Schlosserei Welker seit 150 Jahren in Herzogenaurach
Autor: Manfred Welker
Herzogenaurach, Dienstag, 25. Dezember 2012
Die Herzogenauracher Schlosserei Welker wird bereits in der fünften Generation geführt. Georg Welker hatte vor 150 Jahren die Werkstatt seines Lehrherrn Adam Vellnagel übernommen, seitdem legte immer mindestens ein Welker-Sohn die Meisterprüfung ab.
Seit 150 Jahren wird in der Herzogenauracher Familie Welker das Schmiede- und Schlosserhandwerk betrieben. Beginnend mit dem Jahr 1862 gibt es Meistertradition in fünf Generationen.
Begründer dieser Tradition war Georg Welker, der sich als erster dem Schmiedehandwerk zuwandte. Am 1. Januar 1852 begann er im Alter von 13 Jahren seine Lehre im Hufbeschlagsgewerbe in der Mühlgasse beim Schmied Adam Vellnagel. Das Anwesen trug die alte Hausnummer 83. Nach seiner Lehrzeit und der mehrjährigen Walz, die ihn durch große Teile von Deutschland und Österreich bis nach Wien führte, besuchte Georg Welker einen Hufbeschlagslehrgang an der Veterinäranstalt in Würzburg und absolvierte am 14.
Juni 1861 die Meisterprüfung in Würzburg.
Nach Herzogenaurach zurückgekehrt übernahm er 1862 von der Witwe seines Lehrherrn Adam Vellnagel, Kunigunde Vellnagel, die Werkstatt und das Anwesen Haus Nummer 83 in der Mühlgasse. Da sein Vater Konrad Welker bereits am 2. Juli 1861 verstorben war, übernahm er auch den Hof in der Hinteren Gasse 39, alte Hausnummer 120.
Sein Geschäft konnte er 1862 anmelden und seine selbständige Tätigkeit beginnen. Allmählich verlegte er auch die Werkstatt in die Hintere Gasse. Er heiratete im Jahr 1873 Katharina Daigfuß. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor. Sein Sohn Johann, das dritte Kind, arbeitete bereits 1894 als Lehrling bei ihm. Johann Welker (1877 bis 1934) legte in Erfurt 1901 seine Meisterprüfung als Schmied ab. 1902 heiratete er, sein ältester Sohn Georg wurde 1903 geboren. Es folgten noch zwei Töchter und zwei Söhne. Im Jahr 1916 wurde er als Soldat in den Ersten Weltkrieg eingezogen. Zur Ernte durfte er in diesem Jahr allerdings für einige Tage wieder nach Herzogenaurach kommen und brachte dafür sogar Pferde mit, die ja ebenfalls eingezogen worden waren.
Nach seiner Rückkehr ging er daran, die Schmiedewerkstatt wieder zu aktivieren. Er kaufte eine Ständerbohrmaschine, für die er den Gegenwert der schönsten Jungkuh im Stall aufwenden musste. Die Bohrmaschine wurde vor der Einführung des elektrischen Stroms in Herzogenaurach im Jahr 1923 noch mit einem großen Schwungrad angetrieben. Später wurde sie auf den Antrieb mit Transmissionen umgerüstet und bekam erst dann einen eigenen Elektromotor. Damit wurden etwa die Flacheisen zum Befestigen des Zauns um den Sportplatz des 1. FC Herzogenaurach gebohrt. Nach ihrer Arbeit in der "Schuhbude" kamen die FCler in die Welkersche Werkstatt und bohrten ihre Eisen, wie sich Georg Welker erinnern konnte.
Quasi "nebenher" betrieb die Familie Welker eine große Landwirtschaft. Die Schmiede hatte hauptsächlich Landwirte in der Kundschaft. Georg Welker (1903-1986) bestand am 21. Oktober 1929 seine Meisterprüfung in Nürnberg. Wenige Tage später heiratete er Maria Seeberger. Aus der Ehe gingen drei Töchter und ein Sohn hervor.
Georg Welker wurde Ende Oktober 1943 zur Wehrmacht eingezogen und kam über Eger nach Hof, wo er die Grundausbildung absolvierte. Er war schon zur Verwendung an die russische Front abgestellt, aber der Kommandeur erklärte nur kurz: "Ich nehme keine Männer unter [19]05!" Daher kam er nach Regensburg zu einer Veterinärabteilung. Von dort durfte er auf die Eingabe der Familie hin um Weihnachten des Jahres 1943 wieder einige Tage nach Herzogenaurach zurück, um seine Jahresrechnungen schreiben zu können.
