Scharfe Wurzel - Meerrettich-Ernte macht viel Arbeit
Autor: Heike Reinersmann
Hemhofen, Mittwoch, 13. November 2013
Im Landkreis Erlangen-Höchstadt wird viel Meerrettich angebaut. Die Bauern hatten das ganze Jahr mit widrigen Wetterbedingungen zu kämpfen. Einige kleine Betriebe mussten wegen der nassen Felder die Ernte wieder einstellen.
Als "Epizentrum des fränkischen Meerrettichanbaus" bezeichnet Landrat Eberhard Irlinger (SPD) den Landkreis Erlangen-Höchstadt, und um diese These zu verdeutlichen, hatte er zur Kren-Ernte auf den Hof von Gerhard Kerschbaum bei Hemhofen eingeladen. Kerschbaum bestellt auf herkömmliche Art rund vier Hektar Ackerfläche sowie weitere 0,7 Hektar auf ökologische Weise mit Meerrettich. Sein Ertrag sei trotz widriger Bedingungen in diesem Jahr gleich geblieben, erzählte er, während viele Betriebe, die ohne Fremdarbeiter auskommen müssen, heuer Verluste von 20 bis 30 Prozent zu beklagen hätten.
Kreisbäuerin Evi Derrer aus Vestenbergsgreuth erzählte: "Seit mehr als 1000 Jahren wird Meerrettich angebaut und ist ein Wahrzeichen unserer Gegend. Er ist das Penicillin unseres Gartens." Aus eigener Erfahrung weiß sie um die Mühen des Anbaus, der Ernte und Weiterverarbeitung.
Christian Merz, Dienststellenleiter des Bauernverbands in Herzogenaurach, erklärte die rund 1000-jährige Anbaugeschichte in Franken: "Bodenqualität und Klima passen gut zum Meerrettich." Diese haben den erfolgreichen Anbau natürlich unterstützt. "Die Sonderkultur Meerrettich ist für die Einkommenssicherung unserer Landwirte von großer Bedeutung", betonte Merz.
Qualitätskontrolle und Zwischenlagerung gehören zum Job von Thomas Hawel, Sohn der legendären Kren-Gretel aus Höchstadt. "Bis jetzt wurden erst 25 Prozent der Jahresernte gerodet", teilte er mit. "Familienbetriebe ohne Fremdarbeiter mussten aufgrund der Nässe die Ernte bereits einstellen. Trotz aller Widrigkeiten ist die Wurzel aber ein beliebtes Produkt und es gibt auch Neueinsteiger in der Produktion", berichtete der Meerrettich-Händler.
Vom Standpunkt der Gastronomie beleuchtete Isabella Miller, die erst im September 2013 gekürte Meerrettich-Königin aus Baiersdorf, die Besonderheiten des eigenwilligen Gewächses. "Erst Meerrettich macht Trüffel, Lachs und andere Spezialitäten zu einem einzigartigen Genuss." In Millers Restaurant "Storchennest" gibt es täglich ein Meerrettich-Gericht, sogar ein Dessert mit dem gewissen Etwas des Kren gehört zum Angebot.
Für Synergie-Effekte bei den Bauern macht sich Wilfried Funke stark, Vorsitzender des Meerretticherzeugerverbandes. "Wir regen den Erfahrungsaustausch an und möchten unser Produkt mit einer einheitlichen Linie noch bekannter machen", umschreibt er die Intention des vor rund zehn Jahren gegründeten Verbandes. "Bayerischer Meerrettich ist mittlerweile eine geschützte Marke."
Zur landwirtschaftlichen Arbeit führte Kerschbaum aus: "Aufgrund der außergewöhnlichen Wetterverhältnisse konnten wir die Fechser erst spät ausbringen. Die mehr als sechswöchige Trockenheit im Sommer hat ein tiefgründiges Wurzeln der Pflanzen verhindert. Jetzt zur Erntezeit im Herbst haben wir zu viel Niederschlag, so dass das Ernten sehr erschwert wird."
Auf dem Feld demonstrierte er, dass der Rettich-Roder nur im Schneckentempo fahren kann und danach viel Handarbeit bleibt. Ein erfahrenes Team von Fremdarbeitern steht dem Landwirt dabei zur Seite. Nach der Ernte sitzen sie vor einem riesigen Berg von Rettichen, entfernen die schwarzen Plastikmanschetten, die ein seitliches Wachstum der Wurzeln verhindern, schneiden Strunk und Fechser ab, raspeln die äußere Haut ab. Erst dann sind die Meerrettichwurzeln bereit zur Weiterverarbeitung.