Reisebüros in Not: Insolvenz für viele in Sichtweite
Autor: Johanna Blum
Höchstadt a. d. Aisch, Montag, 30. März 2020
Reisebranche kollabiert unter den Folgen der Beschränkungen wegen des Corona-Virus. In Höchstadt und Umgebung kämpfen Reisebüros und Busunternehmen.
Unternehmen und Betriebe leiden unter den dramatischen Folgen der Corona-Krise. Betroffen sind auch Reisebüros und Busunternehmen - nicht nur in Deutschland.
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Monika Mäx vom TUI Reisecenter in Höchstadt berichtet: "Jede unserer drei Filialen ist betroffen. Ob großes oder kleines Reisebüro - es sei jetzt ein Miteinander in der Branche nötig." Jedes Reisebüro kämpfe mit den gleichen Problemen. "Viele Reisebüros vermuten, dass sie jetzt schon insolvent sind", sagt Mäx. Einen Überblick über das wahre Ausmaß habe derzeit aber niemand. "Für unser Team steht aktuell der direkte Kontakt zu unseren Kunden im Vordergrund. Hierzu gehört eine riesige Anzahl von verunsicherten Kunden, deren Urlaubsreise vor der Tür steht. Aber eben auch eine große Anzahl derer, die aktuell im Ausland und ebenfalls stark verunsichert sind", fährt Mäx fort. "Aufgeteilt zwischen Notdiensten und Homeoffice geben unsere Mädels aktuell alles, um allen Fragen gerecht zu werden."
Das sei alles Serviceleistung ohne Verdienst, sondern ganz im Gegenteil, "unsere Unternehmen müssen die Provisionen, welche schon für getane Arbeit geflossen sind, zurückzahlen". Denn bei Stornierungen seitens des Veranstalters gebe es keine Provision. Viel Geld werde zurückgefordert und neue Buchungen kämen im Moment nicht zustande.
Was diese Stornierungen für ihr Reisebüro bedeuten, verdeutlicht Mäx so: "Das wäre bei anderen Branchen so, wie wenn in der Boutique, im Schuhladen oder im Supermarkt der Kunde die Sachen vom letzten halben Jahr zurückbringt, und das Unternehmen muss das Geld komplett an den Kunden zurückzahlen. Deshalb hat kein Reisebüro im Moment einen tatsächlichen finanziellen Überblick, da noch nicht absehbar ist, wie lange die Stornowelle anhält." Mäx ist voll des Lobes für ihr Team, das "trotz Kurzarbeit und den vielen traurigen Reiseabsagen vollen Einsatz zeigt".
Sie seien jetzt sehr optimistisch und planen Gruppenreisen für Herbst. "Am vergangenen Montag wären wir mit 15 Leuten nach Kuba geflogen. Die Reise war vom Veranstalter noch nicht abgesagt und die Entscheidung lag bei uns, was für uns sehr schwer war. Aber jetzt sind wir und unsere Kunden dankbar dafür, dass wir diese Reise aus eigener Verantwortung abgesagt haben", betont die Reisebüro-Chefin.
Vorzeichen ignoriert
Die Reisebüros hätten es schon lange vorher zu spüren bekommen. Leider habe das niemand erwähnt. Nach der Krise könne es auch sein, dass sogar manche Fluggesellschaften nicht mehr existieren. Das heiße, der Markt werde erst einmal eng, bis alles wieder anläuft: "Aber die Regierung hat uns ja große Hilfe versprochen, und die Reisebranche hat schon viele Krisen und Pleiten überstanden."