Im Jahr 1944 war er für 14 Tage in Erlangen kaserniert, von dort konnte er mit dem Fahrrad abends nach Herzogenaurach fahren. Die Einheit wurde dann an die Invasionsfront in den Westen verlegt. Georg Welker wurde am 28. Oktober 1944 früh 7 Uhr bei dichtem Nebel durch die Kanadier in Grafenholder gefangen genommen. Am 4. März 1945 wurde Georg Welker mit dem Schiff nach England gefahren. Die Familie erhielt ein ganzes Jahr keine Post. Erst im September 1945 hatten sie die Gewissheit, dass er am Leben war. Die Gefangenschaft dauerte noch rund eineinhalb Jahre. Nach der Entlassung erreichte er über Münsterlager und Dachau am 18. Februar 1947 wieder mit dem Zug den Herzogenauracher Bahnhof.
Steine aus Nürnberg
Von seinen Kunden wurde er bestürmt, das Geschäft wieder anzufangen. Zu diesem Zweck erbaute er Am Hirtengraben eine neue Werkstatt, da es im Anwesen Hintere Gasse 39 zu beengt war. Die Steine dazu holte er aus dem schwer kriegszerstörten Nürnberg.
Das Holz für den Dachstuhl erhielt er von seinen Kunden, sodass der Dachstuhl der Werkstatt noch im Dezember 1948 aufgerichtet werden konnten. Die Ziegel dafür stammten aus Landau an der Isar, die er auf Vermittlung seines Schwagers Hans Seeberger erhielt. Das Dach wurde zu Beginn des Jahres 1949 eingedeckt, sodass der Werkstattbetrieb wieder anlaufen konnte.
Das hauptsächliche Arbeitsfeld der Schmiede lag im Bereich der Landwirtschaft, zum Beispiel im Hufbeschlag von Pferden, die als Zugtiere eingesetzt wurden. Aber auch Kühe und Ochsen mussten beschlagen werden. Es galt auch, in Verbindung mit der Wagnerei Heydt in der Bamberger Straße die hölzernen Wagen zu beschlagen und die eisernen Reifen auf die Räder aufzuziehen. Auch die Schare der Pflüge schmiedete Georg Welker wieder aus und schärfte sie dadurch. Das Arbeitsfeld reichte bis hin zu den kleinen Ziegenbauern, die in die Werkstatt kamen, um ihre Sense oder ihren Grasstumpf wieder dengeln zu lassen.
Aber allmählich erschloss sich für die Schmiede ein neues Arbeitsfeld. Der Bauboom im Gefolge des Deutschen Wirtschaftswunders verlangte von der Werkstatt die Anfertigung von Geländern, Gittern, Toren und Türen. Überdachungen kamen später auch noch dazu.
Mit dem Goggo zu den Kunden
Zunächst hatte Georg Welker ein Sachs-Motorrad mit einem 98 cbm Motor. Am 28. Oktober 1959 kaufte er sich einen Glas T 250, ein so genanntes Goggomobil über die Goggomobil-Vertretung von Oswald Peetz in der Erlanger Straße 28 für 3053 Deutsche Mark. Im Jahr 1967 ein Nachfolgemodell. Damit konnte er seine Kunden in Herzogenaurach und den umliegenden Dörfern besuchen, ohne Wind und Wetter allzu sehr ausgesetzt zu sein. Außerdem wurde die Werkstatt in den Jahren 1962/1963 erweitert.
Sein Sohn Valentin Welker (Jahrgang 1938) legte in Augsburg 1962 die Meisterprüfung im Schmiedehandwerk ab. Der Meisterbrief datiert vom 26. Januar 1962, er übernahm 1970 die Werkstatt. Derzeitiger Werkstattinhaber ist Rainer Welker, der am 23. Mai 1990 in Augsburg die Meisterprüfung im Metallbauer-Handwerk ablegte. Auch sein Bruder Manfred Welker hat am 23. April 1993 in Bayreuth die Meisterprüfung im Metallbauer-Handwerk abgelegt und unterstützt seinen Bruder in der Werkstatt.
In der Werkstatt werden individuelle Kundenwünsche aus dem Bereich des Schlosserhandwerks angefertigt. Unter anderem stammt das vergoldete Turmkreuz auf der St.-Otto-Kirche von Herzogenaurach aus der Schlosserei Welker.
Der Betrieb war auch immer ein Ausbildungsbetrieb. Georg Welker bildete zehn Gesellen aus, darunter auch Franz Hußenether, den späteren Bürgermeister von Haundorf. Valentin Welker hatte zehn Gesellen und auch Rainer Welker konnte bereits Gesellen auf die Prüfung vorbereiten. Die Meistertradition in der fünften Generation wird teilweise mit Kundentreue über zwei oder drei Generationen belohnt.