Druckartikel: Rundumschlag der Außerirdischen

Rundumschlag der Außerirdischen


Autor: Evi Seeger

Höchstadt a. d. Aisch, Sonntag, 27. Januar 2013

Die Höchstadter Fosänachter haben bei ihrer Fahrt im "Raumschiff Surprise" viele Wesen von anderen Sternen getroffen: Saturnianer, Marsbewohner - und Lonnerstadter. "Völlig loosgelöst" feierten die Narren ihre Prunksitzung in Gremsdorf.
Zwei Außerirdische und ihr Blick auf die Erde: Conny Hertel-Bischof und Geli Ort (rechts).  Fotos: Evi Seeger


"Können wir nun endlich starten?" Nein, der Landrat brauche noch seine Liederbücher, kam es aus der Kommandozentrale. Das "Raumschiff Surprise" mit Gary Schlosser, Jörg Staudigel und Matthias Rehäußer hatte bereits jede Menge Lokalprominenz an Bord, als es der alten Mutter Erde den Rücken kehrte. "Völlig looosgelöst" feierten die Höchstadter Fosänachter am Samstag im Forum der Barmherzigen Brüder ihren diesjährigen Faschingshöhepunkt.
"Wir siedeln uns im Weltall an" war das Motto, das dem laut Maya-Kalender prophezeiten Weltuntergang geschuldet war. Nein, es stimmt nicht, dass es auf einem Raumschiff nichts zu lachen gibt, wie Käpt'n Kork, Mr. Spuck und Schrotty vom (T)Raumschiff feststellten: Die rund 300 Besucher erlebten bis Mitternacht ein Feuerwerk an Büttenreden, Gags, Musik und Show.
Das Spektakel war immer dann am besten, wenn es um Lokales ging.

Natürlich nimmt sich der Aischgrund und seine "Perle" (Höchstadt) mitten drin von einem fernen Stern ganz anders aus! Auch die Redner in der Bütt betrachteten das Geschehen aus höherer Warte. Der Beppo sei sofort eingestiegen: "Der weiß am besten, dass Höchstadt untergeht!"
Für Dekan Kemmer ist der Weltuntergang offensichtlich keine Frage, so lange der Kirchturm nicht saniert ist. "So lange des Gerüst steht, geht ka Welt unter", wurde Zimmermann Alfred Leicht zitiert. Dass von der Höchstadter CSU nur einer ins Weltall will, hat seinen Grund: "Wenn der Bürgermeister einsteigt, bleiben sie da. Dann haben sie endlich wieder Mehrheiten in Höchstadt."
Die Büttenreden waren das Salz in der Suppe des Faschingsspektakels. "Conny", Konrad Scheubel, war als "Commander One" wie immer der erste auf der Bühne. In seiner selbst geschriebenen Rede gab das verflossene Jahr ebenso viel her wie der Blick in die Zukunft. Dabei legte der Fosänachter den Finger in so manche Wunde: Neue Einkaufszentren - "bald mehr als wir Bürger haben" -, das Aussterben der Innenstadt und anderes mehr waren dem Commander aufgefallen. "Der Aischpark im Osten, do kriegst gleich des Gfraasch, geht scho nunter bis Adelsdorf und Aasch."
Auch die Nachbargemeinden wurden bedacht: die Luftverschmutzung in Gremsdorf, die Weltkinder von Lonnerstadt, die Uhren von Mühlhausen. Ein unerschöpfliches Thema bildeten die Wahlen im kommenden Jahr. Was Scheubel zu Spekulationen veranlasste: "Die Suche nach einer fähigen Person für den höchsten Landkreisthron." Und dass die CSU "mit aller G'walt den Stefan Müller beärbert, die Seebacher Lichtgestalt".
Die Hornochsenband unter Leitung von Georg Römer hatte unzählige Tuschs und Schunkelrunden zu spielen. Der Schlachtruf "Höchstadt - Helau, Gremsdorf - Helau, Fosänachter - Helau" donnerte immer wieder durch den Saal. Über all dem thronte ein Siebenerrat, und Höchstadts Obernarr Andreas Hänjes steuerte das Raumschiff in ferne Galaxien. Als Copiloten hatte er Nachwuchstalent Andre Bischof angeheuert.
Das machen die Fosänachter überaus geschickt: Sie sorgen beizeiten für Nachwuchs. Neben Andre Bischof überzeugten die bezaubernden Weltraummäuse unter der musikalischen Leitung von Hans Häfner, deren Auftritt Helga Schulz einstudiert hatte. Nach Michelle aus Röttenbach, der amtierenden Bezirksmeisterin im Mariechentanz, betrat Antonia Huber, jüngstes Mitglied in der Bütt, die Bühne mit der Forderung "Kinder an die Macht". Die Enkelin des Zweiten Bürgermeisters Günter Schulz (SPD) verspricht einmal eine große Fosänachterin zu werden.
"Menschen - der Wahnsinn", staunten die drei Außerirdischen (Conny Hertel-Bischof, Geli Ort und Susanne Utz). Ihnen waren schon viele Wesen von anderen Sternen begegnet, Saturnianer, Marsbewohner - und Lonnerstadter. Der Count Down lief, als das Raumschiff in dieser "Nacht der Nächte" auf die Pause zusteuerte. Die Supersänger Günter und Alexander Schulz, Lukas Schwägerl und Erwin Staudigel interpretierten unter der Leitung von Hans Häfner Songs wie "Sternenhimmel" oder besagtes "Völlig loosgelöst".
Dann kam Willi Dennerlöhr! Der Weidendorfer liebt das Wortspiel und kam zum Maya-Weltuntergang als Biene Maja. Klar, dass er zur verschobenen Apokalypse viel zu sagen hatte. Aber auch Aktuelles, immer brandfrisch der Tageszeitung entnommen, bringt den bekannten Fosänachter zum Nachdenken. Flughafendesaster, Musikanten-Allerlei, Fußball und Politik. Für die Höchstadter SPD hat er einen guten Rat: Sie sollten Peer Steinbrück einmal einladen - als Schirmherrn für ihr "Stein-Brück-Fest".
Neu in der Bütt war Gitti Constien, die als "Tubberberaterin" von vielen zwischenmenschlichen Begegnungen berichtete. Mit einer überaus fetzigen Zaubershow brachten "Die Verrückten" Manfred Stark und Michael Petermann ihr Publikum zum Staunen. Die Höchstadter hatten gerade erst in der BR-Fernsehshow "Franken sucht den Supernarr" den dritten Platz errungen. Mit seinem Sohn Michael begeisterte Manfred Stark dann noch mit einer Lichtshow.
Bis zum Schluss hatten sich die Fosänachter ein erotisches Highlight aufgehoben: Kopf oder Bauch - ein Männerballett (mit Günter Schulz, Konrad Scheubel, Peter Munkert, Wolfgang Finger, Georg Dorsch) unter der Leitung von Evelyn Boebé mit Kostümen von Gusti Dorsch. Unbeschreiblich - das muss man gesehen haben!