In der Kita: Schlafwache oder Babyphone?
Autor: Andreas Dorsch
Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 01. Juli 2016
In Höchstadt hält man extra Personal, das in den Kindertagesstätten die schlafenden Kinder beaufsichtigt, für nicht notwendig und auch nicht finanzierbar.
Ein Rundschreiben der Regierung wirft dieser Tage wohl nicht nur in der neuen Höchstadter Kita Regenbogen Fragen auf. In dem Brief, der von der Regierung über die Landratsämter an alle Kinder-Betreuungseinrichtungen ging, wird es "für notwendig erachtet", das Schlafen von Kindern unter zwei Jahren im Schlafraum persönlich zu überwachen. In Höchstadt regt sich dagegen Widerstand.
Bürgermeister Gerald Brehm (JL) und Dana Macioszczyk, die Leiterin der städtischen Kita, halten die persönliche Überwachung der schlafenden Kinder nicht für notwendig. Bisher werde der Schlafraum mit Babyphone - in anderen Kitas sogar mit Videoanlagen - überwacht. Zudem schaue sich alle Viertelstunden jemand bei den Kindern um, sagt die Leiterin.
Eine Schlafwache würde eine Person binden und damit hohe zusätzliche Kosten verursachen. In Höchstadt ist man sich auch noch nicht sicher, ob dieses Schreiben bindend oder nur eine Empfehlung ist. "Wenn die Schlafwache unabdingbar wäre, müsste sie auch finanziert werden", fordert Brehm.
Der Bürgermeister interpretiert das Schreiben so, dass sich alle Träger von Kitas daran halten müssen. Um Klarheit zu bekommen, wendet er sich jetzt seinerseits an den Bayerischen Landtag, den Landkreis und den Gemeindetag und bittet um Aufklärung. Die aktuelle Situation sei "kein Zustand". Die Schlafwache möge gut gemeint sein, müsste dann aber auch finanziell unterstützt werden.
Der Vorschlag der Regierung, die im abgedunkelten Raum das Schlafen der Kinder überwachende Person könnte ja in dieser Zeit beispielsweise Berichte schreiben, stößt bei Brehm und Macioszczyk auf Verwunderung.
Anlass für dieses Rundschreiben sei wohl Angst vor dem plötzlichen Kindstod gewesen. Um den zu verhindern, müsste man aber jedem Kind eine Hand vor den Mund halten und prüfen, ob sie noch atmen, sagt die Kita-Leiterin.
Egal, ob drei oder auch nur ein Kind im Schlafraum wäre, es müsste dann immer eine Schlafwache abgestellt werden.
Kaum fertig und bezogen, ist die - neben den sechs kirchlichen - einzige städtische Kita in Höchstadt auch schon wieder zu klein. Derzeit werden in dem Neubau neben der Anton-Wölker-Schule drei Krippen-Gruppen (0-3 Jahre), eine Kindergartengruppe (3-6) und zwei Hortgruppen (6-14) betreut. Die Kita sei weitgehend voll, bei den Eltern komme sie auch gut an, berichtet die Leiterin. Der Engpass bahnt sich an, weil viele Eltern ihre aus dem Krippen-Alter herauswachsenden Sprösslinge in dieser Einrichtung lassen möchten. Weil mit den Neubaugebieten der Bedarf steige, werde über neue Räume auch schon diskutiert, sagt Bürgermeister Brehm.