"Ich hoffe, sie kommt, das kann man nicht immer so genau sagen", kündigt Carola Engert (53) an, während sie ihren weitläufigen Garten am Waldrand von Weingartsgreuth betritt und sich schon einmal umschaut. Normalerweise dauert es nicht lange, bis sich Jacky, ein Reh, das sie vor vier Jahren schwer verletzt großgezogen hat, zu ihr gesellt und nicht mehr von ihrer Seite weicht. "Es ist zu meinem dritten Kind geworden", sagt die Mutter von zwei erwachsenen Kindern.

Als dreiwöchiges Rehkitz wurde Jacky von einem Fuchs in die Nase gebissen. Der Jagdpächter - Engerts Bruder - brachte es zu ihr. Sie päppelte das Tier auf, zuerst im Wohnzimmer, dann in einem Schuppen. Seitdem ist Jacky bei den Engerts heimisch geworden (wir berichteten).

Argentinien hat keine Chance
Wie aus dem Nichts taucht Jacky dann auf einmal auf. Sie hat wohl schon gespürt, dass in ihrem Revier im Garten von Carola Engert etwas im Busch ist. Und das war es tatsächlich: eine argentinische und eine deutsche Fahne warteten bereits auf sie. Bereit für das finale WM-Orakel. Das Reh fackelt nicht lange, trifft eine schnelle Entscheidung und stößt mit seiner Nase gleich an die schwarz-rot-goldene Flagge. Argentinien kümmert Jacky dagegen nicht im Geringsten. Carola Engert kann da nur zustimmen: "Ich glaube auch, dass Deutschland gewinnt."

So schnell das Reh kam, so schnell läuft es dann auch wieder weg. In der Wiese im Garten hat Jacky bereits dreimal Junge zur Welt gebracht, einmal ein Kitz und zweimal Zwillinge. Im Oktober will Engert das Reh in die freie Natur entlassen. Sie ist sich aber sicher, dass Jacky immer wieder mal im Garten auftauchen wird.