Siemens: In Franken fallen 1200 Jobs weg
Autor: Matthias Litzlfelder
Erlangen, Freitag, 06. Februar 2015
Der Stellenabbau bei Siemens trifft den mittelfränkischen Standort deutlich. Insgesamt will Siemens-Chef Kaeser in Deutschland 3300 Stellen streichen. Gekündigt wird aber niemandem.
Siemens strukturiert sich gerade neu - wieder einmal. Damit verbunden ist der Abbau von weltweit 7800 Arbeitsplätzen, davon rund 3300 in Deutschland, wie der Elektrokonzern gestern offiziell mitteilte.
Kräftig ist in den vergangenen Wochen über die Höhe dieses Abbaus von Stellen spekuliert worden, der unter anderem durch eine schlankere Verwaltungsstruktur ermöglicht werden soll. Im Oktober war dafür die bisherige Ebene von vier Sektoren abgeschafft und die Zahl der darunter liegenden Divisionen von 16 auf neun verringert worden.
300 in Nürnberg
115 000 Beschäftigte hat Siemens in Deutschland, davon rund 46 000 im Großraum Erlangen/Nürnberg/Fürth. Wie stark die Kürzungspläne Franken treffen, wollte Siemens auch gestern noch nicht verkünden.
Healthcare außen vor
"Bei uns geht das sehr glimpflich ab", sagt Helmut Saffer, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender am Standort Frauenauracher Straße in Erlangen. Kein Wunder. Das Werk der früheren Sparte Industrie beschäftigt sich mit Automatisierungstechnik und weniger mit Verwaltungsangelegenheiten.
Andere Bereiche spüren es deutlicher. "Wir sind auf jeden Fall stark betroffen", berichtet Sigrid Heitkamp, Betriebsratsvorsitzende des Erlanger Standorts Mitte, das sogenannte Stammhaus mit 9300 Beschäftigten. "Ich habe aber im Moment selbst keine genaue Zahl." Detaillierte Stellenabbaupläne würden erst in den nächsten Wochen mit den Betriebsräten verhandelt. "Die Geschäftsführung muss uns genau erklären, wie der Wegfall von Stellen funktionieren soll", sagt Heitkamp. "Bleiben da noch welche übrig, die die Arbeit machen?" Schließlich habe ihr Betrieb in den vergangenen zwei Jahren immer wieder Stellen abbauen müssen.
Altersteilzeit und Aufhebungsverträge
Eine Milliarde Euro will Kaeser bis zum Ende des nächsten Geschäftsjahrs im September 2016 eingespart haben. Die Jobs müssen also nicht von heute auf morgen wegfallen. Es werde wieder Angebote für Alters teilzeit und für Aufhebungsverträge geben, vermutet Betriebsratsvorsitzende Heitkamp.
Betriebsbedingte Kündigungen kommen im Fall Siemens nicht in Betracht. Dafür sorgt eine zwischen Konzernleitung, Gewerkschaft und Betriebsräten ausgehandelte Vereinbarung zur Standort- und Beschäftigungssicherung. Sie war 2010 noch in der Ära Löscher unterzeichnet und unbefristet abgeschlossen worden. Intern wird sie als Radolfzell-II-Abkommen bezeichnet.
Energie-Sparte auch strak betroffen
Aufgrund früherer Abbauprogramme gebe es "gar nicht so viele, die Altersteilzeit nutzen können", berichtet Hans-Jürgen Hartung, Betriebsratsvorsitzender am Standort Erlangen-Süd, Sitz der Energiesparte von Siemens. Auch Hartungs Standort dürfte es maßgeblich treffen.
Dagegen muss sich Wolfgang Fees keine Gedanken machen. "Healthcare ist außen vor", sagt der Betriebsratsvorsitzende der Medizintechniksparte. "Wir haben eine ganz andere Baustelle." Im Mai soll der Betrieb eine eigenständige Firma werden.