Druckartikel: Rezept gegen das Verkehrschaos

Rezept gegen das Verkehrschaos


Autor: Michael Busch

Heßdorf, Freitag, 30. März 2018

Das Gewerbegebiet in Heßdorf ist stark frequentiert. Mehr Verkehr sorgt aber für mehr Risiken. Die Apothekerin Adelinde Reinhardt hat Lösungsvorschläge.
Adelinde Reinhardt ist sich sicher, dass kleine Änderungen helfen könnten.   Foto: Michael Busch


Im Grunde ist die Idee fast zu einfach. Adelinde Reinhardt ist der Überzeugung, dass eine Linie weniger und ein paar Streifen mehr, die Sicherheit bereits deutlich erhöhen könnten. "Dieser durchgezogene Strich lädt zum Parken ein, der sollte weg. Dafür an dieser Stelle ein Zebrastreifen und es wäre hier schon ein wenig sicherer!"
Reinhardt ist die Chefin der Apotheke im Heßdorfer Gewerbegebiet an der A 3. Treffenderweise heißt ihre Apotheke so wie die vorbeiführende Autobahn. "Das ist ein Teil des Publikums, das hier regelmäßig ins Gewerbegebiet fährt", erklärt die Geschäftsfrau. Sie ist seit Anfang an dabei. 2011 startete sie zusammen mit einem Fast-Food-Lokal, einem Matrazenverkäufer und ein paar anderen Geschäften auf dem Areal zwischen Staatsstraße und Autobahn.


Unübersichtliche Kreuzung

Über die Straße fällt der Blick auf die Discounter, ein Lokal, einen Supermarkt, Drogeriemarkt, Schuhgeschäft und Ein-Euro-Laden. "Die Leute parken auf einer Seite und wechseln dann mal schnell auf die andere Seite, um weitere Dinge einzukaufen", sagt sie. Der Fußgängerwechsel erfolgt direkt an den beiden Ein- respektive Ausfahrten. "Eine unübersichtliche Stelle für alle Beteiligten", sagt Reinhardt .
Immer wieder komme es zu "Beinahe-Unfällen" an dieser Stelle. Bedingt durch die Unübersichtlichkeit an dieser Stelle, Lastwagen, die die Sicht wegnehmen, und Autofahrer, die mit der gegebenen Situation völlig überfordert sind. Selbst die Personen, die in dem Gewerbegebiet arbeiten und die Gefahr kennen, kommen immer wieder in bedenkliche Situationen durch den Verkehr. "Das hier noch nichts passiert ist, überrascht", weiß die Apothekerin.
Dabei sei eine Entschärfung so einfach in drei machbaren Schritten zu gestalten. Erstens müssten die Zu- und Abfahrten für die Parkplätze klarer geregelt sein. "Vorne rein und hinten raus", wäre die einfache Lösung laut Reinhardt. Sprich: Eine Art Einbahnstraßenverkehr würde die Unübersichtlichkeit deutlich vermindern.
"Dann müsste dieser durchgezogene Streifen weg." Ein Streifen, der die Straße in den hinteren Bereich des Gewerbegebietes ebenfalls unübersichtlich trennt. Statt eines Mittelstreifens, der den Eindruck zweier Fahrstreifen wiedergibt, impliziert der eine Streifen eine vermeintliche Parkfläche für Lastwagen. Was an sich schon skurril ist, da die Lkw in das Gewerbegebiet eigentlich gar nicht einfahren dürften. Auf den Punkt gebracht: Dort stehen Laster, die bis dahin gar nicht fahren dürften.


Immer mehr Verkehr

Und die dritte Maßnahme? Ein Zebrastreifen zwischen dem dortigen asiatischen Lokal und dem Teil, auf dem sich auch die Apotheke befindet. Dort könnten die Besucher sicherer den Ort wechseln, als quer über die stark befahrene Kreuzung.
Warum sich in den vergangenen Jahren nichts getan hat, mag Reinhardt nicht beurteilen. "Der Verkehr hat zugenommen, aber gemacht wurde nie etwas!", moniert sie. Bereits bei den Berechnungen, ob sich der Standort für mich lohnt, habe man von rund 6000 Autos pro Tag gesprochen, es seien deutlich mehr geworden. Doch die Probleme wurden nie angegangen. Das Lasterproblem stehe, aber auch die immer noch fehlende Busverbindung. Eine Mitarbeiterin eines weiteren Unternehmens, die aber nicht genannt werden möchte, sagt: "Sie haben hier abends ein ungutes Gefühl,wenn Sie zwischen den Lastern zu ihrem Auto gehen." Die subjektive Sicherheit sei nachhaltig gestört.
Adelinde Reinhardt hofft aber darauf, dass es endlich Verbesserungen gibt. Auch wenn sie weiß, dass der Heßdorfer Gemeinderat das Thema wieder einmal geschoben hat. Da aber der Verkehrsinfarkt immer näher komme, hoffe sie, dass das Rezept endlich eingelöst werde.


Kommentar von Michael Busch:

Es ist das älteste Prinzip in der Welt des Verkehrs. Und das offensichtlich erfolgreichste, weil augenscheinlich sparsamste. Das Prinzip heißt: "Da muss erst was Ernsthaftes passieren, damit etwas geändert wird!"
Überraschenderweise ist das dann auch so. Lässt sich immer wieder beobachten. Dort, wo ein Unfall war, kommt es oft zu einer baulichen Veränderung, oder es wird die Geschwindigkeit kontrolliert, oder beides...
Wer einfach mal Spannung pur erleben will, der findet sich im Feierabendverkehr oder noch besser am Samstagmorgen im Heßdorfer Gewerbepark ein.
Bei gutem Wetter bietet sich ein fast südländischer Flair, wenn Autofahrer wochenendgestresst, wild gestikulierend und überraschend oft hupend, ihrem Ärger freien Lauf geben. Es geht nur müßig vor, manchmal auch zurück. Der Rastende von der Autobahn trifft auf das rostende Vehikel, welches in der dortigen Waschanlage aufpoliert werden soll.
Und zwischendrin: die Fußgänger, die vom Discounter zum Fast-Food-Anbieter wechseln, von der Apotheke zum Ein-Euro-Shop.
Seit acht Jahren ist der Um- und Zustand bereits so. Getan hat sich zur Verbesserung: Nichts! weder ein Bus, der seit Jahren gefordert wird, keine Querungshilfen, keine Lichtanlagen, keine Hilfen. Laster dürfen gar nicht in das Gebiet fahren und trotzdem müssen Fußgänger und Kleinwagenfahrer sich zwischen diesen motorisierten Großmaschinen hindurchquälen. Oft eben mit hohem Risiko. Das ist aber gut, denn schaue zum Anfang: Erst wenn was passiert, dann ändert sich was.