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Schaeffler baut in Höchstadt 90 Stellen ab


Autor: Andreas Dorsch

Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 15. November 2016

Im Werk Höchstadt wird eine Produktionslinie aus der Sparte Industrie nach Rumänien verlagert. Betriebsbedingte Kündigungen soll es allerdings nicht geben.
Aus seinem Werk in Höchstadt will Schaeffler 90 Arbeitsplätze auslagern.  Foto: Andreas Dorsch


Vor wenigen Tagen ließ auch in Höchstadt die Meldung aufhorchen, der Schaeffler-Konzern verlagere die Produktion aus seinem unterfränkischen Werk Elfershausen an andere, überwiegend ausländische Standorte. Wie der Fränkische Tag in Erfahrung brachte, beschränken sich solche Produktionsverlagerungen aber nicht nur auf die 280 Beschäftigten in Elfershausen. Auch am Standort Höchstadt will Schaeffler 90 Arbeitsplätze auslagern.

Wie Martin Adelhardt, Schaeffler-Pressesprecher für den Bereich Industrie, auf Anfrage versicherte, seien in Höchstadt aber keine betriebsbedingten Kündigungen geplant. Der Stellenabbau solle sozialverträglich gelöst werden.

Möglich sei, einen Teil der betroffenen Mitarbeiter innerhalb des Höchstadter Werkes zu versetzen, ihnen Stellen in Herzogenaurach oder Hirschaid anzubieten. Auch Altersteilzeit-Regelungen will man nicht ausschließen. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat hätten aber noch nicht begonnen, sagt Pressesprecher Adelhardt.

Marktveränderungen, der hohe Wettbewerbs- und Preisdruck, von dem die Sparte Industrie schon länger betroffen sei, mache es notwendig, die Herstellungs- und Verwaltungskosten zu verringern. Laut Adelhardt sehen die Pläne für Höchstadt konkret vor, eine Produktionslinie auszulagern und im Werk "Restrukturierungsmaßnahmen" durchzuführen.

Der Pressesprecher schließt nicht aus, dass es in Höchstadt zusätzlich auch einen Abbau von Stellen in Verwaltung und Vertrieb geben könnte, die der Industriesparte zugeordnet sind.

Die Produktionslinie, die derzeit noch in Höchstadt läuft, wird in das neue Schaeffler-Werk im rumänischen Brasov verlagert. Das ehemalige Kronstadt in Siebenbürgen am Fuß der Karpaten zählt 250 000 Einwohner. Niederlassungen namhafter deutscher Unternehmen schießen dort wie Pilze aus dem Boden. Auch Schaeffler ist dabei.


Höchstadt kann nicht mithalten

"Die sind dort top ausgestattet", weiß der Höchstadter Betriebsratsvorsitzende Roland Holler aus eigener Anschauung. Schaeffler verdiene zwar in Höchstadt auch mit diesem Produkt noch Geld, könne aber mit den Produktionskosten in Rumänien nicht mithalten. Holler: "Das ist Kapitalismus."

Man müsse die Verlagerung der Produktion größerer Lagertypen in Kauf nehmen, sagt Holler. Eine konkrete Zeitschiene sei aber noch nicht bekannt. Er wisse bisher nur, dass die Maßnahme bis Ende 2018 abgeschlossen sein soll. Die Mitarbeiter seien in der vergangenen Woche über die Pläne der Konzernleitung informiert worden, für kommende Woche plane er eine Betriebsversammlung.

Die beiden ehemals eigenständigen Höchstadter Schaeffler-Werke Metall und Kunststoff sind inzwischen unter einer Führung zusammengefasst. Insgesamt beschäftigt Schaeffler etwa 1700 Mitarbeiter in Höchstadt.
Mit dem Abbau im Metall-Bereich beschäftigt sich der Betriebsratsvorsitzende Holler bereits seit 2009. Seither ist es ihm gelungen, 120 Mitarbeiter "von Metall nach Kunststoff umzuschlichten". Man habe zwischen den beiden Werken in Höchstadt immer einen Ausgleich gefunden, blickt Holler zurück.

Und er ist überzeugt, die anstehende Restrukturierung im Werk auch wieder ohne betriebsbedingte Kündigungen hinzubekommen. Besonders freut er sich über die solidarischen Angebote aus den Schaeffler-Werken Herzogenaurach und Hirschaid, Kollegen aus Höchstadt zu übernehmen.

Holler kämpft für den Erhalt der Arbeitsplätze. Dabei profitiert er davon, dass die Automotiv-Sparte in Höchstadt boomt. Die Metaller müssen dagegen dem Nachfragerückgang vor allem bei Windkraft und Druckmaschinen Tribut zollen.