Druckartikel: Siemens-Partnerschaft: Mit und von Experten lernen

Siemens-Partnerschaft: Mit und von Experten lernen


Autor: Sebastian Martin

, Montag, 22. Oktober 2012

Das Höchstadter Gymnasium wird Partnerschule von Siemens. Morgen wird der Vertrag zwischen der Schule und dem Erlangener Unternehmen unterschrieben. Die Zusammenarbeit soll Schülern mehr Praxis vermitteln.
Assessment Center mit der Firma Siemens. Die Schüler des letztjährigen P-Seminars "Wirtschaft" simulieren ein Bewerberauswahlverfahren eines Unternehmens. Wobei:  "Es ist keine Simulation, sondern es gibt einen von außerhalb, der einen bewertet", sagt Lehrer Wolfgang Cayé.  Foto: privat


Praxis in der Schule, das ist wichtiger denn je. Am Höchstadter Gymnasium kommen seit Jahren immer wieder Experten aus der Wirtschaft in den Unterricht, um den Schülern Erfahrungen weiterzugeben. Nun wird hierfür die Zusammenarbeit mit Siemens intensiviert. Am morgigen Dienstag werden Rektor Bernd Lohneiß und Peter-Roman Mayer, Personalchef von Siemens, in einer Feier mit Mitarbeitern der Firma, Lehrern und Schülern den Vertrag offiziell abschließen. Die Schule wird dann für drei Jahre mit dem Erlangener Unternehmen kooperieren.


Nach einem Jahr jetzt dauerhaft


"Es wird einmal im Jahr ein Plan erstellt, welche gemeinsamen Aktivitäten man sich vornimmt", sagt Annemarie Kreyenberg über die Zusammenarbeit. Die Mutter einer Schülerin in der neunten und eines Schülers in der zehnten Klasse sitzt im Elternbeirat des Gymnasiums - und arbeitet bei Siemens. Sie ist die Kontaktperson für die Schule, bei ihr und ihrer Kollegin Katrin Zimmer laufen die Drähte zusammen.

Seit einem Jahr habe man sich ausprobiert zwischen dem Höchstadter Gymnasium und der Firma Siemens. Die Experten des Industrieunternehmens sind in dieser Zeit immer wieder in der Schule gewesen, wie beispielsweise zu einem Bewerbungstraining in der neunten Klasse.


Bewerbungstraining und mehr


An dem haben auch die jetzigen Zehntklässler Juliane, Jana, Marcel und Rebekka teilgenommen.

"Wir haben darin gelernt, wie ein Bewerbungsgespräch aufgebaut ist", sagt Juliane. Es sei interessant gewesen, das einmal erlebt zu haben. In der simulierten Bewerbungssituation wurden die Schüler gefilmt. Auch wenn es laut Jana "schon komisch war, sich auf Video zu sehen", gelernt haben die Schüler was: "Man sollte beim Gespräch beispielsweise nicht zu viel reden", sagt Marcel. Und Rebekka fand es hilfreich für später, " damit man eine Vorstellung hat." Noch müssen sich die vier Gymnasiasten nicht für einen Beruf bewerben, aber vielleicht erinnern sie sich später mal an das Training und die Tipps, die ihnen für ein Bewerbungsgespräch auf den Weg gegeben wurden.

Das hofft zumindest Wolfgang Cayé. Der Lehrer betreut die Schüler und ist Ansprechpartner auf der Schulseite für Siemens. "Das Ziel ist, dass wir regelmäßig und sicher an Experten rankommen", sagt Cayé über die Kooperation. Denn: "Es ist schwierig, jemanden zu finden, der passt." Gute Leute seien selten, deshalb sei die Zusammenarbeit wichtig.


Keine Konkurrenz der Projekte


Doch nicht nur die Kooperation mit Siemens meint der Lehrer damit, auch die mit der Firma Martin Bauer aus Vestenbergsgreuth, mit der das Gymnasium ebenfalls eng zusammenarbeitet. Die Angebote sollen auf keinen Fall als Konkurrenz zueinander wahrgenommen werden, betont Cayé. Denn die Projekte mit Martin Bauer seien eher auf Biologie und Chemie ausgelegt, die von Siemens auf Naturwissenschaft, Technik und Wirtschaft.

Daneben gibt es auch Projekte mit der Kreissparkasse, wie in diesem Schuljahr mit dem Planspiel Börse in der zehnten Klasse. "Wir wollen im Endeffekt mit den Möglichkeiten von Unternehmen Schüler besser ausbilden", sagt Cayé.


Interesse für die "Mint"-Fächer


Aus Sicht von Siemens ist das Ziel der Partnerschule: "Das Engagement der Schüler für die ,Mint-Fächer' zu wecken", sagt Annemarie Kreyenberg. "Mint" steht für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. "Der Bedarf im Ingenieurbereich ist da", weiß Kreyenberg. Die Mitarbeiter können ihr Fachwissen an die Schüler vermitteln - und dadurch Begeisterung wecken, hofft man. Da kann auch mal ein Einblick in die Produktion genommen werden oder die Schüler können - wie im letzten Schuljahr - eine Hauptversammlung besuchen.

Aber auch die Lehrkräfte könnten sich fortbilden. "Die Lehrer können lernen, was für Anforderungen auf die Schüler zukommen", erklärt Annemarie Kreyenberg. Dazu gebe es Fachvorträge im technischen wie wirtschaftlichen Bereich. Für die Oberstufenschüler des Höchstadter Gymnasiums soll in der Kooperation wieder ein Assessment-Center-Training angeboten werden, das bereits im letzten Jahr von Siemens Personalchef Mayer geleitet wurde. Die Schüler, die kurz vor dem Abitur stehen, lernen dadurch, wie es ist, sich in der Stresssituation eines bei vielen Unternehmen üblichen Personalauswahlverfahrens zu beweisen. Wolfgang Cayé begrüßt die Möglichkeit. "Es ist keine Simulation, sondern es gibt einen von außerhalb, der einen bewertet."


Es geht um die Bildung


Mit dem direkten Praxisbezug im Unterricht sei es oft auch leichter, Dinge an die Schüler zu vermitteln. "Damit kann ich ganz andere Erfolge erzielen, als nur mit Reden", findet Cayé. Der Lehrer betont aber trotz aller Euphorie, dass es nicht darum gehe, als Schule einem Wirtschaftsunternehmen zuzuarbeiten. Denn: "Wir bilden keine zukünftigen Arbeitskräfte aus", betont Cayé. Es gehe allein um die Bildung der Schüler, da wiederholt er sich gern.