So hat die AfD im Wahlkreis Erlangen abgeschnitten
Autor: Christian Bauriedel
, Dienstag, 26. Sept. 2017
Der Wahlerfolg der AfD ist in aller Munde. Wo bekam die Partei im Wahlkreis Erlangen am meisten Stimmen - und wo nicht?
Den größten Erfolg im Wahlkreis Erlangen hatte die AfD in Mühlhausen. Dort bekam die Partei 16,5 Prozent der Zweitstimmen und überholte damit die SPD (16,04). Fast 15 Prozent der Mühlhausener Wähler machten ihr Kreuz bei Paul Podolay, dem Direktkandidaten der AfD. In etwa verdreifacht im Vergleich zur Wahl von 2013.
Aber auch in Wachenroth hat die Partei bei der aktuellen Wahl gepunktet: 11 Prozent Erststimmen, 13,3 Prozent Zweitstimmen. Vestenbergsgreuth liegt ähnlich.
In Höchstadt sieht es fast genauso aus: 10,8 Prozent der Erststimmen, 13,4 Prozent der Zweitstimmen zeigt der blaue Balken hier an. Bei der letzten Bundestagswahl, als Kreisvorsitzender Siegfried Ermer Direktkandidat der AfD war, erzielte die Partei nur rund vier Prozent.
CSU verliert drastisch
Wo die Stimmen her kommen, kann man nur vermuten. Einen starken Hinweis bekommt man aber, wenn man sich die Verluste der CSU ansieht.In Mühlhausen büßt die CSU sieben Prozent bei der Erststimme und acht Prozent bei der Zweitstimme ein. In Höchstadt ebenfalls: minus sieben (Erststimmen), minus acht (Zweitstimmen).
Blickt man auf die Tabelle, lässt sich ein Trend erkennen: Im Landkreis-Westen, also im Aisch-, Ebrach- und Weisachgrund, hat die AfD ihre besten Ergebnisse. Je weiter Richtung Erlangen man geht, desto weniger Prozente bekommt die Partei. Im Landkreis-Osten (Eckental, Heroldsberg) ist die AfD dann wieder ähnlich stark wie im Aischgrund.
Rund um Erlangen eher schwach
Vergleichsweise am schwächsten ist die AfD in Spardorf. Dort holt sie 4,4 Prozent der Erststimmen und 5,9 Prozent bei der Zweitstimme. Nur ein Viertel beziehungsweise etwa ein Drittel der Stimmen in Mühlhausen.Auch in den "Erlanger Trabanten" Buckenhof, Bubenreuth und Uttenreuth wurde die AfD vergleichsweise wenig gewählt.
Dass in Großenseebach mit vier Prozent relativ wenige ihr Kreuz bei der Erststimme machten, liegt wohl daran, dass CSU-Kandidat Stefan Müller im Heimatort gezogen hat. Dort hat er ein Traumergebnis von 58 Prozent geholt. Bei der Zweitstimme holt die AfD aber auch in Großenseebach acht Prozent.
Die Stadt Erlangen liegt beim Abschneiden der AfD in etwa im Durchschnitt des gesamten Wahlkreises: 6,91 Prozent Erststimme, 8,05 Prozent Zweitstimme.
Im Landkreis kam die AfD beim Wähler hingegen etwas besser an: 8,64 Prozent Erststimme, 10,5 Prozent Zweitstimme. Insgesamt 25 623 Stimmen (Erst- und Zweitstimme) hat die AfD im Wahlkreis bekommen. Das heißt im Umkehrschluss, dass 242 949 Kreuzchen nicht bei der AfD gemacht wurden.
Kommt raus aus dem Protesteck! - Ein Kommentar von Redakteur Christian Bauriedel:
Die CSU kann auch einen Gummibaum aufstellen, der wird auch gewählt. Dieser böse Spruch stammt aus einer Zeit, als die Sozialdemokraten noch Sozis hießen, die Währung noch D-Mark und der oberste Bayer noch Strauß. Böse ist der Spruch, und falsch. Das beweist die Tatsache, dass die CSU gerade bei den Direktmandaten immer noch stark abgeschnitten hat. Die Lokalfürsten haben immer noch gezogen.
Die AfD allerdings muss anscheinend bei ihrer Kandidatenkür nicht ganz so viel Wert auf den Lokalpatriotismus legen. Oder wie ist es anders zu erklären, dass ein Münchner, den im Landkreis ERH keiner kennt, aus dem Stand acht Prozent holt?
Stefan Müller, Martina Stamm-Fibich, Britta Dassler und die anderen "echten" Wahlkreis-Kandidaten - darunter langjährige Kreisräte, (ehemalige) Stadträte und ehrenamtlich in der Region tätige, die um das Direktmandat ihrer Heimat kämpften - ärgern sich sicherlich darüber.
Und mit Sicherheit ist es genau dieser Ärger der "Etablierten", den jene im Sinn hatten,die beim AfD-Kandidaten ihr Kreuz machten. Oder haben sie es aus der Überzeugung heraus getan, dass er der fachlich bessere, der fleißigere, der rhetorisch bessere, der durchsetzungsstärkste Kandidat ist? Sicher nicht. Es ging um Protest. Um einen Denkzettel. Und das, so weh es den Parlamentariern in Berlin nun tut, ist legitim. Demokratie kann wehtun.
Bleibt zu hoffen, dass viele, derer die den Etablierten den Ärger gerade gönnen, zurückkehren aus ihrer Protestecke. Denn, das muss man ganz deutlich sagen: Es ist eben ganz und gar nicht egal, wer da von den Parteien aufgestellt wird.