Siemens, Schaeffler, Puma, Adidas - Wie die Coronakrise die börsennotierten Konzerne trifft
Autor: Christian Bauriedel
LKR Erlangen-Höchstadt, Freitag, 27. März 2020
Franken hängt wirtschaftlich am Tropf der Weltkonzerne. Leon Müller, Chefredakteur von "Der Aktionär", erklärt, wie die Krise die Firmen schüttelt.
"Der Aktionär" ist ein wöchentlich erscheinendes Börsenmagazin mit einer verkauften Auflage von rund 38.000 Heften und etwa 15.000 Abonnenten. Die Zeitschrift wird herausgegeben von der Börsenmedien AG mit Sitz im oberfränkischen Kulmbach. Leon Müller ist seit 2019 Chefredakteur des Anlegermagazins. Der 35-Jährige beschreibt im Interview mit dem Fränkischen Tag, wie sich die Viruspandemie auf die börsennotierten Weltkonzerne mit Sitz in der Region auswirkt.
Herr Müller, wie würden Sie die Einbrüche der Aktienkurse von Siemens, Schaeffler und der beiden Sportartikel-Giganten in ihrer Dramatik beschreiben?
Jeder Einbruch für sich genommen ist natürlich dramatisch, hier geht es um Kursverluste von 50 Prozent. Allerdings: Im Gesamtmarktkontext fallen diese Einbrüche nicht besonders auf. Immerhin haben Anleger mit Ausbruch der Corona-Krise blind alles verkauft, was sich schnell zu Geld machen lässt. Das betraf nicht nur die Aktien der Unternehmen aus der Region oder Aktien im Allgemeinen. In der Panik wird nicht unterschieden zwischen guten und weniger guten Unternehmen. Selbst Positionen in vermeintlich sicheren Häfen wie Gold und am Anleihenmarkt wurden aufgelöst.
Welche Unterschiede sehen Sie bei den Unternehmen, was die Krisenfestigkeit ihrer Geschäftsmodelle angeht? Es handelt sich ja um sehr verschiedene Branchen.
Sie sagen es, die Firmen hier in der Region sind vollkommen unterschiedlich aufgestellt. Adidas und Puma müssen damit zurechtkommen, dass Sportereignisse jetzt und voraussichtlich das ganze Jahr über nicht stattfinden werden. Die Fußball-Europameisterschaft ist verschoben. Olympia wird nicht stattfinden. Die Fußball-Ligen pausieren. Im Grunde findet derzeit weltweit kein nennenswertes Sportereignis statt. Der sudden stop wirkt hier auf der Nachfrageseite. Dennoch: Adidas hat uns gegenüber erklärt, man würde den dadurch ausgelösten Nachfrage-Dip verkraften. Ich gehe nicht davon aus, dass nach der Krise alles aufgeholt werden kann, was jetzt wegbricht. Aber: Wenn die Krise vorbei ist, werden die Menschen einen nie dagewesenen Bewegungsdrang haben. Und vermutlich auch ihrer Gesundheit einen höheren Stellenwert einräumen. Das dürfte die Verkäufe in die Höhe treiben und zumindest einen Teil der jetzigen Verluste kompensieren. Und: Die großen Events werden nachgeholt. Aufgeschoben bedeutet hier nicht aufgehoben.
Schaeffler hatte ja schon vor Corona Probleme - Stichwort Abgesang auf den Verbrennungsmotor. Kann die Firma nach der Krise ebenfalls das momentan ausgesetzte Geschäft einfach nachholen?
Das gilt für Schaeffler nicht unbedingt. Schaeffler hat schon vor Ausbruch der Krise Schwierigkeiten gehabt. Macht es die aktuelle Entwicklung für das Unternehmen leichter, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern? Das Unternehmen erklärt zwar, man sei heute finanziell besser aufgestellt als zu Zeiten der Weltfinanzkrise. Aber einfacher macht es die Corona-Krise nicht.