazu notiert.
Mit seiner Wahl hat er die beiden wichtigsten Grundbausteine der täglichen Ernährung dabei: Ballaststoffreiche Gemüse oder Obst und energiereiche Kohlenhydrate. Neben den Getränken sollen sie die Basis der gesunden Ernährung. Oben darüber kommen in der Ernährungspyramide die Eiweißlieferanten Milch, Fisch und Fleisch in allen Verarbeitungsformen.
An der Spitze - und darauf weist Schober extra hin - ist der Platz für Süßigkeiten. "Dazu gehören auch die vermeintlich gesunden, weil so beworbenen Kindersnacks. Durch die Bank sind sie überzuckert und enthalten zu viel Fett, aber fast keine Ballaststoffe", urteilt sie klar. Denn die "Zuckerbombe" (Schober) lässt den Blutzucker in die Höhe schnellen und das löst sehr schnell wieder Hunger aus.
Zucker zum Frühstück?
"Sie geben ihrem Kind doch nicht zum Frühstück sechs Zuckerwürfel?", fragt Schober. Diese Frage würde jede Mutter verneinen, doch ganz viele servieren ihren Kleinen Frühstückscerealien. "Das ist ungefähr die Menge, die in den Zuckerkrusten von Cornflakes und Knusperflocken stecken", klärt die Ernährungsberaterin auf. "Dass die Milch recht süß schmeckt, wenn man Cornflakes hineinrührt, ist kein Wunder am Frühstückstisch. Die meisten dieser Produkte sind gezuckert."
Das gilt auch für Müsli-Mischungen, die kandierte Früchte enthalten. Deshalb rät sie allen Käufern, die Zutatenlisten genau zu lesen. Süßes darf ja ruhig sein, aber nicht zu viel. Zuerst die süßen Flocken mit Milch, dann als zweites der süße Snack, das bringt den glykämischen Index ganz schön durcheinander.
Glykämischer Index ist der Fachbegriff, wie kohlenhydrathaltige Lebensmittel sich auf den Blutzuckerspiegel auswirken. Und der sollte nach Meinung der Ernährungsberater nicht allzu wilde Kapriolen schlagen oder ständig recht hoch sein.
Vollkorn mit rein
Schobers Vorschlag: Eine Müslimischung, die auch Vollkornflocken enthält. Denn der Körper braucht unterschiedlich lange, bis er die enthaltenen unterschiedlichen Kohlenhydrate aufspalten kann. Mit am schnellsten geht das beim Traubenzucker, viel langsamer bei Vollkorngetreide. "Und weil das länger dauert, machen Vollkornprodukte auch länger satt, obwohl man genau die gleiche Kalorienmenge zu sich genommen hat."
Hart urteilt Schober über die Nahrungsmittelindustrie: "Sie jubelt uns Zucker unter." Das beginne schon mit der Babymilch, die süßer schmeckt als Muttermilch, und dem Obstgläschen aus der süßesten Apfelsorte; das setze sich fort bei diversen Light-Produkten. Allzu oft ist hier das Fett zwar reduziert, wegen des Geschmacks aber durch Zucker ersetzt. "Das wird unterschätzt: Eltern sind Essensvorbilder und deshalb sollten wir es nicht den Firmen überlassen, was wir essen." Noch einen Gedanken schließt sie an: "Je mehr ein Produkt verarbeitet ist, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Zusatzstoffe drin sind", sagt sie und denkt dabei auch an Allergien und Pubertätspickel.
Dennoch will sie keineswegs pausenbrotrichtende Mütter verunsichern: "Nichts extrem sehen, sich aber auch nicht zeitlich verzetteln", bittet sie und lächelt über das verschnörkelte Karottenmäuschen.