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Sexuelle Übergriffe: Höchstadt ist nicht Köln


Autor: Christian Bauriedel

Höchstadt a. d. Aisch, Montag, 11. Januar 2016

Nicht nur an Silvester, sondern auch sonst ist Höchstadt ein sicheres Pflaster. Stellvertretender Polizeichef Gerhard Backert weiß, woran das liegt.
In Höchstadt wurde zum Jahreswechsel 2015-2016 friedlich silvester gefeiert. Foto: Andreas Dorsch


Alle reden von Köln. Oder von Hamburg, Frankfurt und Stuttgart. Auch in Nürnberg und Ansbach meldete die Polizei Mittelfranken Übergriffe auf Frauen durch Asylbewerber. Man mag den Eindruck gewinnen: Alles in der Stadt, auf dem Land kein Problem. Der Bayerische Rundfunk berichtete aber auch von ähnlichen Straftaten in anderen bayerischen Orten, die weniger nach Großstadt klingen, sondern eher nach Provinz: Waldkraiburg (Landkreis Mühldorf am Inn), Traunreut (Traunstein), Burghausen (Altötting) oder Kühbach (Aichach-Friedberg).

Es gebe einen entscheidenden Unterschied zwischen den Delikten, sagt Elke Schönwald, Sprecherin des Polizeipräsidiums Mittelfranken. In den kleineren Orten handelte es sich um einzelne Täter, die Frauen bedroht, belästigt oder bestohlen haben. Diese Taten seien nicht minder schlimm und müssten ebenso verfolgt werden. Es müsse nur unterschieden werden zu Szenen wie in Köln, wo Gruppen von 20 oder mehr Männern Frauen attackiert haben. Jede Straftat sei schlimm, man dürfe nur die Vorfälle nicht in einen Kontext miteinander setzen. "Einzeltaten können immer und überall vorkommen", sagt Schönwald. "Die massenhaften Übergriffe, etwa in Köln, muss man aber getrennt betrachten." Die Täter nutzten die Anonymität der Gruppe um Frauen anzugehen. Von Fällen dieser Dimension sei "auf dem flachen Land" bisher nichts bekannt geworden.


Friedliches Silvester in Höchstadt

Genauso sieht es Gerhard Backert, Stellvertretender Polizeichef in Höchstadt. Die Silvesternacht sei an der Aisch wie jedes Jahr ruhig verlaufen. Backert geht auch davon aus, dass es in Höchstadt und Umgebung wohl nie zu solchen Szenen wie auf der Kölner Domplatte kommen könne. Warum? "Dieses Phänomen gibt es auf dem Land nicht. Und zwar, weil sich solche Menschenmassen erst gar nicht bilden." Dass einzelne Personen Straftaten begehen, das sei nie auszuschließen und sicher auch kein Resultat ihrer Herkunft.

Es gebe keine vermehrte Auffälligkeit von Flüchtlingen in Zusammenhang mit Straftaten. "Wir haben so gut wie keine Probleme", sagt Backert. Und wenn, dann handle es sich um Streitigkeiten unter Asylbewerbern. Immerhin ein bis zwei Mal in der Woche werde die Polizei zu den großen Flüchtlingsunterkünften gerufen. Es handle sich dann meist um Reibereien zwischen den Bewohnern.

"Die Menschen leben auf beengtem Raum, teilweise nur von Stellwänden getrennt", sagt Backert. Dass es da schnell zu einem Lagerkoller komme, sei daher nichts Außergewöhnliches. Es komme dann allerdings schnell zu Grüppchenbildung nach Nationalitäten. Die Polizisten vor Ort, alarmiert vom Sicherheitsdienst, müssen dann schnell das Gefahrenpotenzial einschätzen. Und notfalls Verstärkung von der Einsatzzentrale anfordern, was allerdings in den meisten Fällen nicht notwendig sei.

Bei der Debatte um die Silvesternacht in Köln ging es auch um Personalmangel bei der Polizei. Vor allem die Bundespolizei sei mit den wachsenden Aufgaben überfordert, hieß es von der Polizeigewerkschaft. Und wie ist die Lage in kleineren Dienststellen, wie der in Höchstadt? "Naja, überbesetzt sind wir nicht gerade", sagt Backert. Aber im normalen Dienstablauf gebe es keine Engpässe oder dergleichen.

Beim Polizeipräsidium sind momentan zwei Fälle in Nürnberg bekannt, in denen jeweils eine Gruppe von Frauen von rund 20 Männern bedrängt wurden. Für Erlangen seien von Silvester keine derartigen Straftaten bekannt, sagt Schönwald. Die Täter zu finden werde immer schwieriger, je später sich die Opfer melden.
In Erlangen, wo im Mai die Bergkirchweih stattfinden wird, werde man sich noch gesondert vorbereiten, sagt Schönwald. "Sicher werden die Erkenntnisse solcher Fälle in die Einsatzplanung mit einbezogen werden."