Schaeffler erwägt mit Rüstung Milliarden-Umsatz - Drohnen-Deal nur Anfang
Autor: Ralf Welz, Agentur dpa
Herzogenaurach, Montag, 22. Dezember 2025
Vor kurzem wurde bekannt, dass der fränkische Autozulieferer mit einem Drohnenhersteller kooperiert - doch die Firma hat noch ehrgeizigere Pläne für das Rüstungsgeschäft.
Der fränkische Automobilzulieferer Schaeffler will neue Wege gehen: "Wir werden ein Unternehmen mit Rüstungsgeschäft", kündigte Schaeffler-Konzernchef Klaus Rosenfeld gegenüber der Süddeutschen Zeitung (SZ) an. Schon vor einigen Wochen hatte die Firma ihre Kooperation mit dem Drohnenbauer Helsing bekannt gegeben. Beide Unternehmen unterzeichneten beim sogenannten Rüstungsgipfel in Berlin eine Absichtserklärung in diesem Zusammenhang. Ziel der Maßnahme ist es, die Drohnenfertigung von Helsing auszubauen und dabei die Expertise von Schaeffler in der Herstellung und Beschaffung von Elektronikkomponenten sowie der Sicherung kritischer Lieferketten zu nutzen.
Die Kooperation mit der Münchner Softwarefirma ist zugleich eine strategische Entscheidung von Schaeffler, sich stärker im Verteidigungsmarkt zu positionieren, da die Automobilindustrie derzeit unter einer Krise leidet. Bei dieser Zusammenarbeit soll es nicht bleiben. Die Verantwortlichen des Herzogenauracher Traditionsbetriebs beschäftigen sich bereits seit einiger Zeit mit der Rüstungsindustrie als möglichem neuen Betätigungsfeld.
Schaeffler hält eine Milliarde Euro Umsatz in Rüstungsindustrie für möglich
"Ich bin zuversichtlich, dass wir in den nächsten Wochen und Monaten zu einer Strategie kommen", erklärte Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld im Juni 2025 in einem Fernsehinterview mit dem Nachrichtensender ntv. Der CEO betonte dabei, dass dies gleichwohl eine Aufgabe sei, die im Zusammenspiel mit der Politik erfolgen müsse. "Da haben wir als Unternehmen einen Auftrag und auch eine gewisse Verpflichtung, mitzuhelfen, dass jetzt Verteidigungsfähigkeit wieder gelingt", so Rosenfeld.
Er sagte der Süddeutschen Zeitung: "Wenn Sie fragen: Könnte man in einem Zeitraum von fünf Jahren unser Verteidigungsgeschäft auf eine Milliarde Euro Umsatz bringen? Dann sage ich: Ja, das könnte man." Ohne Helsing mache das Unternehmen im Verteidigungsbereich heute bereits einen Erlös von rund 100 Millionen Euro.
Helsing-Mitgründer und Co-Vorstandsvorsitzende Gundbert Scherf hielt in einem Gespräch mit der SZ zu der Zusammenarbeit fest: "Die deutschen Autozulieferer können skalieren wie keine andere Industrie und beim Aufbau resilienter Lieferketten zügig unterstützen. Die Zusammenarbeit mit Schaeffler ermöglicht uns eine schnelle und zuverlässige Massenfertigung."
Bis zu 20.000 Drohnen pro Jahr - das sind die Aufgaben von Schaeffler
Der Vorstandsvorsitzende von Schaeffler sprach von einem ersten wichtigen Schritt, "um unser Engagement im Verteidigungsbereich auszubauen. Wir setzen dabei auf unsere seit Jahren bewährte Kompetenz und Innovationskraft im Bereich der industriellen Fertigung. Wir wollen so einen Beitrag leisten, die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands zu stärken und gleichzeitig für Beschäftigung zu sorgen", so Rosenfeld.
Die Krise der Automobilindustrie betrifft als Zulieferer auch Schaeffler direkt. Helsing-Chef Scherf kündigte an, dass das Unternehmen im nächsten Jahr 10.000 bis 20.000 Drohnen produzieren will und im Ernstfall sogar bis zu 100.000 Stück herstellen könnte. Dabei sollen Autozulieferer, die derzeit unter der Branchenkrise leiden, als Partner eingebunden werden.