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Schloti darf wieder leuchten


Autor: Nikolas Pelke

Erlangen, Freitag, 23. November 2018

Die Erlanger Stadtwerke dürfen den Kamin ihres Kraftwerkes ab sofort wieder in der Nacht farbenfroh anstrahlen.
Stadtwerke-Chef Wolfgang Geus mit der Schloti-Genehmigung aus Ansbach A. Samsa/Stadtwerke


Licht aus, Schloti an: Die Erlanger Stadtwerke dürfen ihren 140 Meter hohen Kamin wieder zum Leuchten bringen. "Und da leuchtet er wieder", freut sich Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) und dankte vi Internet den Stadtwerken für ihren unermüdlichen Einsatz.

Zuvor hatte Wolfgang Geus, Vorstandsvorsitzender des städtischen Energieversorgers, alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den von den Erlangern liebevoll "Schloti" genannten Kraftwerkkamin wieder anstrahlen zu dürfen.Denn im Februar diesen Jahres hatte die Regierung von Mittelfranken die Illumination mit Verweis auf rechtliche Bestimmungen und fehlende Genehmigungen untersagt.

Trauer in Erlangen

Nach dieser Hiobsbotschaft war die Aufregung in der Hugenottenstadt groß. Sogar die Stadtspitze im Rathaus drückte ihr Bedauern aus. "Ich finde es sehr schade, dass der Schlot nicht mehr leuchten darf, denn er hat vielen Erlangern eine Freude gemacht - mir auch", trauerte sogar OB Janik Janik über das plötzliche Nein aus Ansbach.

Begonnen hatte der "Schloti-Hype" in der letzten Neujahrsnacht. Vielen Erlangern hatte der zur Silvesternacht erleuchtete Kamin so gut gefallen, dass die Stadtwerke die Lichter einfach anließen. Ohne an die bürokratischen Hürden zu denken.

Immissionsschutz muss beachtet werden

Die Schuld dafür, dass man die nötige Genehmigung nicht beantragt hatte, nahm der Chef der Stadtwerke höchstpersönlich auf sich. "Das war eindeutig ein Fehler von mir. Ich hatte nicht bedacht, dass eine Illumination unseres Kamins nicht gleichzusetzen ist mit einer Illumination eines anderen Gebäudes wie zum Beispiel eines Kirchturmes, Geschäftshauses oder der Kaiserburg", räumte Geus damals gegenüber unserem Medienhaus auf Anfrage ein.

Die Regierung von Ansbach verwies darauf, dass das Erlanger Kraftwerk und mit ihm der Schornstein dem Immissionsschutzgesetz unterliege. Somit hätte die Lichtinstallation im Vorfeld genehmigt werden müssen. "Das haben wir nicht bedacht", erklärte Geus und kündigte nach der niederschmetternden Nachricht im Februar unverzüglich an, dass sich die Stadtwerke für "Schloti" ins Zeug legen wollten.

Zeitliche Vorgaben

Neun Monate später ist es jetzt so weit. Die Regierung von Mittelfranken hat für die "Schloti"-Erleuchtung grünes Licht gegeben. Um die Vogelwelt nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, müssen zeitliche Vorgaben beachten werden. Der Kamin darf den Erlanger Nachthimmel in den Wintermonaten nur von Anfang November bis Ende Februar erhellen. Auch in den Monaten Juni und Juli darf "Schloti" den Nachtschwärmern den Heimweg leuchten.

Für fünf zusätzliche Nächte pro Jahr hat die Ansbacher Behörde obendrein eine Sondergenehmigung erteilt. Die fünf Aktionstage, an denen Schloti zusätzlich erleuchtet werden darf, lauten: Tag des Wassers (22. März), Tag des Baumes (25. April), Tag des Lichtes (16. Mai), Nationalfeiertag (03. Oktober) und Lange Nacht der Wissenschaft (1 Tag Ende Oktober).

Bis Mitternacht

Schon vor dem überraschenden Nein aus Ansbach hatten die Stadtwerke in Absprache mit dem Bund Naturschutz daran gedacht, das Kaminlicht während der Hauptreisezeiten der Zugvögel von März bis Mai sowie von September bis November auszuknipsen. Allein aus Energiespargründen wollen die Stadtwerke den Schornstein übrigens "natürlich nicht die ganze Nacht" erhellen. Die Lichtschalter sollen ab Einbruch der Abenddämmerung bis Mitternacht und dann wieder ab fünf Uhr bis zum Morgengrauen angeschaltet werden.

Über die offizielle Genehmigung freut man sich bei den Stadtwerken riesig. "Ein herzliches Dankeschön nach Ansbach an die Regierung von Mittelfranken, die dafür gesorgt hat, dass es hier in Erlangen mit rechten Dingen zugeht", rief Stadtwerke-Chef Geus den Behörden bei einem spontanen Freudenfest zu. Der Stadtwerke-Vorstand hatte alle Mitarbeiter zu einem Fest namens "Kaminilluminationswiederinbetriebnahmefeier" eingeladen.

Ökologie als wichtiger Faktor

Es sei richtig, sagte Geus dort mit Blick auf die druckfrische Genehmigung, dass nicht jeder machen könne, was er wolle. Den Stadtwerken seien Themen wie Umweltschutz und Ökologie äußerst wichtig. "Natürlich wollen wir nicht, dass der angeleuchtete Kamin die Zugvögel in die Irre führt oder den Tag-Nacht-Rhythmus von Lebewesen wie Mücke oder Mensch durcheinander bringt", erklärte Geuss, und verwies darauf, dass sich auch der Stromverbrauch der Illumination in ökologisch und ökonomisch vertretbaren Grenzen hält.

Für die nächtliche Lightshow sollen nur rund 8000 Kilowattstunden pro Jahr anfallen. Das entspricht etwa dem jährlichen Verbrauch von zwei Ein-Familien-Haushalten. Die Kosten für die zahlreichen Gutachten, die für die Erteilung der Beleuchtung des Kultschlotes notwendig waren, bewegen sich laut Geus "im niedrigen fünfstelligen" Bereich. Der Papieraufwand sei dagegen "beträchtlich gewesen. Ein "richtig dicker Ordner" wird zukünftig das Firmenarchiv bereichern.

Positive Reaktionen

Laut Regierung von Mittelfranken sei insbesondere durch ein lichttechnisches Gutachten der Nachweis geführt worden, dass die Beleuchtung nicht zu schädlichen Umwelteinwirkungen wie etwa eine Raumaufhellung bei Nachbarn, Blendung der Verkehrsteilnehmer, Auswirkungen auf den Flugverkehr oder Einwirkungen auf die Tierwelt führt. Als Auflage müssen die Stadtwerke eine "insektenfreundliche Beleuchtung" verwenden. Außerdem darf die Intensität der LED-Strahler nicht erhöht werden, teilt die Regierung von Mittelfranken auf Anfrage mit.

Im Netz wird die Renaissance des neuen Leuchtwahrzeichens der Hugenottenstadt derweil ebenfalls gefeiert. "Was lange währt wird endlich gut. Habe den Ausblick auf dem Nachhauseweg genossen", schrieb beispielsweise eine Erlangerin im Internet unter das brandaktuelle Foto des wieder erleuchteten Schornsteins.