Schwerlastkontrolle auf der A3: 25 Verstöße
Autor: Pauline Lindner
Haundorf, Donnerstag, 21. März 2013
Polizei, Zoll und das Veterinäramt Erlangen kontrollierten auf der Autobahn 3 an der Autobahnraststätte Aurach-Nord Fahrer und Brummis. Bei 120 überprüften Fahrzeugen gab es 25 Verstöße gegen verschiedene Gesetze.
Vor einigen Jahrzehnten gab es mal den stehenden Begriff der "konzertierten Aktion". Er passt genau zu dem, was auf der Raststätte Aurach-Nord vonstatten ging: Polizei, Zoll und das Veterinäramt der Stadt Erlangen kontrollierten Lastwagen mit mehr als 3,5 Tonnen.
"Winkt vor allem Lkw raus, bei denen es so aussieht, als hätten sie ein Kühlaggregat", ruft Thomas Zwiener vom Veterinäramt Polizeihauptkommissar Willy Eger zu. Eger und seine jungen Kollegen sind verantwortlich dafür, dass zu kontrollierende Fahrzeuge von der Autobahn auf die Raststätte gelotst werden. "Es fahren viel mehr vorbei, als wir hier unterbrächten. Deshalb müssen wir auswählen, nach Gefühl und nach Erfahrung", sagt Eger dazu.
Ein Lastwagen rollt auf eine Parkbucht zu, sehr vorsichtig, denn die Spur ist für zwei Riesenbrummis schon recht schmal. Die Aufschrift verrät es: Gemüsetransport aus dem Knoblauchsland.
Türkisch gefragt
Gleich dahinter kommt ein Kühltransporter aus der Türkei. Seine Ladung sind gefrorene Regenbogenforellen. Während die Polizisten die Papiere von Fahrzeug und Fahrer kontrollieren, öffnet der den Laderaum. Zwiener steckt ein Thermometer zwischen die Pakete und liest ab: minus 24 Grad. Seine Kollegin mit türkischen Sprachkenntnissen fragt den Fahrer noch ab, ob er alle Vorschriften für den Transport von Tiefkühlware kennt. Er bestätigt ihr, dass die Türkei sogar einige Minusgrade mehr verlangt als in Deutschland. Die Kollegin trägt die Angaben und Messergebnisse in ein Formblatt ein.
Wie die Erlanger tragen auch andere Veterinärämter bei vergleichbaren Kontrollen ihre Daten so ein. Aus ihnen wird dann, so erklärt Zwiener, eine Statistik erstellt, wie es um die gesicherte Kühlkette bei Lebensmitteltransporten durch und in Deutschland bestellt ist. Gut! Das darf man nach den Stichproben auf der Raststätte sagen. Kein Verstoß und auch kein Fahrer, der die Vorschriften nicht kannte.
Ein Kleintransporter der Sprinterklasse kommt rein. Weil seine Ladung versiegelt ist, rufen die Polizisten die Veterinäre. Gewissermaßen Fehlalarm! Es handelt sich um einen Medikamententransport mit genauen Papieren. Eine Lieferung für eine chinesische Gaststätte ist der nächste Fall. Fleisch und Gemüse sind getrennt, aber dazwischen liegt gebrauchte Verpackung. "Das darf nicht sein", erklärt Zwiener. "Lebensmittel müssen so transportiert werden, dass sie sich nicht beeinflussen können. Das gilt natürlich auch für die anderen Dinge im Auto." Und ihm fallen da sofort so unschöne Dinge ein, wie Insektenlarven an der alten Pappe. "So kommt es dann, dass ein Gast eine halbe Kakerlake im Salat findet", sagt er unabhängig von der aktuellen Kontrolle.
Ein Hund für Tabakwaren
Zollhund Ronja wird von ihrem Halter vorbeigeführt. "Rasse Bordsteiner" witzeln seine Kollegen, als er den Hund auf den Arm nimmt und mit ihm eine Leiter zur Ladung e des daneben haltenden Lkws hinaufsteigt. Ronja hat nichts mit Lebensmitteln zu tun. Sie ist spezialisiert auf Tabakwaren. Unversteuerte Zigaretten sind bekanntlich ein beliebtes Schmuggelgut. Oben schlüpft der Hund gewitzt zwischen die diversen Kartons und arbeite sich nach vorne durch. Nach einer Weil ruft sie ihr Herrchen zurück und trägt sie wieder runter. Ronja hat nichts Verdächtiges gemeldet.
Noch jemand stößt zu dieser Kontrollgruppe. Tierärztin Annett Raschke. Ihr Spezialgebiet sind Transporte mit lebenden Tieren. Sie bekommt allerdings an dem Tag nichts zu tun. Schlachtvieh ist bei ihrer Aufgabe in der Überzahl. "Aber einmal hatten wir auch Mäuse. Labormäuse", sagt sie.
Wieder ein Lebensmitteltransport aus der Türkei. Wieder Temperaturkontrolle. Auch in Ordnung. Zwiener fallen nur Milchgetränkeflaschen auf, die keine deutsche Aufschrift haben. Auch nichts Aufregendes, denn sie sind nicht für einen Empfänger in Deutschland bestimmt.
"Ein Problem sind für uns manchmal Fahrten von Bulgarien nach England. Die Betreiber von Restaurants dort kaufen in der Heimat ein wie im Supermarkt und verladen das auch so kunterbunt."
Zoll gegen Schwarzarbeit
Ein dunkler Pkw fährt mitten unter die Brummis. In seiner Heckscheibe leuchtet auf: "Polizei, bitte folgen". Am Steuer sitzt Simon Denzler. Er macht die "Abstandsmessung aus fahrendem Fahrzeug". So heißen seine regelmäßigen Kontrollen auf den hiesigen Autobahnstrecken, mit denen er per Videoaufzeichnung überprüft, ob Lastwagen dichter als die erlaubten 50 Meter auf andere Autos auffahren. "Das gilt für alle Fahrzeuge über 3,5 Tonnen, die schneller als 50 Stundenkilometer fahren. Ein Verstoß kostet 100 Euro", sagt Denzler.
Von Hektik oder Aufgeregtheit ist auf dem ganzen gesperrten Lkw-Parkplatz der Raststätte nichts zu merken. Die Kontrollen gehen ihren Gang: Fahrzeugpapiere werden kontrolliert. Derweilen überzeugt sich ein anderer Polizist vom Zustand von Reifen und Bremsen. Zwischendurch werden die Zöllner hinzugezogen. Ihnen geht es vorrangig nicht um Warenschmuggel, sondern um unerlaubte Zusatztanks für Diesel und um Leute, die schwarz arbeiten. Da wurden sie übrigens fündig: Ein Berufsfahrer bezog gleichzeitig Arbeitslosengeld II.
Noch etwas lief parallel, berichtet Einsatzleiter Christian Deisel. Eine Geschwindigkeitskontrolle. Um das Herauslotsen und vor allen Dingen die "Lotsen" abzusichern, war vor der Raststätteneinfahrt eine Begrenzung angeordnet. In sie "tappten" 325 Autos hinein. 47 missachteten sie so sehr, dass ein Fahrverbot fällig wird.