Schulsportplatz Adelsdorf: Hart, aber sportlich diskutiert
Autor: Christian Bauriedel
Adelsdorf, Dienstag, 23. Juni 2015
Eine leidenschaftliche Diskussion um den geplanten Verkauf des Schulsportplatzes verfolgten 250 Bürger in der Aischgrundhalle in Adelsdorf. Wird der Platz genutzt? Warum die Eile beim Verkauf? Was kostet die Sanierung? Verschwendet die Gemeinde an anderer Stelle Geld? Eine Zusammenfassung der verschiedenen Stimmen.
Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Der legendäre Fußballspruch von Trainer Otto Rehhagel meint, dass nur die Leistung während des Spiels zählt und nicht die Analysen davor und danach. Dass Redebedarf trotzdem völlig sinnvoll sein kann, zeigte am Montagabend die FT-Veranstaltung in der Aischgrundhalle in Adelsdorf. Die "Wahrheit über den Platz" suchten 250 Besucher, die eine Woche vor dem Bürgerentscheid eine leidenschaftliche Debatte über den geplanten Verkauf des Schulsportplatzes führten.
Warum die Eile beim Verkauf?
Woher die Dringlichkeit komme, wollte Michael Thomas, neben Willi Wahl als Initiator der Bürgerinitiative auf dem Podium, von Bürgermeister Karsten Fischkal (FW) wissen. "Wir haben die Möglichkeit, auf einen Schlag 2,5 Millionen Euro zu generieren", sagte Fischkal. Kaufinteressenten seien von sich aus auf die Gemeinde zugekommen. Daher sei das Thema auch in nichtöffentlicher Sitzung behandelt worden, was bei Geschäften zwischen Kommune und Privaten üblich ist. Es biete sich die einmalige Gelegenheit, die man am Schopfe packen sollte, anstatt Investoren zu vergraulen, so der Bürgermeister. Dass der Platz gesperrt werden musste, liege am Versicherungsschutz, der wegen den Mängeln nicht mehr gegeben gewesen wäre.
Wird der Platz denn genutzt?
Auf eine konkrete Zahl an Personen, die den Platz nutzen, wollten sich weder Wahl noch Thomas festlegen. Vor der Sperrung seien "verschiedene Gruppen" aktiv gewesen, sagte Wahl. So etwa die Seniorengruppe, viele Freizeitsportler oder die Aktiven beim Sportabzeichen. "Ich kann mir sicher ein besseres Bild von der Nutzung machen, als manch einer, der nur eine Momentaufnahme kennt", sagte Wahl. Zweite Bürgermeisterin Jutta Köhler (SPD) wurde deutlich: "Für Hobbysportler nehmen wir 400.000 Euro Sanierungskosten in Kauf und dafür bekommen wir die 2,5 Millionen nicht." Es gebe 200 Kilometer Waldwege, auf denen man hervorragend sportlich aktiv sein könne.
Gemeinderat Jörg Bubel (SPD) schaute dafür in die Zukunft: "Wir bekommen am Reuthsee hunderte junge Leute. Da sind bestimmt einige dabei, die den Fußballplatz gerne nutzen wollen." Günther Münch, FW-Fraktionssprecher, betonte, dass die Platzauslastung unter fünf Prozent liege. "Und das bei 365 Tagen im Jahr." Der Verkauf sei für "eine Handvoll Hobbysportler bestimmt nicht erfreulich". Stattdessen solle man lieber die Vereine stärken. Er sei auch ein "Vereinsmayer", erwiderte Wahl. Aber es müsse an die Freizeitsportler gedacht werden. Die Zahl derer, die keinem Verein beitreten wollen, steige immer mehr an.
Was kostet die Sanierung?
Vor der Veranstaltung machten sich die Bürger bei einer Begehung ein Bild vom Zustand des Platzes. Fachplaner Matthias Rühl informierte anhand der Baupläne über das Wohngebiet, das entstehen soll. Schulleiterin Sieglinde Gröger stellte noch einmal klar, dass aus Sicht der Schule der Platz nicht gebraucht werde und sie daher eine Sanierung der Sportstätten an der Schule für sinnvoller halte.
Dass der Platz sanierungsbedürftig ist, darüber herrschte Konsens. Bei den Kosten gingen die Einschätzungen allerdings weit auseinander. 400.000 Euro führt die Gemeinde an. Wobei Ulrich Günther (CSU) betonte, dass es dabei wohl nicht bleiben werde. Die Bürgerinitiative schätzt die Kosten viel niedriger ein. Man habe von Fachleuten eine Neuanlage von Bahn und Grünfläche berechnen lassen, sagt Wahl. Ergebnis: 185.000 Euro.
