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Schlosskirche in Weingartsgreuth: Als Kirche kaum zu erkennen


Autor: Evi Seeger

Weingartsgreuth, Mittwoch, 10. Sept. 2014

Die Schlosskirche in Weingartsgreuth ist in vieler Hinsicht ein außergewöhnliches Gotteshaus.
Im hinteren Teil dieses Gebäudes befindet sich die Kirche. Foto: Evi Seeger


Die Schlosskirche Weingartsgreuth, die am kommenden Sonntag, dem "Tag des offenen Denkmals", für Besucher offen steht, ist ein ganz besonderes Gotteshaus. Für den Vorüberziehenden im Gesamt-Ensemble des Seckendorff-Schlosses auf den ersten Blick fast nicht zu erkennen, ist sie dennoch Mittelpunkt der Kirchengemeinde. Allenfalls der Dachreiter mit der "Vater-unser-Glocke" weist darauf hin, dass sich oberhalb des Treppenaufganges eine Kirche auftut. Dass der eigentliche Kirchturm nahe dem Eingang zum von Seckendorff'schen Schloss steht, wissen wohl nur die Einheimischen.

Im Turm, seit jeher Wahrzeichen der Ortschaft im Reichen Ebrachgrund, finden sich drei Glocken, die auch heute die Gemeinde zum Besuch des Gottesdienstes einladen. An allen Sonn- und Feiertagen wird hier Gottesdienst gefeiert, wodurch deutlich wird, dass Weingartsgreuth zwar zur Pfarre Mühlhausen gehört, dennoch aber eigenständige Kirchengemeinde ist.



Altar zeigt kraftvollen Jesus

Im Jahr 1968 wurde die Schlosskirche der evangelisch-lutherischen Kirche übertragen. Bis dahin war sie Patronatskirche der jeweiligen Schlossherren, die auch für deren Unterhalt zu sorgen hatten. Von der evangelischen Gemeinde als Gotteshaus genutzt wurde die Schlosskirche jedoch schon von Anfang an, das heißt, seit ihrer Einweihung im Jahre 1745.

Begonnen wurde mit dem Bau im Jahr 1719. Durch den Tod des damaligen Schlossherrn, der kurz nach Baubeginn verstarb, wurde mit dem Bau zunächst einmal inne gehalten. Später wurden die Arbeiten vom neuen Schlossherrn wieder aufgenommen.

Bemerkenswert, ja sogar ungewöhnlich, ist einiges im Innern der Kirche. Da ist zunächst das Altarbild, das die Verspottung Jesu darstellt. Vielleicht sogar älter als die Kirche selbst, zeigt es einen sehr kraftvollen Jesus. Der Künstler ist unbekannt. Man vermutet, das Bild könnte aus einem ehemaligen Kreuzwegzyklus stammen.

Komplette Innenhülle saniert

Gegenüber von Altar und Kanzel findet sich auf Höhe der Empore der so genannte "Herrenstand", der Platz, der der jeweiligen Schlossherrschaft vorbehalten war. Deren Grablege befindet sich in der Gruft direkt unter dem Kirchenraum. Die Kirche steht auf den Grundmauern einer einstigen, zum Schloss gehörenden Brauerei.

Die letzte große Kirchenrenovierung habe vor knapp dreißig Jahren, von 1980 bis 1985, stattgefunden, erzählt Mesnerin Waltraud Gehring. Neben Dach und Fassade sei damals auch der komplette Innenraum samt Orgel restauriert und ein neuer Fußboden verlegt worden. Da man Teile der Originalfliesen gefunden hatte, wurden die bis dahin vorhandenen Sollnhofer Platten entfernt und ein neuer Fußboden verlegt. Mit seiner Patina kommt er dem ursprünglichen Belag sehr nahe. Im Herbst 2013 wurde in einer erneuten Sanierung die komplette Innenhülle renoviert. Decke, Wände, Fenster und Türen wurden neu gestrichen und das Altarbild gereinigt. Die Umfassung der Empore wurde ausgebessert und die Goldauflagen im gesamten Kirchenraum retuschiert.