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Schwerer Schritt für Schuhgeschäft Mengin


Autor: Nikolas Pelke

Erlangen, Mittwoch, 27. Januar 2016

Das Traditionshaus Mengin hat Insolvenz angemeldet. Unternehmenschef Andreas Mengin will das Unternehmen mit seinem Stammhaus in Erlangen und zwölf Filialen in Franken und Sachsen retten.
Für die Menschen aus Erlangen und dem Umland gehört das Schuhgeschäft Mengin fest zum Straßenbild der Fußgängerzone. Foto: Nikolas Pelke


In der Erlanger Hauptstraße schlägt das Herz des kleinen Schuh-Imperiums Mengin. In der Hugenotten-Stadt ist die Familie Mengin seit mehr als 300 Jahren dem Lederhandwerk verbunden und ein fester Teil der Stadtgeschichte.

"Mengin und Schuhe gehören in Erlangen zusammen", sagt eine Stammkundin an diesem Mittwoch und nimmt einen schwarzen Lederstiefel aus dem Regal. 1694 flüchtete der Hugenotte Jean Mengin von Bernis in Südfrankreich über Aarau in der Schweiz nach Erlangen und begründete die Familientradition.
Auch die langjährige Kundin aus Erlangen hat von den schlechten Nachrichten rund um das Traditionshaus gehört. "Die hohen Mieten in der Stadt und der Online-Handel machen den Schuhgeschäften doch überall das Leben schwer", sagt sie und stellt die Stiefel zurück ins Regal. Das sieht auch das Unternehmen so. Man zahle an den Top-Standorten hohe Mieten, gleichzeitig seien immer weniger Menschen in den Innenstädten zum Einkaufen unterwegs. Es seien gravierende Verschiebungen im Handel zu beobachten.


Mitarbeiter hoffen auf Rettung der Filialen in Franken

"Macht Mengin jetzt wirklich zu?", fragt derweil eine andere Kundin eine freundliche Verkäuferin. Die Frau schüttelt mit dem Kopf und eilt davon, um eine passende Schuhgröße für die Anprobe zu holen. Die rund 200 Mitarbeiter in den 13 Filialen in Franken und Sachsen hoffen freilich auf eine langfristige Rettung des Einzelhandelsunternehmens.

Firmenchef Andreas Mengin gibt sich demonstrativ optimistisch, dass die Sanierung des Traditionshauses gelingen kann. Mengin wolle alles daran setzen, die seit 1919 bestehende Firma "nachhaltig aufzustellen und in eine sichere Zukunft zu führen". Dafür wolle man sich "professionelle Hilfe" holen.

In Turbulenzen sei das Unternehmen aufgrund der wachsenden Konkurrenz durch den Online-Handel geraten. Durch das Internet sinken die Preise für Schuhe. Damit begründete Andreas Mengin auch den aktuellen Gang zum Insolvenzgericht. Die Konkurrenz aus dem Internet mache der Firma seit Monaten "schwer zu schaffen". Trotzdem gibt sich der Unternehmenschef kämpferisch: "Wir sind entschlossen, der Konkurrenz durch die großen Internet-Shops zu trotzen", sagt Mengin.

Beim Amtsgericht Fürth beantragte das Unternehmen am Montag eine Sanierung in Eigenverwaltung. Das Amtsgericht bestimmte Dean Didovic aus der Nürnberger Kanzlei Schwartz zum vorläufigen Sachwalter. "Wir erstellen nun für das Gericht ein Gutachten, in dem wir die betriebswirtschaftliche Situation des Unternehmens genau analysieren und die weiteren Sanierungsschritte festlegen", so Didovic.

Die Mitarbeiter an den Standorten Nürnberg, Fürth, Erlangen, Ansbach, Schweinfurt, Regensburg, Neumarkt, Hof und Plauen würden in Belegschaftsversammlungen über die Maßnahmen informiert.