Sambacher besuchen ihre Orgel in Österreich
Autor: Evi Seeger
Sambach, Freitag, 13. Sept. 2013
Bei der Pfarrwallfahrt machten die fast 60 Teilnehmer einen Abstecher nach Sankt Florian in Österreich. Dort entsteht in der Werkstatt der Familie Kögler gerade das neue Instrument für die Sambacher Pfarrkirche.
Der neuen Sambacher Orgel wird nicht das gleiche Schicksal beschieden sein, wie dem alten Instrument der Pfarrkirche Sankt Antonius Abbas. Die alte im Zuge der Kirchensanierung ausgebaute Orgel aus dem Jahr 1924 war in Teilen völlig vom Holzwurm zerfressen.
Die neue Kögler-Orgel wird aus beständigem Eichenholz gefertigt. Und das ist - so der Orgelbauer im österreichischen Sankt Florian - "wurmresistent". Während einer Pfarrwallfahrt "besuchten" fast 60 Pfarrmitglieder aus Sambach und Pommersfelden zusammen mit Pfarrer Wolfgang Eßel ihre künftige Orgel in der österreichischen Werkstatt.
Fast im Schatten der Türme des berühmten Stifts Sankt Florian bei Linz befindet sich die Niederlassung des Orgelbauunternehmens.
Mit zehn Mitarbeitern ist es eine eher kleine Manufaktur, die jedoch auf eine sehr ereignisvolle Geschichte bis ins Jahr 1832 zurückblicken kann.
Dass die Firmengeschichte mit Anton Bruckner sehr verbunden ist, verwundert nicht. Begann der berühmte Komponist doch als Chorknabe und später als Organist im Stift seine musikalische Laufbahn. Die bekannte "Bruckner-Orgel" der Stiftskirche wurde von den Orgelbauern aus Sankt Florian restauriert. Seit 1972 ist die Orgelbauwerkstätte im Besitz der Familie Kögler.
Rückbesinnung auf alte Praktiken
"1989 haben wir uns entschlossen, zurück zum klassischen Orgelbau zu gehen", sagte bei der Führung durch die Werkstätten Christian Kögler. In Rückbesinnung auf bewährte jahrhundertealte Praktiken werden heute mechanische Schleifladenorgeln hergestellt. Natürliche Materialien wie lange gelagertes Eichenholz, Blei, Zinn und Leder werden dazu verwendet. Beim Bau der Orgel würden keinerlei Metallverschraubungen oder Nägel, sondern ausschließlich Holzverbindungen benutzt.
"Dadurch liegen die Hölzer völlig spannungsfrei nebeneinander", erläuterte der Orgelbauer. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Holzoberflächen nicht geschliffen, sondern von Hand gehobelt werden, um die Poren zu verschließen. Durch diese besondere Herstellungsweise könne die Orgel Trockenheit und Feuchtigkeit gleichermaßen gut vertragen. Da die Teile eigentlich nur "zusammengesteckt" werden, sei das Instrument zudem sehr "servicefreundlich". Reparaturen wären praktisch ohne Werkzeug möglich, was die Kosten minimiere.
"Schwierig" ist nach den Worten des Orgelbauers jeweils die Intonation, die an Ort und Stelle vorgenommen wird. Eine Orgel müsse gut auf den jeweiligen Kirchenraum abgestimmt werden und benötige deshalb eine entsprechende Größe. Die Sambacher Orgel wird 21 Register haben und ist damit genau richtig - weder zu groß noch zu klein für das Gotteshaus.
Die Anschaffung einer neuen Orgel ist immer ein Generationenprojekt. Gut verarbeitet könne die "Königin der Instrumente" 300 bis 400 Jahre und älter werden, sagte Kögler. Vom Typ her wird das Sambacher Kircheninstrument eine süddeutsch-österreichische frühromantische Orgel sein. "Technisch fertig" wird die Orgel noch in diesem Jahr, allerdings ist sie dann noch nicht bespielbar. Im nächsten Jahr werde dann mit der Intonation begonnen, das heißt, das Instrument wird "auf Klang gebracht".
Altes Gehäuse kann wieder verwendet werden
Das Gehäuse der alten Orgel, vom Denkmalamt als "wieder verwendungsfähig" erklärt, steht bereits in Sankt Florian und wird auch das neue Instrument umgeben. Die Innenseite wurde bereits mit einer besonderen atmungsaktiven Farbe gestrichen.
Die neue Kögler-Orgel ist auf 270.000 Euro veranschlagt. Einen Großteil der Kosten wird der Orgelbauverein aufbringen, der vor zehn Jahren unter dem Vorsitz des Sambacher Organisten Rainer Dippold gegründet wurde.
Bei einer Führung durch Stift und Kirche von Sankt Florian standen die Besucher auch am Sarkophag von Anton Bruckner, der in der Gruft seiner geliebten Kirche direkt unter der Orgel seine letzte Ruhestätte fand. Ihre Unterkünfte hatten die Sambacher in Spitz, dem berühmten Weinort in der Wachau. Außer einer Schifffahrt auf der Donau nach Dürnstein wurde die barocke Wallfahrtskirche "Maria Taferl" besucht und in der Kirche des berühmten Klosters Melk Sonntagsgottesdienst gefeiert.