Repräsentanten der Stadt
Autor: Johanna Blum
Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 22. August 2017
Der Spielmannszug der FFW ist für Höchstadt weit mehr als eine Musikergruppe.
Seit seiner Gründung ist der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Höchstadt nicht mehr aus dem kulturellen Leben der Stadt wegzudenken. Kirchweih, Altstadtfest, Fasching, Jahreskonzerte und Musikfeste in ganz Bayern gehören zum Programm. Die Musiker in ihren Landsknechtstrachten sind jedoch nicht nur der Klangkörper der Feuerwehr Höchstadt, sondern auch die fränkischen Landsknechte der Stadt.
Die ersten Überlegungen zur Gründung eines Spielmannszuges stammen aus dem Jahr 1952. Als die FFW Höchstadt damals im Mai ihr 90-jähriges Bestehen feierte, gaben Musikanten aus anderen Städten den Ton an. In den Reihen des Vorstands um Kommandant Alois Schell und Vorsitzenden Georg Butterhof war man sich einig, dass auch der Feuerwehr Höchstadt ein eigener Zug gut zu Gesicht stehen würde.
Fünf Männer verfolgten diese Idee weiter. Es waren Georg Butterhof, Josef Dausch, Georg Dengler, Heinrich Butterhof und Alois Schell. Die Instrumente für die ersten Spielleute wurden noch im gleichen Jahr durch Kreisbrandmeister Heinrich Butterhof, Kommandant Alois Schell und Vorstand Georg Butterhof in Höchstadt, Lonnerstadt, Mailach und Sterpersdorf teilweise für 10 bis 30 D-Mark aufgekauft. Die Trommeln stammten noch von den Spielleuten des Jungvolkes. Da sie fast alle defekt waren, mussten sie erst hergerichtet werden. Der Trommler Josef Dausch übernahm diese Aufgabe sowie auch die Ausbildung der Schlagwerker. Als erste Übungsstätte diente das Kellerhäuschen "Blauer Löwe".
Zuerst ein reiner Trommlerzug
Im Mai 1953 erfolgte dann die Gründung des Spielmannszuges. Zunächst war es ein reiner Trommlerzug, als Uniform diente die Feuerwehrkombi mit aufgenähten Schwalbennestern. Ab dem Frühjahr 1954 wurde das Klangbild durch den Einsatz von Pfeifern und Fanfarenbläsern ergänzt. Die Ausbildung beider Gruppen übernahm der Kapellmeister der Stadt, Paul Kwoczalla. Der komplette Spielmannszug erntete alsbald bei den Auftritten viel Applaus und Anerkennung.Im Dezember 1954 waren es schon 20 aktive Musiker. Beim gemeinsamen Standkonzert mit der Stadtkapelle zur Feuerschutzwoche im Oktober 1955 zeigte sich der Spielmannszug bereits im neuen Gewand, wobei jeder Spielmann selbst für die Kosten der Uniform aufkommen musste. In blauer Jacke und weißer Hose traten die Spielleute nunmehr auf.
Im Juni 1957 unterzog sich der Spielmannszug erstmals einem Wertungsspiel. Beim fränkischen Bundesmusikfest, ausgetragen vom Musikverein Kasendorf, erreichte man das Prädikat "Sehr gut mit Lob". Im Mai 1958 wurde in Höchstadt ein Bundesmusikfest des NBMB aus Anlass des 75-jährigen Bestehens der Feuerwehrkapelle gefeiert. Acht Spielmannszüge und 40 Kapellen waren zum größten Musikfest in der Geschichte der Stadt gekommen.
Es folgten - bis heute - viele Ehrungen. Schon beim 1. Bayerischen Landesmusikfest 1960 in Erlangen erhielt der Spielmannszug beim Marschmusikwettbewerb als beste aller Teilnehmergruppen das Prädikat "1. Rang mit Auszeichnung". Im Mai 1994 beteiligte sich der Spielmannszug am 7. Bundeswertungsspiel des Deutschen Feuerwehrverbandes in Rietberg.
Bei diesem Treffen von fast 2000 Musikern aus dem gesamten Bundesgebiet vertrat der Höchstadter Zug als einziger Teilnehmer den Freistaat.
Beliebt als Ausbildungsort
Inzwischen ist Höchstadt zu einem Ausbildungsmekka für bayerische Spielmannszüge geworden. Waren es anfänglich die Musiker der fränkischen Feuerwehren, die von Spielleuten des Zuges ausgebildet wurden, hat sich mittlerweile auch der Landesfeuerwehrverband bei den Höchstadtern eingerichtet.Mit der Einspielung einer eigenen CD "Jubilee" hat man im Oktober 2002 ein weiteres Ziel verwirklicht. Ein Highlight war die Teilnahme an der "Grande Parade" anlässlich des 80. Geburtstages von Papst Benedikt in Rom im Jahr 2007.
Seit vielen Jahren steht Evelyn Berier am Pult des Spielmannszuges
Am Pult des Spielmannszugs steht seit dem Jahr 2000 Evelyn Berier. Sie ist staatlich anerkannte Dirigentin und hat ihre musikalische Ausbildung nebst der beruflichen Ausbildung über viele Jahre hinweg beim NBMB genossen: Doch eingetreten ist sie schon 1979.Nach mehreren Prüfungen übernahm Berier 1986 die Ausbildung von Neuanfängern im Spielmannszug. Die Dirigentin: "Ich bilde jetzt also bereits seit über 30 Jahren aus und mittlerweile hab ich schon die Kinder meiner damaligen Flötenkinder zur Ausbildung im Unterricht." Während dieser Zeit hat sich viel verändert, so spielen mittlerweile alle komplett nach Noten, auch wurde das Instrumentarium erneuert.
Seit vielen Jahren gehen die Musiker einmal im Jahr zu Wettbewerben, bei denen man sehr oft die höchste Auszeichnung einheimsen konnte, was ohne monatelange Vorbereitung und harte Arbeit nicht möglich wäre, so Berier: "Sieht man die Begeisterung der Jugendlichen beim Musizieren und hört man den Erfolg, dann macht es großen Spaß, Dirigentin zu sein." Es gebe allerdings auch Momente, so gesteht sie, "in denen man lieber im Erdboden verschwindet, als zu dirigieren".
Durch das Musizieren in anderen Vereinen und Gruppierungen, wie z.B. dem Nordbayerischen Spielleuteorchester oder dem Bundesdeutschen Spielmannszug, bildet sich die Höchstadter Dirigentin hinsichtlich der Stückauswahl und Instrumentenauswahl fort.
Einer der Auftritte ist ihr besonders in Erinnerung geblieben, die Parade zum 80. Geburtstag von Papst Benedikt in Rom. Berier: "Wir durften damals beim Gottesdienst in der riesigen Peterskirche musizieren. Jede teilnehmende Kapelle durfte anschließend mit Marschmusik durch den gesamten Petersdom ziehen und wir waren die ersten. Mir läuft es heute noch eiskalt den Rücken hinunter, als wir dort den Coburger Marsch spielten und der Hall dieser riesigen Kirche uns fast umwarf."