Seltenes Naturphänomen: Haare so weiß wie Schnee
Autor: Sabine Memmel
Buchfeld, Dienstag, 14. Januar 2014
Förster Gerhard Hofmann aus Wachenroth hat ein seltenes Naturphänomen entdeckt: das Haareis. Die hauchdünnen Fäden an Totholz wachsen nur unter ganz bestimmten Bedingungen. Voraussetzung ist unter anderem ein schimmelartiger Pilz.
Wie ein kleines Watteknäuel blitzt es aus der Rinde hervor. Kristallweiß. Hauchzart. Mit haarfeinen Fäden. Und genau daher hat das Haareis auch seinen Namen. Denn bei den weiß-wolligen Eisnadeln handelt es sich nicht um Schneereste - woher denn? - oder Raureif-Spuren. Die zum Teil nur ein bis zwei hundertstel Millimeter dicken Eishaare wachsen pfeilgerade, gelockt oder ganz wild. Eben wie bei den Haaren von uns Menschen. Nur sind sie im Gegensatz zu ihnen eine echte Seltenheit. "Haareis ist ein Naturphänomen", sagt Gerhard Hofmann, Revierleiter des Forstreviers Wachenroth, der die Eiswolle im Rummelwald bei Buchfeld entdeckt hat.
Feuchte und kalte Luft
Doch was so zauberhaft aussieht, wächst nur an feuchten, abgestorbenen Laubholzästen, die von einem ganz bestimmten, schimmelartigen Pilz befallen sind.
Den Anfang macht der Pilz. Er macht das Totholz porös, in seinen Poren sammelt sich Wasser. Liegen die Temperaturen noch über vier Grad, verdichtet sich es. Liegen sie unter vier Grad, dehnt es sich wieder aus. "Die Folge: Das Wasser dringt aus der Pore an die Oberfläche des Holzes", erklärt Hofmann. Dort hat es leichte Minusgrade, das Wasser gefriert und wird zu Eis. "Da von unten immer mehr Wasser an die Oberfläche nachdrückt, wächst es durch die Fasern des Holzes in Form von Haaren heraus."
Wissenschaftlich ist das Phänomen bisher erst wenig erforscht. Inzwischen wird außer den Temperaturen auch eine andere mögliche Ursache für die Entstehung der Eisnadeln gehandelt: "Dabei wird davon ausgegangen, dass die Gase der Pilze das Wasser nach außen drücken." Hofmann möchte dem auf den Grund gehen und das Totholz im Labor untersuchen lassen.
Wer sich auf die Suche nach den Wassereisfäden begeben will, muss dennoch ganz genau aufs Wetter achten: "Gibt es Nachtfrost in den nächsten Tagen, könnte wieder Haa r eis wachsen."