Schnappschildkröte bei Dechsendorfer Weiher gesichtet
Autor: Michael Busch
Dechsendorf, Donnerstag, 10. Juli 2014
In der Nähe des Badeweihers Dechsendorfer Weiher wurde von Spaziergängern eine Schnappschildkröte entdeckt. Nun versuchen die Stadt Erlangen und der Landkreis Erlangen-Höchstadt, sachlich zu warnen.
Es sind ernste Gesichter im Erlanger Sitzungssaal. Denn es gibt eine Gefahr im Erlanger Ortsteil Dechsendorf, die keiner so richtig einschätzen kann. Dort, wo im Sommer Badeidylle herrscht - wenn der Weiher nicht gerade völlig veralgt ist - ist ein Tier gesichtet worden, das einem die Idylle schnell zerstören kann.
Eine Chelydra serpentina, vulgaris "Schnappschildkröte", ist gesichtet worden. Ausgerechnet in der Badesaison, ausgerechnet dort, wo das gefährlichste Tier der Karpfen ist, macht es sich das Ungeheuer bequem, welches eigentlich in Nordamerika beheimatet ist.
Kröte im Allgäu
"Die dürfen in Deutschland seit 1999 eigentlich nicht mehr gehalten werden", erklärt Jutta Bauer, Leiterin des städtischen Amtes für Veterinärwesen, bei der eilig einberufenen Pressekonferenz, um über die möglichen Gefahren die Pressevertreter sachlich zu informieren. Hat doch ein Schnappschildkrötenbiss im Jahr 2013 für erhebliche Aufregung gesorgt. Am Oggenrieder Weiher war es die bissige Schildkröte Lotti, die zunächst einen Jungen die Achillessehne durchtrennt hat, und dann in Folge ein Medienecho auslöste, wie selten eine Kröte im Sommer zuvor.
Die Medienaufmerksamkeit zu erreichen sei aber nicht das Ziel, erklärten die Gesprächspartner unter der Leitung der 2. Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens. "Es geht darum zur Vorsicht zu mahnen und Aufmerksamkeit walten zu lassen", erklärt die Bürgermeisterin stellvertretend für die Stadt Erlangen und den Landkreis Erlangen-Höchstadt. Beide Gebietskörperschaften sind betroffen, da die Schnappschildkröte sich im Grenzgebiet bewegt. Die Weiherkette geht bis nach Röttenbach und dahin könnte die gepanzerte Echse sich langsam aber stetig bewegen.
Erstmals und bisher einmalig wurde die Schildkröte von Spaziergängern am Sonntagabend am Kleinen Bischofsweiher entdeckt. Diese informierten die Polizei. Doch bis zum Eintreffen der Beamten hatte sich die Schildkröte durch eine rasche Flucht ins Unterholz respektive ins Gewässer dem Zugriff und der möglichen Gefangenschaft entzogen.
Etwa 50 Zentimeter sei die Echse lang gewesen - ohne Schwanz, wurde von den Findern erklärt. Sie seien, weil selber Schildkrötenbesitzer, der Meinung, dass es sich um die Schnappschildkröte handele. Das kann gut sein, da diese Tiere eine maximale Länge von 50 Zentimetern erreichen und dabei rund 16 Kilogramm schwer werden. Der Rückenpanzer ist dunkel, mit drei Längskielen. Der Brustpanzer ist vergleichsweise klein und nur durch ein schmales Band mit dem Rückenpanzer verbunden. Die Schnappschildkröte kann sich daher nicht vollständig in den Panzer zurückziehen. Der massige Kopf ist gut beweglich, der kräftige Schnabel der Schnappschildkröte kann weit reichen. Der Schwanz ist nochmal so lang wie der Rückenpanzer.
Feuerwehr rufen
Der bewegliche Hals macht das Tier dann auch so gefährlich. Zwar ist es von Natur aus eher als scheu einzustufen, in Gefahrensituationen, wie zum Beispiel ein ungewollter Tritt auf die Kröte im trüben Gewässer, können sie aber aggressiv reagieren.
Die acht Experten in Sachen Schildkröten erläuterten die bereits eingeleiteten, aber auch geplanten Maßnahmen, um das Gefahrenpotenzial zu mindern. "Es ist wichtig, die Bevölkerung zu sensibilisieren - wer ins Wasser zum Schwimmen geht, muss die Entscheidung dann selber treffen", erläuterte Lender-Cassens. "Wir haben Ortsbeirat und Stadtrat informiert, haben dem Ortssprecher Bescheid gegeben und Schilder mit Warnhinweisen aufgehängt", fasste die Bürgermeisterin zusammen.
Ganz klar gab es den Hinweis, dass ein möglicher Finder die Finger weglassen solle. Denn mit ihrem schnabelartigen Maul kann sie so heftig zubeißen, dass wie im Allgäu geschehen, die Achillessehne durchtrennt werden kann. "Rufen Sie die Feuerwehr", rieten die Experten unisono. Die haben die Kenntnisse und Geräte, um das Tier zu fangen. Die müssen nur schnell genug sein.