Zu hohe Personalkosten?
Kritik, die Gemeinde verschwende Geld mit zu viel Personalkosten, wies Fischkal entschieden zurück. Wahl hatte darauf hingewiesen, dass in Fischkals Amtszeit zehn neue Mitarbeiter angestellt wurden. "Wenn ich höre, dass Hemhofen mit nur 15 Beschäftigten auskommt, scheint mir da was aus dem Ruder zu laufen." Fischkal betonte, dass Adelsdorf im Bayern-Durchschnitt relativ niedrige Personalkosten habe, angesichts von Aufgaben wie Wasserwerk, Kläranlage oder Kindergarten. Und er wurde emotional: "Wie da auf Facebook über die Gemeindemitarbeiter hergezogen wird, ist eine Sauerei. Das sind unser aller Mitarbeiter."
Was wird als nächstes verkauft?
Hartnäckig blieb Wahl mit der Frage an Fischkal, was denn wohl als nächstes verkauft werde. Fischkal wies mehrmals auf den Kondolidierungsplan hin, der mehrheitlich beschlossen wurde. Nach einigem Lavieren stellte Fischkal fest: "Nein, es steht momentan nichts anderes zum Verkauf an." Bubel bezweifelte dies und berief sich auf den Investitionsplan, der Teil des Haushaltes ist. Darin finden sich bis 2018 zwölf Veräußerungen. So die Verlagerung des Heimatmuseums ins Schloss und den "Verkauf der Bestandsimmobilie" oder die "Veräußerung Parkplatz Bahnhofstraße".
"Lasst uns den Platz verkaufen. 2020 haben wir einen konsolidierten Haushalt", warb Fischkal. Die 2,5 Millionen Euro seien eine wichtige Überbrückung bis zu den ersten Einnahmen aus dem Zuzug ins Wohngebiet Reuthsee. Applaus erntete Köhler mit ihrem Appel: "Wichtig ist, dass wieder Licht am Ende des Tunnels ist." In diesem Fall meinte sie die erwarteten Steuereinnahmen durch den Reuthsee 2020. Wahl übte Kritik, dass keine Rücklagen gebildet wurden für eine Sanierung. Köhler erwiderte: "Man muss Prioritäten setzen. Was kommt allen Bürgern zu Gute, was nur einer Minderheit."
Nach wochenlanger Debatte bleibt die Prioritätensetzung nun den Adelsdorfern überlassen. Denn die Wahrheit liegt in Adelsdorf nicht wie bei Otto Rehhagel auf dem Platz, sondern in der Urne. Dass Rehhagel die heute bankrotten Griechen damals zur Europameisterschaft führte, sei in diesem Zusammenhang nur nebenbei erwähnt. Denn schließlich ist Rehhagel Sportler und kein Haushaltspolitiker.
Statements aus dem Publikum:
In Richtung von Wahl und Thomas meldete sich der Adelsdorfer Rüdiger Ebert zu Wort: "Wenn ich mit diesen Argumenten zur Bank gehen würde und 185.000 Euro haben möchte, würde ich keine zehn Cent bekommen. Ihre Begründung reicht nicht. Das ist zu flach."
"Waren das in der Vergangenheit alles Illegale, die den eigentlichen Schulsportplatz in der Freizeit genutzt haben?", fragte Christian Pöllmann ironisch. Dazu Fischkal: "Es wurde geduldet. Aber nur in den üblichen Unterrichtszeiten bis 17 Uhr." Warum man überhaupt abstimme, wenn eine Umwandlung des Schulsportplatzes in einen öffentlichen fast unmöglich erscheine, wollte Pöllmann wissen. Fischkal erwiderte, dass ein geänderter Nutzungsplan theoretisch möglich sei. Allerdings hätten die Anwohner um den Platz berechtigt ihren Protest angekündigt.
"Was ist mit der Aischgrundhalle? Was mit dem Schwimmbad?", gab Susanne Mandel zu bedenken. Schließlich koste dies Geld. "Ich frage mich, warum wir über eine Tartanbahn abstimmen sollen, die nur von wenigen genutzt wird und dafür auf 2,5 Millionen Euro verzichten sollen. Ich glaube nicht, dass das im Verhältnis steht." Schwimmbad