Schlüsselfelder Zehntscheune ist ein echtes Schmuckstück
Autor: Evi Seeger
Schlüsselfeld, Freitag, 08. Januar 2016
Die Schlüsselfelder Zehntscheune, die zuletzt dem Bauhof als Lager diente, beherbergt künftig einen Bürgersaal für kulturelle Veranstaltungen, Stadtratssitzungen und private Feiern. Auch von außen ist der Renaissancebau wieder ein Blickfang.
Noch nicht eingeweiht, wurde die umgebaute historische Zehntscheune bereits für eine erste Feier angemietet. Genauso hatten es sich die Schlüsselfelder Stadtväter vorgestellt. Sie wollen das zu einem "Bürgersaal" umgebaute Gebäude aus dem 17. Jahrhundert auch der Bürgerschaft zugänglich machen.
"Zurückrudern" könne man immer noch für den Fall, dass es Probleme mit der Nutzung gebe, meint Bürgermeister Johannes Krapp (CSU). Ansonsten sollen darin - neben den Sitzungen des Stadtrats - auch alle möglichen kulturellen Veranstaltungen stattfinden. Vor allem Brautpaare werden das schöne Ambiente zu schätzen wissen. Im Erdgeschoss wurde das Trauungszimmer eingerichtet. Bei Bedarf können die großen Tore zum Hof hin geöffnet und dort auch gleich gefeiert werden.
Zusammenspiel mit dem Rathaus
Viele unterschiedliche Nutzungen hat das auf 1626 datierte Gebäude schon erlebt. Ursprünglich wurde darin "der Zehnte", die Abgaben der Bürger, gehortet. Später wurde alles Mögliche darin gelagert. Ganz zum Schluss diente die Scheune dem städtischen Bauhof als Lager.Nach dem Umbau ist der einstige Nutzbau direkt hinter dem Rathaus eine sehr edle Stätte mit einem einzigartigen Charakter geworden. Christoph Gatz, der Bamberger Architekt, dessen Handschrift der Umbau trägt, ist auch ein wenig stolz auf das Ergebnis. Rathaus und Zehntscheune seien Renaissancebauten, und dieser Stil sei in Oberfranken ganz selten, erläutert er. Da beide Gebäude zeitgleich errichtet wurden, sei ihm "das Zusammenspiel" der beiden Bauten überaus wichtig gewesen.
"Den Charakter des Baues von innen und von außen erfahrbar zu machen", sei die Grundidee gewesen, sagt Gatz im Pressegespräch. Deshalb hat er die Fenster zurückgesetzt und ohne Rahmen konzipiert. So erscheinen sie wie die Öffnungen von einst, die nur vergittert oder mit Holzläden verschlossen waren. Raffiniert und unsichtbar eingebaut sind auch die Jalousien, um den Raum für Theater oder ähnliches zu verdunkeln. Ein gegossener Terrazzofußboden fügt sich harmonisch ein. Das Holztragewerk der Decke wurde zum großen Teil erhalten. Zwischen den Balken fangen Metallsegel die Höhe des Raumes ab. Interessante Lichtszenarien entstehen, wenn die filigranen Konstruktionen von unten angestrahlt werden und das Licht reflektieren.
Trafostation in Anbau versteckt
"Wie kommt man in das Gebäude hinein", habe sich als eine der wichtigsten Fragen gestellt, erzählt Gatz. Die Eingangssituation wurde hervorragend durch einen Glasbau gelöst. Der Bereich zwischen Rathaus und Scheune sei in den Jahrhunderten vielfach umgebaut worden. Beim Abbruch eines Teils sei eine Bemalung zum Vorschein gekommen, die gesichert wurde, unter Putz aber jetzt nicht mehr zu sehen ist.Kopfzerbrechen machte dem Planer zunächst die riesige Trafostation an der nördlichen Außenwand der Zehntscheune. Sie samt der vielen Kabel zu verlegen hätte "einen sechsstelligen Betrag verschlungen". Das Problem wurde elegant gelöst: die Trafostation wurde in einem kleinen Anbau versteckt, in dem sich zudem die Künstlergarderobe und die Fluchttreppe befinden.
Der Umbau der Zehntscheune zum Bürgersaal geht auf die Initiative von Altbürgermeister Georg Zipfel zurück. Ob es Zufall ist, dass sie ausgerechnet am 17. Januar, seinem Geburtstag, eingeweiht wird? Der Umbau ist das Ergebnis eines Architektenwettbewerbs, an dem sich Planungsbüros aus ganz Bayern, auch aus München und Würzburg, beteiligten.